Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
von uns aus.« »Warum wollt ihr das unbedingt?« »Du liebst welche von den Wölfen«, sagte Zane. »Du empfindest echte Freundschaft für sie. Für uns nicht.«
»Dafür aber Lust«, meinte Cherry. »Nathaniel macht dich nervös, weil du ihn attraktiv findest.«
Das ging mir ein bisschen zu weit. »Hört mal, ich schlafe nicht mit Leuten, nur weil ich sie attraktiv finde.« »Warum nicht?«, fragte Zane.
Ich seufzte. »Ich bin nicht für beiläufigen Sex. Wenn ihr das nicht versteht, kann ich es euch auch nicht erklären.« »Wie können wir dir trauen, wenn du gar nichts von uns willst?«, entgegnete Cherry.
Darauf fiel mir nichts ein. Ich sah Jason an. »Kannst du mir da raushelfen?« Er stieß sich von der Wand ab. »Wahrscheinlich, aber es wird dir vielleicht nicht gefallen.« »Erkläre es mir.«
»Das Problem ist, dass sie nie eine echte Nimir-Ra hatten. Gabriel war ein Alpha, und er war machtvoll, aber er war ebenfalls kein Nimir-Ra.«
»Einer der Werwölfe hat ihn mal als Lion passant bezeichnet, als schlafenden Löwen. Das ist jemand, der die Macht hat zu beschützen, es aber nicht tut«, sagte ich. »Die Parden nannten mich Leopard lionne, ihren Beschützer, bevor sie mich zur Nimir-Ra ausriefen.«
»Wir haben Gabriel auch so genannt, weil wir es nicht besser wussten«, sagte Zane, »aber die Wölfe hatten Recht, er war ein Lion Passant.« »Prima, dann ist das ja geklärt«, meinte ich.
»Nein«, sagte Cherry. »Wenn Gabriel uns etwas beigebracht hat, dann, dass man keinem trauen kann, der nichts von einem will. Du brauchst uns nicht zu lieben, aber du musst einen als Liebhaber auswählen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich meine, danke für die Einladung, aber nein danke.« »Wie sollen wir dir dann vertrauen?«, fragte Cherry.
»Ihr könnt ihr vertrauen«, sagte Jason. »Es war Gabriel, dem ihr nicht trauen durftet. Er hat euch eingeredet, dass Sex so verdammt wichtig ist. Anita schläft nicht mal mit unserem Ulfric. Aber Zane hat sie vorige Nacht erlebt, er hat gesehen, was sie zu meinem Schutz getan hat.«
»Das hat sie für den Vampir getan, den sie so mag«, wandte Zane ein. »Damian habe ich nicht so gern wie Asher, aber ich habe mein Leben auch für ihn riskiert«, erwiderte ich.
Die Leoparden sahen mich zweifelnd an. »Ich weiß«, sagte Zane, »und das verstehe ich eben nicht. Warum hast du ihn nicht sterben lassen?«
»Ich hatte ihn gebeten, sein Leben für Nathaniel aufs Spiel zu setzen. Ich erbitte von anderen nichts, wozu ich nicht selbst auch bereit bin. Wenn Damian das auf sich nimmt, muss ich das Gleiche für ihn tun.«
Die Leoparden begriffen das nicht. Man sah es ihnen an, und ihre Anspannung strömte mir fühlbar über die Haut. »Bin ich dein?«, fragte Nathaniel. Er klang mutlos und verloren.
Ich sah die anderen an. Er hockte nach wie vor in der Mitte des Zimmers, kauerte sich zusammen. Seine langen, langen Haare waren nach vorn übers Gesicht gefallen. Seine Vergissmeinnichtaugen blickten durch diesen Vorhang wie durch Fellhaare. Ich kannte das schon von anderen Lykanthropen, dass sie sich hinter den Haaren versteckten und hindurch lugten. Plötzlich kam er mir wild und unwirklich vor. Er schob an einer Seite die Haare zurück und ließ ein wenig Arm und Brust sehen. Sein Gesicht wirkte dabei jung, offen und furchtbar verletzlich.
»Ich lasse nicht zu, dass dir jemand etwas tut, Nathaniel«, sagte ich.
Eine Träne rollte über seine Wange. »Ich bin es so leid, zu niemandem zu gehören, Anita, so leid, dass jeder einfach über mich herfällt, so leid, immerzu Angst zu haben.« »Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Solange es in meiner Macht steht, bist du sicher.« »Dann gehöre ich jetzt dir?«
Die Ausdrucksweise passte mir nicht, aber als ich die Tränen rollen sah, war mir klar, dass das nicht der Zeitpunkt war für spitzfindige Unterscheidungen. Ich nickte und hoffte, dass ich mich damit nicht zu größerer Nähe verpflichtete, als ich wollte. »Ja, Nathaniel, du gehörst mir.« Worte allein konnten einen Gestaltwandler selten beeindrucken. Es war, als ob ein Teil ihres Wesens damit nichts anzufangen wusste.
Ich hielt ihm die Hand hin.»Komm, Nathaniel, komm zu mir. «
Er kroch heran, nicht mit dieser wilden, kraftvollen Anmut, sondern mit gesenktem Kopf, hinter seinem Haarvorhang weinend. Als er bei mir war, schluchzte er laut. Er reckte mir die Hand entgegen, ohne
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