Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis
ihren Badezimmerschränken aufbewahrten. Fast alles hat Warnhinweise auf der Packung: giftig, ätzend, bei Augenkontakt sofort mit Wasser auswaschen. Aber da lag ein Stapel dicker, flauschiger Handtücher, und ich hatte Deuces Glock. Ein Behelfsschalldämpfer. Aber ich würde die Glock in Taillenhöhe halten müssen, nah am Körper, damit die Handtücher als Schalldämpfer fungieren konnten. Die Waffe so zu halten hieß, dass ich nah an Blade heran musste, bevor ich schießen konnte. Wenn Blade so gut war wie die anderen, hätte er seine Pistole in Reichweite. Ich hatte also nur einen Schuss, und der musste sitzen.
Wie kommt man so nah an einen schwer bewaffneten Mannheran? Antwort: halb nackt. Ich legte die Waffen ab, zog das T-Shirt und die Weste aus. Die würde ein Messer sowieso nicht aufhalten, und der Plan war, dass er gar nicht erst zur Waffe greifen würde, richtig? Außerdem legte ich es auf eine Verführung an. Einer Kevlarweste fehlt dabei das gewisse Etwas. Den BH behielt ich an. Meine Nerven waren nicht mehr so gut. Außerdem, wenn er verlangte, ich solle noch etwas ausziehen, bliebe sonst nur noch die Hose übrig. Das war wie beim Strippoker: je mehr Klamotten, desto mehr Spielraum.
Die Dusche wurde zugedreht. Scheiße. Meine Zeit war um. Mir klopfte plötzlich das Herz im Hals. Aber ich musste da rein, bevor er rauskam. Wenn er die Leiche sah, brauchte ich mir über eine Vergewaltigung keine Sorgen mehr zu machen.
Ich steckte die Glock in den Hosenbund, hielt mir die Handtücher vor den Leib und öffnete die Tür. Ich drückte sie hinter mir zu und lehnte mich dagegen. Blade blickte auf. Seine dunkle Haut war mit Wasser beperlt, und Deuce hatte recht gehabt. Blade sah nackt sehr hübsch aus. Unter anderen Umständen wäre es ein Vergnügen gewesen, ihn zu betrachten. Jetzt war ich so verängstigt, dass ich kaum atmen konnte.
Er langte nach der Maschinenpistole, die er gegen die Wanne gelehnt hatte. Seine Messerscheiden hingen über dem Handtuchhalter, wo sie nicht nass werden konnten, aber in Reichweite waren. Mitten in der Bewegung hielt er inne.
»Was wollen Sie?«»Deuce sagt, ich soll Ihnen die Handtücher bringen.« Ich legte ein bisschen von meiner Angst in den Tonfall, sprach ein bisschen hauchig.
»Wie hat er Sie dazu gebracht, sich auszuziehen?« Mit einem verlegenen Ruck sah ich an mir runter. »Er hat mir die Wahl gelassen, Sie oder er.« Blade lachte, und es klang sehr männlich. »Er hat Ihnen seine Zwei gezeigt?«
Ich nickte. Die Verlegenheit brauchte ich nicht vorzuspielen. Ich gab mir nur keine Mühe, sie zu verbergen.
»Zieh den BH aus.« Er richtete sich auf, zog die Hand weiter von der Waffe weg, aber sie war noch zu nah an den Messern und der kleinen Pistole am Handtuchhalter.
Ich schlüpfte aus den Trägern und langte mit einer Hand nach hinten, um den Verschluss zu öffnen. Ich zog den BH unter den Handtüchern hervor und ließ ihn fallen. Die Handtücher blieben, wo sie waren, aus Schamgefühl und um die Glock zu verdecken.
Blade stieg aus der Dusche und machte die drei Schritte auf mich zu. Ich drehte mich halb zur Seite und zog die Pistole, die Mündung ins Frottee gedrückt. Er stand direkt vor mir, drei Schritte von seinen Waffen entfernt. Er griff um die obere Kante der Handtücher und drückte sie langsam tiefer, um meine Brust zu entblößen. Er war nur zwei Handbreit von mir weg. Seine Hand streifte die obere Rundung meiner Brust, und ich schoss. Er ruckte, und ich glaube, er sagte »verdammt«. Ich schoss weiter, bis er zusammenbrach und die Augen verdrehte. Sein Oberkörper war eine blutige Masse, die Handtücher zerfetzt und voller Schmauchspuren. Die Schüsse waren nur leicht gedämpft worden. Ich wartete in der kleinen Nasszelle, der Hall schien noch nicht verklungen zu sein. Ich wartete auf Alarmschreie. Nichts.
Ich hob meinen BH auf, nahm mir aber nicht die Zeit, ihn anzuziehen, sondern öffnete zuerst die Verbindungstür und horchte. Stille. Großartig. Ich zog mich an und nahm alle Waffen an mich. Blades Handfeuerwaffe war eine Heckler & Koch. Nettes Ding. Ich steckte sie vorn in den Hosenbund, wo sonst die Firestar saß, hängte mir die großen Pistolen über die eine Schulter, die Messerscheiden über die andere. Eine Maschinenpistole zog ich nach vorn und entsicherte. Jetzt war ich zu allem bereit.
Als ich Edward das letzte Mal gesehen hatte, kniete er. Seine zwei Bewacher standen. Wenn ich vorsichtig
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