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Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

Titel: Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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was es vorhatte. Es wollte nicht entkommen, es wollte noch möglichst viele Leben auslöschen, bevor wir seinen Körper vernichteten. Es nährte sich von Sterbenden.
     
    Ramirez lief zu der Tür, bei der ich es schon versucht hatte. Ich ließ ihn und zog mich an der Scheibe hoch. Das Ungeheuer wickelte einen Säugling aus seiner Decke wie ein Geschenk aus dem Papier. Ich wusste nicht, wo meine Pistolen lagen. Ich hatte nichts, was ich werfen konnte. Es drehte sich zur Seite, während der Säugling mit seinen dünnen Ärmchen in die Luft griff, und riss das blutige Maul auf.
     
    Ramirez hatte die Tür so weit aufgestemmt, dass er sich hindurchzwängen konnte. Er schoss auf die Beine und den Unterkörper, versuchte keinen Kopfschuss aus Angst um das Baby. Das Monster ignorierte ihn. Alles verlangsamte sich zu zäher Kriechgeschwindigkeit. Das Maul senkte sich herab zu der winzigen Brust. Ich schrie und legte meine ganze Wut, meine ganze Hilflosigkeit in diesen Schrei. Ich zog die Macht, mit der ich die Toten erweckte, um mich und schleuderte sie in den Raum. Ich sah sie im Geiste wie ein langes, weißes Nebeltau. Meine Aura, mein ganzes Wesen warf ich über das Ungeheuer. Ich war ein Totenbeschwörer, und ich hatte nichts weiter vor mir als eine verdammte Leiche.
     
    Es erstarrte, den Säugling vor dem Maul. Ich spürte die Macht, die sie belebte, spürte sie in dieser toten Hülle. Sie loderte darin wie eine dunkle Flamme. Ich hatte einen Arm ausgestreckt, wie um meine Kräfte dadurch zu bündeln. Ich öffnete die Hand und ließ das weiße Tau über der Leiche wehen. Ich hüllte sie in meine Aura ein, als würde ich einen neuen Körper erschaffen, und schloss sie wie eine Faust darum und trennte sie von der Macht, die sie lenkte. Die Leiche erschauerte, dann sackte sie in sich zusammen, als wären die Fäden dieser Marionette durchtrennt worden.
     
    Ich spürte ihren Gebieter. Ich spürte ihn wie einen kalten Wind auf der Haut, fühlte ihn kommen. Er folgte der Spur meiner Aura wie einem Faden durchs Labyrinth. Ich versuchte, sie einzuziehen, zu mir zurückzuholen, aber das hatte ich noch nie getan, und ich war nicht schnell genug. Die Aura ist unser magischer Schild, unsere Rüstung. Als ich sie gegen die Leiche schleuderte, öffnete ich mich allem und jedem. Ich hatte geglaubt, das Risiko einschätzen zu können, aber das war ein Irrtum.
     
    Die Macht dieses Wesens sauste auf mich zu wie Feuer eine Benzinspur entlang flammt, und als sie mich traf, gab es einen Moment, wo ich den Kopf zurückwarf und keine Luft bekam. Mein Herz stotterte und setzte aus. Ich stürzte hin, doch es tat nicht weh, so als wäre ich schon halbtot. Die Sicht verschwamm und wurde grau, dann schwarz, und ich hörte eine Stimme in der Finsternis. »Ich habe viele Diener. Dass du den einen vernichtet hast, bedeutet nichts. Ich werde mich durch andere nähren. Du stirbst vergeblich.«
     
    Ich bewegte die Lippen, um zu antworten, und stellte fest, ich konnte. »Leck mich am Arsch.« Ich spürte seinen Zorn, seine Empörung, dass ich ihm die Stirn bieten konnte. Ich wollte es auslachen für seine Ohnmacht, doch meine Kraft reichte nicht mehr. Die Dunkelheit wurde dichter. Ich entglitt der fremden Stimme, entglitt meiner eigenen, und dann ... nichts.
     
    Das erste Zeichen, dass ich nicht tot war, waren die Schmerzen. Das zweite war das Licht. Meine Brust brannte wie Feuer. Ich fuhr hoch, rang nach Luft und versuchte, mir das brennende Ding von der Brust zu reißen. Ich blinzelte in ein grell weißes Licht, dann hörte ich Stimmen.
     
    »Haltet sie unten!«
     
    Gewichte auf meinen Armen und Beinen, Hände, die mich festhielten. Ich stemmte mich dagegen, hatte aber nicht genug Gefühl im Körper, um sicher zu sein, ob ich mich überhaupt bewegte.
     
    »Blutdruck sechzig über achtzig, schnell fallend.«
     
    Im Gegenlicht bewegten sich hektische Umrisse. Ein Stich in den Arm, eine Spritze. Ein männliches Gesicht schob sich vor meine Augen, blond, Brille, dann glitt es in den weißen Dunst zurück.
     
    Graue Flecken schwammen in mein Blickfeld, ich sank zurück, abwärts, immer tiefer.
     
    »Wir verlieren sie!«, rief jemand.
     
    Dunkelheit überrollte mich und nahm die Schmerzen und das Licht mit. Eine Frauenstimme schwebte zu mir heran. »Lassen Sie mich versuchen.« Dann Stille und Dunkelheit. Diesmal keine fremde Stimme, nur ich und die Dunkelheit. Dann nur noch die Dunkelheit.
     
    D er Geruch von Beifußrauch weckte mich. Beifuß

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