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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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die Scheide durchschimmerte, aber nicht in der Dunkelheit. Die anderen Messer trug ich an den Unterarmen. Sie hoben sich stark von meiner hellen Haut ab. In der Hosentasche hatte ich noch ein ganz neues Messer. Ein Schnappmesser mit zehn Zentimeter langer Klinge und einer Verriegelung. Ich wollte mich ungern beim Hinsetzen damit stechen. Es ist ein Modell, bei dem die Klinge vorne rausspringt. Ja, sie sind verboten. Ich habe es von einem Freund geschenkt bekommen, der sich nicht sonderlich um Verbote kümmert. Wozu braucht man ein Zehn-Zentimeter-Modell, das in den meisten Staaten verboten ist? Weil die mit zwölf Zentimetern für mich beim Hinsetzen nicht bequem sind. Wie schön, dass ich Freunde habe, die meine Maße kennen.
     
    Außerdem trug ich ein silbernes Kruzifix. Ich hatte nicht vor, auf böse Vampire zu treffen, aber ich traute Colin zu, irgendetwas anzustellen. Er brauchte bloß zu erfahren, dass bei der Begrüßungszeremonie keine Schusswaffen erlaubt waren, schon wäre er da.
     
    Unter den Bäumen lagen weiche graue Schatten. Über uns schien der Mond. Aber die Baumkronen bildeten eine feste schwarze Masse zwischen uns und dem Himmel. Fast kam ich mir vor wie eingesperrt.
     
    »Ich wittere nur Leute von uns«, sagte Jason.
     
    Alle pflichteten ihm bei. Keiner außer mir schien die flüsternden Stimmen hören zu können. Ich war der einzige Totenbeschwörer in dem Haufen, also hielten sich die Geister der Toten an mich.
     
    »Wir müssen zum Treffpunkt, bevor die Zeremonie noch weiter fortschreitet«, sagte Jamil. Ich sah ihn an. »Du meinst, sie haben schon angefangen?« »Der Ruf ist erfolgt«, antwortete Jason. Er sagte Ruf wie in Großbuchstaben. »Was heißt das?«
     
    »Sie haben ein Tier geopfert und das Blut an den Baumstamm geschmiert, ähnlich wie du gestern«, erläuterte Jason.
     
    Ich rieb mir wieder die Arme. »Ich frage mich, ob ich die Munin deshalb spüre.« »Wenn wir den Felsthron mit Blut bestreichen, ruft das nicht die Munin herbei«, sagte Jason.
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich war auf eurem Lupanar. Dieses hier ist anders. Ihre Magie ist anders als eure.« Ich spürte etwas durch die Bäume schleichen, eine aufgewühlte Energie, bei der mein Herz einen Satz machte und dann schneller schlug, als wollte es davonrennen. »Himmel, was war das ?«
     
    »Sie spürt den Ruf«, meinte Jason. »Das ist unmöglich«, widersprach Jamil. »Sie ist keine von uns.« Er zeigte mit dem Finger auf Cherry, Zane und Nathaniel. »Sie spüren es auch nicht, und sie sind Gestaltwandler.«
     
    Cherry sah uns an, dann schüttelte sie den Kopf. »Er hat Recht. Ich spüre ein leises Summen zwischen den Bäumen, aber nichts Großes.«
     
    Die anderen Leoparden stimmten ihr zu. Mir kribbelte die Haut, als wollte sie davonkriechen. Das war wirklich gruselig. »Was passiert mit mir?« »Sie spürt den Ruf«, sagte Jason wieder. »Das ist unmöglich«, erwiderte Jamil.
     
    »Du wiederholst dich, Jamil, aber du irrst dich«, behauptete Jason. Ein tiefes Knurren kam aus Jamils Kehle.
     
    »Hört auf, ihr beide«, sagte ich. Ich spähte tiefer in den Wald, bis ich nichts mehr sah als eine finstere Wand bei schwachem Mondschein. Jason hatte Recht. Ich spürte ihre Magie. Es war rituelle Magie, Todesmagie. Die Kräfte der Lykanthropen speisen sich aus dem Leben. Sie sind die lebendigsten übernatürlichen Geschöpfe, denen ich je begegnet bin, und manchmal sind sie Elfen ähnlicher als Menschen. Doch dieses Lupanar zog seine Magie sowohl aus dem Leben als auch aus dem Tod. Es sprach mich doppelt an: durch das Band mit Richard und durch die Kräfte des Totenbeschwörers. Ich wünschte, Richard wäre bei mir.
     
    Er war mit seiner Familie essen gegangen. Shang-Da war bei ihm, weil ich darauf bestanden hatte. Sheriff Wilkes würde inzwischen wissen, dass wir nicht abgereist waren. Es waren nicht nur die hiesigen Vampire, die uns etwas wollten. Richard hatte angerufen und gesagt, sie würden sich verspäten und wir sollten schon ohne sie anfangen. Seine Mutter hatte nicht verstehen wollen, warum sie nicht länger bleiben konnten. Alle männlichen Zeemans standen unter ihrem Pantoffel.
     
    Ich ging los, und sie folgten mir. Ich stieg auf einen quer liegenden Baumstamm. Treten Sie nie gleich darüber hinweg. Sie können nie wissen, ob auf der anderen Seite eine Schlange liegt. Steigen Sie immer zuerst oben drauf, dann hinunter. Heute Nacht waren es nicht die Schlangen, die mir Sorgen machten. Ich bewegte

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