Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis
ich auch die Anzüglichkeiten leid. »Männer, die alles zur sexuellen Anmache verdrehen, sind solche Langweilen«
Widerwille und Wut überzogen sein Gesicht und verwandelten die flirtenden Augen in schwarze, spiegelnde Flächen wie die Augen einer Puppe. »Sind Sie sich zu gut, um einen Zwerg zu ficken?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht Ihre Größe ist das Problem, Baco. Wo ich herkomme, macht man solche Sachen nicht in Gegenwart seiner Frau.«
Er lachte, und seine Augen, sein Gesicht leuchteten davon. »Das Sakrament der Ehe? Sie sind wegen meiner Frau beleidigt? Sie sind ein seltsames Mädchen.« »Ja, ich und Barbara Streisand.«
Seine Heiterkeit ließ nach. Ich glaube nicht, dass er den Witz verstanden hatte. Erstaunlicherweise war es das junge Mädchen mit den Kurzshorts, die meinem Blick begegnete. Ich glaube, sie hatte die Pointe verstanden. Wenn sie die frühen Streisand-Filme mochte, war sie vielleicht nicht ganz verloren.
Bernardo fasste mich an der Schulter, und ich zuckte zusammen. »Wir gehen jetzt, Anita.« Ich nickte. »Ich komme mit.«
»Sie haben Ihre Fragen nicht gestellt«, sagte Baco. »Haben Sie es gespürt?«, fragte ich.
Plötzlich war er ernst. »Es ist etwas Neues hier. Es ähnelt uns. Es macht Geschäfte mit dem Tod. Ich habe es gespürt«
»Wo?«, fragte ich. »Zwischen Santa Fe und Albuquerque, doch angefangen hat es näher bei Santa Fe.«
»Es bewegt sich auf Albuquerque zu, kommt zu Ihnen«, sagte ich.
Zum ersten Mal wirkte er unsicher, nicht unbedingt ängstlich, aber auch nicht gelassen. »Es weiß, dass ich hier bin. Auch das habe ich gespürt.« Er sah zu mir hoch, und jetzt war kein Necken in diesen Augen. »Es weiß auch, dass Sie hier sind, Anita. Es weiß von Ihnen.«
Ich nickte. »Wir könnten einander helfen, Nicky. Ich habe die Leichen gesehen. Ich habe gesehen, was dieses Wesen tut. Glauben Sie mir, Nicky, Sie wollen nicht auch so enden.« »Was schlagen sie vor?« , fragte er.
»Dass wir unsere Mittel zusammenwerfen und sehen, ob wir dieses Wesen aufhalten können, bevor es hierherkommt, zu Ihnen. Und dass wir mit diesen Spielchen aufhören. Keine Flirterei, keine Machtspiele.« »Nur nüchterne Arbeit?« Ich nickte. »Für anderes ist keine Zeit, Nicky.«
»Kommen Sie später am Abend wieder her, und ich werde tun, was ich kann. Allerdings wird die Polizei nicht wollen, dass Sie mir Informationen geben. Ich bin ein sehr böser Mann, wissen Sie.«
Ich lächelte. »Das sind Sie, Nicky, aber kein Dummkopf. Sie brauchen mich.« »Und Sie mich, Anita.«
»Zwei Nekromanten sind besser als einer«, sagte ich.
Er nickte feierlich. »Kommen Sie wieder, wenn Sie Ihre Polizeiarbeit erledigt haben. Ich werde auf Sie warten.«
»Es könnte spät werden«, sagte ich. »Anita?«, meldete sich Bernardo.
»Wir gehen.« Ich ließ mich von ihm zur Tür schieben, mit seiner Hand auf meiner Schulter. Ich behielt den Schankraum im Blick und ließ ihn dafür sorgen, dass uns niemand von draußen angriff. Die Werwölfe beobachteten unseren Abgang, nicht zufrieden, aber bereit, zu gehorchen. Baco musste ihr Vargamor sein, ihr Hexer. Bisher war mir kein Rudel bekannt, das seinen Vargamor fürchtete.
Es war Paulinas Gesicht, das bei mir hängen blieb. Sie starrte Baco an, und ich sah nackten Hass in ihren Augen. In dem Moment wusste ich, dass sie ihn einmal geliebt hatte, wirklich geliebt hatte, denn nur wahre Liebe kann sich in solchen Hass verwandeln. Ich hatte über den Lauf einer Schrotflinte hinweg in ihre Augen gesehen. Das Monster in der Wüste war nicht Bacos einziges Problem. Ich an seiner Stelle würde mit einer Pistole schlafen gehen.
Als wir im Krankenhaus ankamen, war die Welt in schwere, blaue Dämmerung gehüllt, dicht wie Samt. Ich hatte vorher von Ramirez' Mobiltelefon aus angerufen. Wie beweist man, dass jemand wirklich tot ist? Ich hatte die »Überlebenden« gesehen. Sie atmeten. Ich nahm an, sie hatten Puls, andernfalls hätte der Arzt es erwähnt. Ihre Augen schienen die Umgebung wahrzunehmen. Sie reagierten auf Schmerzen. Sie waren lebendig.
Aber was, wenn nicht? Wenn sie nur noch Hülsen für eine Macht waren, neben der Baco und ich wie Hinterhofscharlatane aussahen? Es mochte einen Zauber geben, um das zu prüfen, aber dessen Ergebnis konnte man nicht einfach einem Richter vortragen und die Erlaubnis einholen, die Leichen zu verbrennen. Und das war es letztlich, was
Weitere Kostenlose Bücher