Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
schnaubte sie. Sie kam näher. Ich wich zurück. Ich wollte mich wirklich nicht mit Richards Mutter auf dem Parkplatz prügeln.
»Wenn jemand diese Wasserstoffblondine zusammenschlagen sollte, dann ich.«
Das ließ sie stutzen. Sie richtete sich auf und starrte mich an. Ich konnte fast zusehen, wie ihr Verstand wieder einsetzte. »Aber du bist nicht mehr mit ihm zusammen. Warum sollte dich das kümmern?«
»Das ist wohl die Vierundsechzigtausend-Dollar-Frage, oder? »
Plötzlich lächelte Charlotte. »Ich wusste, du kannst meinem Jungen nicht widerstehen. Keine kann das.« »Ich vielleicht schon, wenn er weiter so wahllos Frauen aufreißt.« Sie runzelte die Stirn. »Ich kann nicht glauben, dass er sich mit der abgegeben hat«, sagte sie.
Wir drehten uns um und sahen Richard herankommen. Wir empfingen ihn etwa mit dem gleichen Gesicht. Ms Schaffer gefiel uns nicht - überhaupt nicht.
Ihre Begrüßung war: »Ich kann nicht glauben, dass du dich mit dieser Frau abgegeben hast. Sie ist eine Hure.« Richard sah verlegen aus, sogar mehr als bei mir. »Ich weiß, was sie ist.« »Warst du mit ihr im Bett?« »Mutter!« »Komm mir nicht mit Mutter, Richard Alaric Zeeman.« »Alaric«, sagte ich.
Richard warf mir einen finsteren Blick zu, dann wandte er sich wieder seiner Mutter zu. »Nein, ich habe kein einziges Mal mit ihr geschlafen.«
Er redete nur von Geschlechtsverkehr, Charlotte würde nun denken, dass überhaupt kein Sex stattgefunden hatte, genau wie ich. Ich dachte an Jamils Andeutung, sagte aber nichts. Ich wollte Charlotte nicht aufregen, und ich wollte es auch gar nicht so genau wissen.
»Nun, das zeugt wenigstens von ein bisschen Vernunft« sagte sie, ging zu ihm hin und strich ihm das Hemd glatt. Dann senkte sie den Kopf, und ich begriff, dass sie weinte. Es hätte mich kaum mehr überrascht, wenn sie ihn gebissen hätte.
Richards Gesichtsausdruck zerrann in Hilflosigkeit. Er mich hilfesuchend an, aber ich schüttelte den Kopf. Angesichts weinender Frauen konnte ich nicht mehr ausrichten als er. Eher weniger.
Er nahm sie in die Arme. Ich hörte sie murmeln: »Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als du in dieser schrecklichen Zelle saßt«
Ich entfernte mich ein Stück, und Daniel schloss sich mir- an. Er schien auch nicht auf ihre Gesellschaft erpicht zu sein. Allerdings brauchte sie nicht erst zu weinen, um ihn kraftlos zu machen.
»Danke, Anita«, sagte er.
Ich schaute zu ihm hoch. Er trug ein rotes ärmelloses T-Shirt, das Richards ziemlich ähnlich sah. Soweit ich wusste, war es dasselbe. Er sah braun gebrannt und gut aus und sehr erwachsen. »Du bist überall energisch, außer bei deinen Eltern. Wieso?«
Er zuckte die Achseln. »Geht das nicht jedem so?« Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
Jason kam neben uns. »Nein«, bestätigte er. Darauf lachten wir. »Natürlich hätte meine Mutter nicht in einer Bar eine Schlägerei angefangen, egal was ich getan hätte. Sie ist viel zu ... schicklich.«
»Schicklich«, wiederholte ich. »Mein letzter Zimmergenosse hatte einen Abreißkalender«, sagte Jason. »Du hast mal wieder gelesen«, stellte ich fest.
Er ließ beschämt den Kopf sinken, dann sah er mich grinsend von der Seite an. Das wirkte so verlegen und zugleich pfiffig, dass ich lachen musste. »Ich kann nicht rund um die Uhr an mir saugen lassen und Sex haben. Es gibt auch keinen Fernseher im Zirkus der Verdammten.«
»Und wenn es einen gäbe?«, fragte ich. »Würde ich trotzdem lesen, aber sag's nicht weiter.« Ich legte ihm einen Arm auf die Schulter. »Dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben.« Daniel tat das Gleiche von der anderen Seite. »Ich werde niemandem ein Wort sagen.«
So gingen wir Arm in Arm auf den Allrad zu. »Mit Anita in der Mitte, das wäre perfekt«, sagte Jason. Daniel blieb ruckartig stehen und starrte Jason an. Ich ging ein Stück zur Seite. »Du weißt einfach nicht, wann du aufhören solltest, was, Jason?« Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
Richard kam zu uns. Er schickte Daniel zu ihrer Mutter, und Daniel widersprach nicht. Jason schickte er zum Auto, und Jason widersprach ebenfalls nicht. Ich blickte in sein plötzlich sehr ernstes Gesicht auf, wartete auf seinen Befehl an mich und wettete, dass ich widersprechen würde.
»Was ist?«, fragte ich. »Ich werde mit Daniel mitfahren und meine Mutter beruhigen.« »Ich höre ein Aber kommen.«
Er
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