Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis
Gelächter weiter.
Ramirez betrachtete mich mit seinem ehrlichen Gesicht, eine kleine Sorgenfalte zwischen den Brauen. So sah er noch jünger aus. »Macht Ihnen das nichts aus?«, fragte er. »Was?«
Er schaute über die Schulter zu den anderen. »Jakes und Jarman. « »Sie meinen, die Scherze?« Er nickte.
»Als ich Marks vor allen geküsst habe, habe ich quasi dazu eingeladen. Außerdem habe ich angefangen, oder eigentlich Sie.« Ich zuckte die Achseln. »Dadurch lässt man Dampf ab, und das können wir im Augenblick alle gut gebrauchen.«
»Die meisten Frauen sehen das nicht so«, meinte er.
»Ich bin nicht die meisten Frauen. Aber ehrlich gesagt, viele dulden solche Scherze nicht, weil manche Männer nicht wissen, wann die Grenze zur Belästigung überschritten ist. Wenn ich tagein, tagaus mit ihnen arbeiten müsste, wäre ich zurückhaltender. Aber das muss ich nicht, und so kann ich mir leisten, die Grenze ein bisschen zu dehnen.«
»Wo ist Ihre Grenze, Anita?« Er stand mir ein bisschen zu nah.
»Das merken die anderen früh genug. Keine Sorge.« Ich rückte ein Stück weg auf die Distanz, die mir angenehm war.
»Sie sind böse auf mich.« Er klang überrascht. Ich lächelte schief. »Glauben Sie mir, Detective, wenn ich böse auf Sie bin, wissen Sie es sofort.«
»Detective. Nicht mal Ramirez. Jetzt weiß ich genau, dass Sie aufgebracht sind. Was habe ich getan?«
Ich forschte in seinem offenen, ehrlichen Gesicht. »Warum haben Sie mir nicht erzählt, was Marks über mich gesagt hatte so etwas kann ein Todesurteil bedeuten.«
»Marks hätte das niemals durchbekommen, Anita.« »Trotzdem hätten Sie es mir sagen sollen.«
Einen Moment sah er verwirrt aus. »Ich wusste nicht, dass Sie das von mir erwarten.«
Ich runzelte die Stirn. »Ja, wahrscheinlich nicht.« Aber ich war nicht glücklich mit seiner Antwort. Er fasste mich ganz leicht am Arm. »Ich habe nicht geglaubt, dass Marks einen Haftbefehl durchbekommt. Ich habe rechtbehalten. Ist das nicht genug?«
»Nein.«
Er ließ mich los. »Was hätte es gebracht, es Ihnen zu erzählen? Es hätte Sie völlig umsonst beunruhigt.« »Ich bin nicht darauf angewiesen, dass man meine Gefühle hont. Ich bin darauf angewiesen, Ihnen Vertrauen zu können. « »Sie vertrauen mir nicht, weil ich nicht alles erzählt habe, was Marks gesagt hat?«
»Nicht so wie vorher.«
Ein erster Anflug von Ärger verhärtete seinen Blick. »Und Sie haben mir alles erzählt, was sich im Los Duendos abgespielt hat? Sie haben nichts über Ihre Unterhaltung mit Baco zurückgehalten?« Seine Augen waren nicht mehr freundlich. Sie waren kalt und forschend. Polizistenaugen. Ich sah kurz zu Boden, dann zwang ich mich, Blickkontakt zu halten, während ich am liebsten den Kopf einziehen und gehen wollte: Oh, jetzt haben Sie mich aber erwischt. Wenn man mich in eine Ecke stellt, werde ich gewöhnlich sauer. Aber wie ich so in seine tiefen, braunen Augen blickte, konnte ich nicht viel moralische Entrüstung aufbringen. Vielleicht weil ich mich auf keine moralische Überlegenheit stützen konnte.
Ja, das dürfte der Grund sein.
»Ich habe niemanden umgebracht, falls Sie das meinen.« Das war eine meiner üblichen Erwiderungen, nur nicht mit meiner üblichen Heftigkeit.
»Das meine ich nicht, und das wissen Sie, Anita.«
Diese Unterhaltung hatte etwas Vertrautes, fast sogar Intimes an sich. Wir kannten uns erst seit zwei Tagen und sprachen miteinander, als würden wir uns schon lange kennen. Es war anstrengend. Normalerweise freundete ich mich nicht so schnell mit Leuten an.Aber hätte jetzt mein langjähriger Polizeifreund Sergeant Rudolph Storr vor mir gestanden, hätte ich gelogen.
»Baco wusste, dass Sie und Rigby draußen standen, Hernando. Er hat die ganze Umgebung mit magischen ...«, ich wedelte mit den Händen und suchte nach Worten, »mit Warnzaubern abgesichert. Er weiß, was auf den Straßen vor sich geht. Wenn ich noch mal mit der Polizei komme, egal wie fern sie sich hält, wird er uns nicht helfen.«
»Sind Sie denn sicher, dass er uns helfen kann?«, fragte Ramirez. »Vielleicht will er Sie nur hinhalten und herausfinden, was Sie wissen.«
»Er hat Angst, Hernando. Baco fürchtet sich. Und es gibt bestimmt nicht viel, das ihm Angst einjagt.«
»Sie haben mir soeben verraten, dass Sie Informationen zu einer laufenden Ermittlung zurückhalten.«
»Wenn Sie
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