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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sah er zehn Jahre jünger aus und besser als durchschnittlich. »Also gut, Ms Blake, kommen Sie mit. Ich zeige sie Ihnen.« Er lachte leise. Beim Lachen klang seine Stimme tiefer. Vielleicht sang er im Bass. »Ich hoffe, Sie sind hinterher noch genauso amüsant, Ms, Blake.«
     
    »Das hoffe ich auch«, sagte ich. Er sah mich seltsam an, dann ging er voraus. Ich folgte ihm, weil es meine Aufgabe war. Vor einer Stunde noch hätte ich gesagt, der Tag kann nicht mehr schlimmer werden. Jetzt beschlich mich das Gefühl, dass ich mich geirrt hatte, und zwar kräftig.
     
     
     

33
     
    Die Leiche lag auf einer kleinen Lichtung. Dass es ein Mensch war, wusste ich, weil man es mir gesagt hatte. Nicht, dass die Leiche gar nicht mehr wie einer aussah. Die Gestalt war noch so weit vorhanden, dass ich sagen konnte, sie lag auf dem Rücken. Es war mehr so, dass mein Verstand nicht erkennen wollte, dass das mal ein Mensch gewesen sein könnte. Meine Augen sahen es, aber mein Verstand weigerte sich, das Bild zu begreifen. Es war wie bei diesen 3-D-Bildern, die man eine Weile anstarren muss, ehe sich die Figuren herausschälen. Es sah aus, als hätte die Leiche im Zentrum einer Explosion gestanden. Nach allen Richtungen war Blut verspritzt. Wenn man die Leiche entfernte, würde ein sauberer Fleck in Form eines menschlichen Körpers bleiben.
     
    Das sah ich alles, doch es blieb unbegreiflich. Mein Verstand versuchte mich zu beschützen. Das war mir schon ein- oder zweimal so gegangen. Es wäre jetzt klug gewesen, sich abzuwenden und ein Stück wegzugehen, dem Verstand seine Verwirrung zu lassen, weil die Wahrheit ihn noch früh genug attackieren würde. Eben noch hatte ich im Scherz etwas von angeknackstem Verstand und Kreischen gesagt. Jetzt fand ich das gar nicht mehr lustig.
     
    Ich zwang mich, hinzusehen und nicht wieder wegzusehen, doch die Sommerhitze überfiel mich mit einem übelkeiterregenden Schwall. Ich wollte mir an die Stirn greifen, wendete mich dann doch lieber ab. Sonst hätte es kindisch ausgesehen, als würde ich mir bei einem Horrorfilm die Augen zuhalten.
     
    Henderson drehte sich ebenfalls um. Wenn ich die Leiche! nicht anguckte, dann wollte er auch nicht. »Alles in Ordnung?« Die Welt hörte auf, sich zu drehen wie ein Kreisel. »Es geht gleich wieder.« Ich klang hauchig. »Gut«, sagte er.
     
    So standen wir für ein paar Augenblicke da, dann holte ich vorsichtig Luft. So nah bei einer Leiche sollte man nicht allzu tief atmen. Es ging nicht anders. Das waren keine Trolle gewesen. Es war überhaupt kein normales Tier gewesen. Langsam drehte ich mich wieder herum und sah mir die Leiche an. Der Anblick war nicht besser geworden. '
     
    Henderson drehte sich mit mir. Er leitete die Untersuchung. i Er konnte es aushalten, wenn ich es tat. Ich war mir nicht sicher, I ob ich es konnte, aber da mir keine Wahl blieb ...
     
    Ich hatte mir ein Paar Chirurgenhandschuhe geben lassen. ', Jemand hatte mir dickere Gummihandschuhe angeboten, wegen AIDS, wissen Sie. Ich hatte abgelehnt. Erstens würde ich darin schwitzen. Zweitens würde ich darin gar nichts tasten können, wenn ich die Leiche untersuchte. Drittens war ich durch die drei Vampirzeichen vor Ansteckung geschützt. Durch Blut übertragene Krankheiten konnte ich nicht mehr bekommen. Hier glaubte ich Jean-Claude, denn er würde mich nicht verlieren wollen. Schließlich war ich der dritte Teilnehmer seines Triumvirats. Er war auf meine Sicherheit angewiesen. Er liebt dich, sagte eine Stimme in meinem Hinterkopf. Ja, klar doch, antwortete jemand im Vorderkopf.
     
    »Kann ich hier Blutspuren verwischen?«, fragte ich. »Man kann nicht an die Leiche heran, ohne in Blut zu treten«, sagte Henderson. Ich nickte. »Klar. Sie haben also alle Aufnahmen gemacht?« »Wir wissen, wie wir unsere Arbeit tun müssen, Ms Blake.«
     
    »Das stelle ich nicht in Frage, Captain. Ich will nur wissen, ob ich mich rings um die Leiche frei bewegen kann, mehr nicht. Ich will keine Beweise vernichten.« »Wenn Sie mit allem fertig sind, kommt sie in den Sack.«
     
    Ich nickte. »Gut.« Ich betrachtete die Leiche, und plötzlich sah ich es. Alles. Ich verschränkte die Arme vor dem Bauch, um nicht die Hände vor die Augen zu schlagen. Die Nase war abgebissen, sodass da nur ein blutiges Loch war. Die Lippen waren weggerissen, Zähne und Kieferknochen lagen frei. Zu meiner Seite hin fehlte die Kiefermuskulatur. Hier hatte sich etwas niedergelassen und gefressen und nicht nur ein

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