Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis

Titel: Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
vorgeht, aber wir tun das nicht.«
     
    »Beantworten Sie zuerst eine Frage«, sagte ich. »Wenn ich kann«, sagte sie. »Wer ist der Gatte der Roten Frau?« Ihr Gesicht verriet nichts, aber ihrem Ton nach war sie verwundert. »Die Rote Frau war ein anderer Ausdruck für Blut unter den Mexikanern und den Azteken. Ich weiß wirklich nicht, wer der Gatte der Roten Frau sein soll.«
     
    Ich hatte die Hand schon halb ausgestreckt. Ich wollte es eigentlich nicht. Zwei Dinge passierten gleichzeitig: Ramirez und Edward packten mich, um mich zurückzuziehen, und Itzpapalotl fasste zu.
     
    Aus den Schwingen brach ein reißender Strom von Vögeln hervor. Mein Körper öffnete sich, und die geflügelten Wesen strömten nur halb erkennbar in die Öffnung. Die Macht floss in mich hinein, durch mich hindurch und wieder hinaus. Ich war Teil eines großen Kreislaufs, und ich fühlte die Verbindung mit jedem Vampir, den sie je berührt hatte. Es war, als strömte ich durch sie alle hindurch und sie durch mich wie Wasser, das sich zu einem großen Gewässer vereint. Dann trieb ich in wohltuender Dunkelheit, und da waren Sterne fern und funkelnd.
     
    Eine Stimme, ihre Stimme kam: »Stelle eine Frage und du wirst alles erfahren.«
     
    Ich fragte, obwohl mein Mund sich nicht bewegte, dennoch hörte ich die Worte. »Wie hat Nicky Baco gelernt, was Pinotl Seth angetan hat?« Mit den Worten kam das Bild von Bacos Kreatur so deutlich, dass ich seine Trockenheit riechen und die Stimmen flüstern hören konnte: Hilf, hilf.
     
    Dann kamen Bilder, und sie kamen mit der Wucht eines Hammers in meinen Körper. Ich sah Itzpapalotl auf einem Pyramidentempel stehen umgeben von Dschungel. Ich roch das satte Grün und hörte den nächtlichen Schrei eines Affen, den Schrei eines Jaguars. Pinotl kniete vor ihr und trank von der blutigen Wunde an ihrer Brust. Er wurde ihr Diener und gewann Macht, viele Kräfte, und eine davon war diese. Und ich verstand, wie er Seths Leben ausgesaugt hatte. Ich wusste sogar, wie es wieder rückgängig gemacht werden konnte. Ich wusste, wie Bacos Schöpfung rückgängig zu machen war und dass es die Opfer vielleicht töten würde, wenn sie wieder zu Fleisch kämen. Wir brauchten Baco nicht, um seinen Zauber zu lösen. Ich konnte es tun. Pinotl konnte es tun.
     
    Itzpapalotl fragte nicht, ob ich verstanden hatte. Sie wusste es auch so. »Nun zu meiner Frage.« Und bevor ich »Warte«, sagen oder denken konnte, war sie in meinem Kopf. Sie entnahm mir die Erinnerung in Bildern, und ich konnte sie nicht davon abhalten. Sie sah, wie ich von Jean-Claude gezeichnet wurde, sie sah Richard, und sie sah uns drei, wie wir zum ersten Mal gemeinsam die Macht beschworen. Sie sah diese letzte Nacht, wo ich das zweite und das dritte Zeichen empfing, um unser Leben, unser aller Leben zu retten.
     
    Plötzlich steckte ich wieder in meiner Haut und stand ihr am Tisch gegenüber und hielt ihre Hand. Ich japste schneller und schneller, und ich wusste, wenn ich das nicht in den Griff bekam, würde ich hyperventilieren. Sie ließ mich los, aber ich war zu nichts in der Lage, als mich aufs Atmen zu konzentrieren. Ramirez schrie mich an, ob mit mir alles in Ordnung sei. Edward hatte zur Waffe gegriffen und richtete sie auf Itzpapalotl. Sie und Pinotl standen nur friedlich da. Ich sah alles, als würde ich durch Kristall blicken. Die Farben erschienen dunkler, lebhafter. Alles war plastischer, und ich nahm Dinge wahr, die mir normalerweise nicht aufgefallen wären. Zum Beispiel, dass Edwards Hutband eine kleine Erhöhung hatte. Da war die Garotte versteckt.
     
    Als ich endlich sprechen konnte, sagte ich: »Schon gut, alles in Ordnung. Mir fehlt nichts.« Ich fasste Edwards Hand und drückte seine Waffe auf Tischhöhe. »Beruhige dich, es ist alles in Ordnung.«
     
    »Sie hat gesagt, es würde dir schaden, wenn wir dich zwingen, eher loszulassen«, sagte Edward.
     
    »Das hätte sein können«, sagte ich. Ich hatte erwartet, mich mies zu fühlen, ausgelaugt, müde. Stattdessen fühlte ich mich gekräftigt, beschwingt. »Ich fühle mich großartig.«
     
    »So siehst du aber nicht aus«, sagte Edward und hatte einen Unterton, bei dem ich ihn ansehen musste.
     
    Er fasste mich bei der Hand und zog mich zwischen den Tischen hindurch zur Tür. Ich stemmte mich dagegen, aber er riss mich mit. »Du tust mir weh«, sagte ich.
     
    Die Pistole noch in der Hand, drängte er durch die Tür und zerrte mich am Handgelenk mit. Mit der Schulter stieß

Weitere Kostenlose Bücher