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Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

Titel: Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Itzpapalotl schon kam oder ob wir gleich von Werjaguaren umringt wurden.
     
    Ich drehte mich wieder zur Bühne. Die Augen der Mumie waren offen. Ich sah Edward an. Er antwortete, ohne dass ich fragen musste. »Sie hat gerade die Augen aufgemacht. Keiner hat sie berührt.«
     
    Ich starrte auf den Schädel unter der trocknen Pergamenthaut. Die Augenhöhlen waren angefüllt mit etwas Trocknem, Braunem. Es war kein Leben darin, aber sie waren geöffnet. Der Mund öffnete sich langsam, als wäre das Gelenk steif. Er gab ein Geräusch von sich, einen Seufzer, der sich zum Schrei steigerte. Der Schrei hallte durch den Saal, wurde von Decke und Wänden zurückgeworfen, hallte in meinem Kopf.
     
    »Das ist ein Trick, ja?«, sagte Ramirez.
     
    Ich schüttelte bloß den Kopf. Das war kein Trick. Lieber Gott, das war kein Trick. Ich sah Edward an, und auch er schüttelte bloß den Kopf. Er hatte diese Nummer auch noch nie gesehen.
     
    Der Schrei erstarb, und dann herrschte eine Stille, in der man eine Stecknadel hätte fallen hören. Ich glaube, jeder hielt den Atem an und horchte. Worauf, wusste ich nicht, aber ich horchte ebenfalls. Ich glaube, ich wollte die Mumie atmen hören. Ich beobachtete die knöcherne Brust, aber sie hob und senkte sich nicht. Sie bewegte sich nicht. Ich sprach ein stilles Dankgebet.
     
    »Die Lebenskraft dieses Mannes wurde von unserer dunklen Göttin verzehrt, aber sie ist gnädig. Was genommen wurde, das soll zurückgegeben werden. Das ist Micapetlacalli, die Kiste des Todes. Ich bin Nextepeua. In der Legende war ich der Gatte von Micapetlacalli, und noch immer bin ich mit dem Tod vermählt. Der Tod rinnt durch meine Adern. Mein Blut schmeckt nach Tod. Nur das Blut eines Todgeweihten kann diesen Mann von seiner Qual erlösen.«
     
    Ich merkte, dass Pinotls Stimme nur eine Stimme war, die Stimme eines guten Bühnenschauspielers, mehr nicht. Entweder versuchte er die Zuschauer nicht zu manipulieren oder ich war heute Abend nicht empfänglich dafür. Die einzige Änderung an mir, von der ich sicher wusste, betraf die Zeichen. Sie waren weit offen. Marianne und Leonora Evans hatten mir gesagt, dass die Zeichen mich für übersinnliche Angriffe verwundbarer machten, aber vielleicht war die direkte Verbindung zu Jean-Claude und Richard gegen manche Dinge ein Schutz. Wie auch immer, die Stimme hatte heute keinen Einfluss auf mich. Großartig.
     
    Pinotl zog eine Obsidianklinge hinter seinem Rücken hervor. Wahrscheinlich trug er sie im Kreuz, wie Edward und ich die Pistolen. Er hielt den Arm über den Sarg, über den geöffneten Mund. Er zog sich die Schneide über die Haut. Für das Publikum war nicht klar, was er getan hatte. Es wäre besseres Theater gewesen, wenn die Zuschauer sehen würden, wie sich der Schnitt langsam rot färbte. Es musste einen rituellen Grund haben, einen wichtigen Grund, warum er verbarg, wie die ersten Tropfen Blut in den Mund der Mumie fielen.
     
    Er träufelte Blut auf ihren Kopf, schmierte es auf die Stirn, auf Hals, Brust, Magen und Bauch. Er zeichnete damit die Linien der Chakren nach. Ich hatte nie etwas davon gehalten, bis zu diesem Jahr, als ich feststellte, dass die Chakren offenbar funktionierten. Das ganze New-Age-Zeug war mir zuwider, und erst recht, wenn es funktionierte. Was auf der Bühne passierte war allerdings kein New-Age-Zeug. Das war sehr altes Zeug. Bei jedem Tropfen Blut, das auf die Mumie fiel, spürte ich Magie. Sie wuchs, bis die Luft davon brummte und mir eine Gänsehaut nach der anderen kam.
     
    Edward saß ungerührt da, aber Ramirez rieb sich die Arme. »Was ist hier los ?«
     
    Er war zumindest sensibel für Magie. Offenbar konnte ich mich zu keinem völlig normalen Menschen hingezogen fühlen. Ich flüsterte: »Das ist Magie.« Er sah mich mit schreckgeweiteten Augen an. »Was für Magie?« .
     
    Ich schüttelte den Kopf. Das wusste ich nicht. Ich hatte eine Ahnung, aber so etwas hatte ich noch nie erlebt.
     
    Pinotl ging gegen den Uhrzeigersinn um den Sarg herum, mit blutendem Arm und blutigem Messer, die Handflächen nach oben gerichtet. Er sang. Die Macht schwoll an wie herannahender Donner. Mein Hals wurde immer enger, ich hatte Schwierigkeiten zu atmen. Pinotl kam zurück an den Fuß des Sarges, wo er begonnen hatte. Er machte ein Zeichen mit den Händen, dann spritzte er Blut auf den Körper der Mumie und wich langsam zurück. Die Lichter wurden gedämpft, bis nur noch der harte, weiße Scheinwerfer auf den Sarg

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