Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

erstreckte sich hundert Meter weit bis zu einem Gebüsch. Mein Blick fiel auf eine Stelle in der Uferböschung, die stark unterspült worden war, sodass sich eine flache Höhle gebildet hatte. Mir blieb der Bruchteil einer Sekunde, um zu entscheiden, in welche Richtung ich wollte. Ich nahm die Messerscheide aus der Hosentasche und warf sie so weit wie möglich in Richtung des Gebüschs. Dann lief ich auf der schattigen Seite der Senke zu der Höhle, kroch auf allen vieren wie ein Affe hinein und verhielt mich still. Ich hörte sie den Abhang hinunterkommen.
     
    »Ich sehe sie nicht«, sagte ein Mann.
     
    »Sie sind da entlanggelaufen«, sagte eine Frau. Konnten sie zwei weibliche Schurken bei sich haben? Ich glaubte es nicht. Hieß das, oben bei Edward war eine Pistole weniger? Ich ließ den Gedanken fahren. Ich hatte meine eigenen Probleme.
     
    Steine sprangen in Kaskaden den Hang hinunter. Mindestens ein Verfolger kam direkt auf mein Versteck zu. Würde die Decke der Höhle das Gewicht halten? Ich bedauerte schon, war zu langsam heute. Wenn sie glaubten, ich sei hier entlanggegangen, und sahen mich nicht, dann war das ein guter Plan gewesen. Wenn sie sich umdrehten und mich entdeckten, dann ein schlechter. Ich hörte sie kommen. Die Stimme des Mannes war direkt über mir. Ich fuhr zusammen. »Mensch, da liegt Russell.« Er sprang in die Senke und rannte auf seinen Komplizen zu.
     
    Die Frau ließ sich vorsichtiger hinab gleiten und sah sich nach beiden Richtungen um. Sie stand so nah bei mir, dass ich sie hätte am Hosenbein zupfen können. Mein Herz hämmerte, aber ich hatte aufgehört zu atmen. Ich hielt die Luft an und dachte nur: Geh weiter und dreh dich nicht um.
     
    »Er ist am Leben«, sagte der Mann. Dann war er auf den Beinen und näherte sich meiner Messerscheide, die ich geworfen hatte. »Sie ist hier entlang.« Er lief auf das Gebüsch zu.
     
    Die Frau folgte ihm. Er bog bereits die Büsche auseinander.
     
    » Maury, verdammt, geh da nicht rein.« Sie musste rennen, um ihn noch aufhalten zu können. Sie blickte nicht zurück. Ich blieb unentdeckt. Als ihr breiter Rücken im Gebüsch verschwunden war und ich den Mann fluchen hörte, kroch ich aus dem Loch und kletterte auf allen vieren den Abhang hoch. Wenn die Frau und Maury jetzt aus dem Gebüsch hervorkämen, hätten sie mich auf dem Präsentierteller. Aber sie kamen nicht raus, und ich gelangte an die Stelle des Abhangs, wo ich hinuntergerannt war, und kroch auf dem Bauch unter die Salbeibüsche, die Edwards Vorgarten umgaben.
     
    Neben mir machte sich etwas auf und davon. Eine Schlange. Sie glitt tiefer in die Büsche. Scheiße. Danke, lieber Gott, dass sie sich verzogen hat. Noch ein Problem mehr, und mir gingen die Lösungen aus. Natürlich hörte sich von jetzt an jedes Geräusch nach einem Reptil an, und in der Hitze auf dem Bauch durch Büsche zu kriechen mit dem intensiven Salbeigeruch in der Nase war ein neues Stück Albtraum. Ich rechnete jeden Moment mit dem trocknen Rasseln, das mir sagen würde, dass meine Glückssträhne vorbei war. Jeder Zweig, der meine Beine streifte, schien Schuppen zu haben. Ich schrie nur deshalb nicht, weil ich wusste, dass sie mich erschießen würden, bevor sie überhaupt wüssten, dass ich es war.
     
    Bis ich einen qualvollen Zentimeter nach dem anderen zum Rand der Büsche vorgerückt war, war ich schweißnass und nicht nur von der Hitze. Der Schweiß brannte mir auf dem Rücken, und mir war klar, dass einiges, was da rann, Blut war. Ich spähte durch die letzten Zweige. Die Lage hatte sich nicht gebessert.
     
    Die Frau und Maury waren nicht mehr im Vorgarten, dafür waren drei andere hinzugekommen. Sie hatten ihre Gegner knien lassen. Olaf hatte die Hände auf seinem kahlen Kopf gefaltet, Bernardo hatte den gesunden Arm auf dem Kopf und den eingegipsten so weit wie möglich erhoben. Edward war mir am nächsten. Newt stand so dicht, dass ich ihm hätte ein ; Messer in den Fuß rammen können. Harold sprach in ein Handy. Er hatte sich das Gewehr über die Schulter gehängt und gestikulierte. Er nahm das Handy vom Mund und sagte:," »Wir sollen das Haus durchsuchen.«
     
    »Wonach?«, fragte einer der Neuen, ein Dunkelhaariger mit einem Revolver. »Nach einem Ding, das die Kleine gegen das Monster benutzt hat.«
     
    »Was für ein Ding?«, fragte der Dunkelhaarige zurück. »Geht einfach suchen«, sagte Harold.
     
    Der Dunkelhaarige brummte, aber er gab ein Zeichen, und die anderen beiden gingen mit