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Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

Titel: Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ausgestreckt, wie um die Kugeln damit abzuwehren, als wäre er nicht sicher gewesen, dass ich rechtzeitig reagierte.
     
    So blieben wir eine erstarrte Sekunde lang, ich auf meiner Seite, die Mündung auf ihn gerichtet, den Finger am Abzug, er die Hand ausgestreckt, während die Mündung zum Boden zeigte.
     
    Er bewegte den Mund, aber ich hörte ihn nicht, teils vor Bestürzung, teils weil ich ohne Ohrschutz eine Maschinenpistole in einem geschlossenen Raum abgefeuert hatte. Ich kam auf die Knie und senkte die Waffe. Er schien zu begreifen, dass ich nichts hörte, denn er hielt zwei Finger hoch und zeigte dann mit den Daumen nach unten. Rooster und Shooter waren tot. Hurra.
     
    Alario war auch tot, das wusste ich. Bei ihm hatte ich ein bisschen übertrieben. Ich sah durch das Zimmer zu Riker. Er saß auf seinem Drehsessel und machte den Mund auf und zu wie ein Fisch auf dem Trocknen. Sein schönes weißes Hemd und das Jackett waren in einer Linie rot durchlöchert, auch die Ärmel. Er saß so, dass ich seine Hände sehen konnte. Ich weiß nicht, ob die Wucht der Kugeln ihn vom Schreibtisch geschoben oder ob der Sessel dort gestanden hatte.
     
    Edward zeigte auf Riker, und ich hörte von seinem Satz nur ein Wort: bewachen. Ich sollte Riker bewachen, nicht erschießen. Klar, er musste uns verraten, wo die Kinder eingesperrt waren. Hoffentlich starb er nicht vorher.
     
    Mein Gehör kehrte nach und nach zurück. Ich hörte Riker sagen: »Bitte, nicht.« Das war, was Peter zu Amanda gesagt hatte. Es freute mich, dass Riker flehte. Edward kam von der Erkundung des Flurs zurück. Er schloss die Tür, damit wir gewarnt würden, wenn wir Gesellschaft bekamen.
     
    Bis er anfing, Riker Fragen zu stellen, konnte ich wieder alles hören, aber mit einem Klingeln im Kopf, das nicht weggehen wollte.
     
    »Verraten Sie mir, wo ich Peter und Becca finde?«, fragte Edward. Er beugte sich von hinten über Rikers Rückenlchne. Der verdrehte die Augen, um ihn anzublicken. Zwischen den Lippen quoll blutiger Schaum hervor. Ich hatte mindeste„ s einen Lungenflügel getroffen. Wenn beide, dann würde er sterben. Wenn nur einen, konnte er überleben, sofern er bald in ein Krankenhaus gebracht wurde.
     
    »Bitte«, sagte er noch einmal. »Sagen Sie mir, wo die Kinder sind, und ich lasse Anita einen Krankenwagen rufen. « »Versprechen Sie das ?«, fragte er mit nassem Röcheln. »Das verspreche ich, genau wie Sie«, sagte Edward.
     
    Entweder entging Riker der Doppelsinn, oder er wollte ihn nicht verstehen. Die Leute glauben vieles, wenn sie Angst vor dem Sterben haben. Er glaubte, wir würden einen Krankenwagen rufen, weil er uns den Weg zu den Zellen beschrieb.
     
    »Danke«, sagte Edward. »Jetzt rufen Sie an«, sagte Riker. Edward sah Riker aus nächster Nähe an. »Sie wollen vor dem Monster sicher sein?« Riker schluckte, hustete Blut und nickte.
     
    »Ich werde dafür sorgen. Sie werden vor allem sicher sein.« Und er schoss Riker mit der Beretta in den Kopf, die er dem toten Rooster wieder abgenommen hatte. Meine Waffen hatte Mickey noch irgendwo da draußen.
     
    Edward tastete nach Rikers Puls und fand keinen. Er sah mich an. Ich hatte immer geglaubt, Edward wäre beim Töten eiskalt, doch in seinen babyblauen Augen loderte ein Hass wie ein gerade unter Kontrolle gebrachter Waldbrand. Er hatte sich in der Gewalt, aber zum ersten Mal fragte ich mich, ob er heute Nacht an einen Punkt käme, wo er die Beherrschung verlieren würde. Man kann nur kühl und gefasst sein, wenn einen die Dinge nichts angehen. Und Peter und Becca bedeuteten ihm etwas. Sie waren ihm wichtiger, als ich es ihm je zugetraut hätte. Sie und Donna, seine Familie. Er befahl mir, die Maschinenpistole neu zu laden. Ich tat es. Wenn Edward sagte, dass ich das ganze Magazin in ein paar Sekunden fast leer geschossen hatte, glaubte ich ihm Das Zusatzmagazin des Toten packte ich in die Handtasche. Edward ging zur Tür, ich folgte ihm. Ich hatte geglaubt, nichts sei Furcht erregender als der eiskalte Edward. Ich hatte mich geirrt. Edward, der Familienvater war noch viel Furcht erregender.
     
    Stunden später, obwohl meine Uhr sagte dreißig Minuten, klebte ich so tief geduckt wie möglich an einer Wand und versuchte, mich nicht erschießen zu lassen. Ich wusste, ich war ursprünglich ausgezogen, die Kinder zu retten, und das hatte ich auch noch vor, aber meine unmittelbare Absicht war, mir keine Kugel einzufangen. Und zwar seit fünf Minuten. Ich hatte schon mal

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