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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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haben, können sie sich völlig gleichgültig geben: Hatte ich schon, war ich schon, war nichts Besonderes, kein Grund zur Aufregung. Michaels trug Sergeantstreifen an der Uniform. Die bekam man nicht, wenn man an jedem Tatort einen Schock erlitt.
     
    »Sergeant Michaels«, sagte er. »Kann ich etwas für Sie tun, Ms Blake?« Er gewann zusehends die Fassung wieder, was mich ein bisschen an Dr. Onslow erinnerte. Die Augen verloren den glasigen Blick. Er sah mich jetzt direkt an, wenn auch ein bisschen angespannt, fast als hätte er Schmerzen. Was lag da um Gottes willen am Fuß des Abhangs? Was konnte bei einem erfahrenen Polizisten solch ein Gesicht hervorrufen?
     
    »Nichts, Sergeant, nichts. Danke.« Ich behielt die Lizenz in der Hand, weil ich mir ziemlich sicher war, dass man mich ohne Eskorte noch einmal anhalten würde. An einer kleinen Fichte übergab sich eine Frau. Sie und der Mann, der ihr den Kopf hielt, waren Sanitäter. Ein schlechtes Zeichen, wenn Sanitäter kotzten. Ein sehr schlechtes Zeichen.
     
    Es war Maiden, der mich anhielt. Ein, zwei Sekunden lang standen wir nur da und guckten uns an. Ich stand oberhalb und sah auf ihn runter. »Ms Blake«, sagte er.
     
    »Maiden«, antwortete ich. Den Officer ließ ich absichtlich weg, denn meiner Meinung nach war er keiner. Er hatte aufgehört, Polizist zu sein, als er zu den bösen Jungs übergelaufen war.
     
    Er bedachte mich mit einem kleinen, eigenartigen Lächeln. »Ich bringe Sie zu Captain Henderson. Er leitet die Ermittlungen.«
     
    »Schön.« »Sie sollten sich auf etwas gefasst machen, Blake. Es ist .. . schlimm.« »Ich komme schon klar«, sagte ich.
     
    Er schüttelte den Kopf und sah zu Boden. Als er wieder aufschaute, hatte er leere, kalte Polizistenaugen. »Schon möglich, Blake, schon möglich. Aber ich nicht.« »Was soll das heißen?«
     
    »Wer ist die denn?« Das war Captain Henderson. Er hatte uns gesehen. Er kam den Hang herauf in seinen Straßenschuhen und rutschte nur ein bisschen. Er war zielstrebig und wusste, wie er durch das Laub zu laufen hatte, sogar in den falschen Schuhen. Er war eins dreiundsiebzig und hatte kurze blonde Haare. Seine Augen wechselten je nach Lichteinfall von Grün nach Grau. Er stellte Maiden zur Rede. »Wer ist das, und wieso ist sie innerhalb meiner Absperrung?«
     
    »Anita Blake, Captain Henderson«, sagte Maiden.
     
    Henderson sah mir in die Augen, sein Blick war kalt und von wirbelndem Grün durchsetzt. Er hatte ein scharf geschnittenes, gutaussehendes Allerweltsgesicht mit einer gewissen Härte und Bitterkeit, die eine sympathische Ausstrahlung verhinderte.
     
    Wie verrückt die Augenfarbe auch war, sein Blick war distanziert und prüfend, der Blick eines Polizisten. »Sie sind also Anita Blake?« Er klang beinahe zornig.
     
    Ich nickte. »Ja.« Ich ließ seinen Zorn nicht an mich ran. Er galt nicht mir. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Etwas, das nicht mit dem eigentlichen Fall zu tun hatte. Aber was?
     
    Er taxierte mich von oben bis unten, nicht anzüglich, sondern wie zum Maßnehmen. Ich war daran gewöhnt, aber andere taten das nicht so aufdringlich. »Haben Sie einen starken Magen, Blake?«
     
    Ich zog die Augenbrauen hoch, dann lächelte ich. »Was ist so komisch?«
     
    »Ich weiß, dass es übel ist. Ich komme eben von Ihrem Sergeant da oben. Ihm ist so unheimlich, dass er kein zweites Mal in die Nähe der Leiche wollte. Maiden hat mir auch schon gesagt, dass es schrecklich ist. Bringen Sie mich einfach hin.«
     
    Henderson trat dicht an mich heran, kümmerte sich einen Scheiß um die höfliche Distanz. »Sind Sie so sicher, dass Sie es verkraften werden?« Ich seufzte. »Nein.« Das Nein schien ihn ein bisschen zu besänftigen. Er sah mich an und trat einen Schritt zurück. »Nein?«
     
    »Ich weiß nicht, ob ich es verkraften werde, Captain Henderson. Es besteht immer die Gefahr, dass der nächste Horroranblick so schlimm ist, dass man sich nie wieder davon erholt. Es kann immer sein, dass es den Verstand anknackst und einen zum Kreischen bringt. Aber so weit, so gut. Nun zeigen Sie mir die grausigen Überreste. Dieses Vorgeplänkel wird ermüdend.«
     
    Ich sah den Wechsel der Gefühle in seinem Gesicht: Belustigung, dann Ärger, am Ende Belustigung. Mein Glück. »Die grausigen Überreste. Sie sind ganz sicher kein Reporter?« Darüber musste ich lächeln. »Man kann mir vieles nachsagen, aber das zumindest nicht.«
     
    Das brachte ihn zum Lächeln. Wenn er lächelte,

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