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Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

Titel: Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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war. Ich war nicht die Einzige, die nichts mehr sehen wollte.
     
    Itzpapalotl glitt auf die Bühne. Sie trug ihren roten Umhang. Pinotl ließ sich vor ihr auf ein Knie nieder und streckte ihr die Hände hin. Sie legte ihre zartgliedrigen Finger in seine starken Hände, und ich spürte den Ansturm der Macht, als streiften mich die Flügel eines Vogelschwarms.
     
    Pinotl erhob sich, hielt ihre Hand, und sie drehten sich zum Publikum um. Beide hatten Augen aus schwarzen Flammen, die sich wie eine Maske über ihr Gesicht ausbreiteten.
     
    Weiche Lichtpunkte wie große Glühwürmchen füllten die Dunkelheit über den Tischen. Jeder fand einen der Vampire. Die waren bleich und glanzlos, hungrig, vielleicht ausgehungert, und ich war nicht die Einzige, der das auffiel. Auf allen Seiten hieß es: wie blass, wie erschreckend, oh mein Gott. Nein, Itzpapalotl wollte allen zeigen, was sie wirklich waren.
     
    Sie und Pinotl schauten in die weich erhellte Dunkelheit, und wieder spürte ich den Ansturm der Macht wie einen anrauschenden Vogelschwarm, der mein Gesicht streifte, und meine Haut, als hätte ich nichts an, die kurze streichelnde Berührung gefiederter Wesen. Als die Macht die Vampire traf, spürte ich das wie eine Reihe von heftigen Schlägen, und auch ihre Augen füllten sich mit dem schwarzen Feuer. Sie wurden zu leuchtenden Wesen mit einer Haut wie Alabaster, Bronze oder Kupfer, in den Augen das Licht schwarzer Sterne.
     
    Dann bildeten sie eine Reihe und fingen an zu singen. Es war ein Loblied an ihre dunkle Göttin. Diego, der Vampir, der bis zur Bewusstlosigkeit ausgepeitscht worden war, ging mit einer Leine in der Hand an unserem Tisch vorbei. Am Ende der Leine befand sich ein großer, hellhäutiger Mann mit lockigen, blonden Haaren. War das Cristobal, einer der Hungernden? In der Reihe stand kein Ausgezehrter. Alle leuchteten und waren gut genährt und bis zum Platzen mit einer dunklen, süßen Macht angefüllt wie überreife Beeren, bevor sie zu Boden fallen, am Übergang von süßester Reife zum Verfaulen. Das Leben ist oft auch so: das Beste und das Schlechte auf Messers Schneide.
     
    Die Vampire verließen singend die Bühne. ltzpapalotl und Pinotl gingen Hand in Hand die Treppe hinunter, und ich wusste, was ihr Ziel war. Ich wollte sie nicht in meiner Nähe haben. Ich spürte noch die Macht, als stünde ich in einer Wolke aus Schmetterlingen, die mich mit ihren zarten Flügeln streiften und in mich hinein wollten.
     
    Sie kamen an unseren Tisch. Sie sah mich an und lächelte freundlich. Das schwarze Feuer war heruntergebrannt, ihre Augen waren nur schwarze Weite mit einem flackernden Licht in der Ferne, ebenso Pinotls Augen, endlose schwarze Nacht, und in ihren Augen waren Sterne in endloser Zahl.
     
    Edward hielt mich am Arm fest. Er hatte sich zu mir herumgedreht. Wir standen uns gegenüber, obwohl ich mich nicht erinnerte, dass ich aufgestanden war. »Anita, ist alles in Ordnung?,<
     
    Ich musste zweimal schlucken, ehe ich meine Stimme wiederfand. »Ja, ich glaube schon. Ja, alles in Ordnung.« Aber ihre Macht schlug weiter gegen mich wie hektische Vogelschwingen, Vögel schrien, dass sie in der Dunkelheit ausgesperrt seien und hinein ins Licht und in die Wärme wollten. Wie könnte ich sie schreiend im Dunkeln lassen, wenn ich nur zu öffnen brauchte, damit sie in Sicherheit wären?
     
    »Lassen Sie das«, sagte ich. Ich drehte mich zu ihr herum. Sie lächelte mich weiter herzlich an. Sie streckte mir die Hand hin, die andere lag in Pinotls Hand. Ich wusste, wenn ich diese Hand nahm, würde all diese Macht in mich hineinströmen und ich würde sie mit ihnen teilen können. Das war ein Angebot. Aber zu welchem Preis? Nichts war umsonst.
     
    »Was wollen Sie?«, fragte ich. Ich war nicht einmal sicher, wen ich fragte.
     
    »Ich will wissen, wie ihr euer Machttriumvirat geschaffen habt.«
     
    »Das kann ich Ihnen verraten. Sie brauchen sich nicht in meinen Geist zu drängen.«
     
    »Du weißt, dass ich Wahrheit von Lüge nicht unterscheiden kann. Das gehört nicht zu meinen Fähigkeiten. Berühre mich, und ich werde das Wissen von dir erlangen.«
     
    Die Schwingen flatterten über meine Haut, als gäbe es dort eine verlockende Luftströmung. »Was gewinne ich dabei?« »Denk an eine Frage, und wenn ich die Antwort weiß, wirst du sie aus meinem Geist entnehmen.«
     
    Ramirez stand. Er winkte, und ich wusste ohne hinzusehen, dass er die Uniformierten meinte. »Ich weiß zwar nicht, was hier

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