Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
was Besseres zugetraut.
Zwei große Kerle mit dem gleichen T-Shirt wie der Türsteher standen am Rand der Zuschauer. Ich glaube, sie waren verdutzt von der Szene. Charlotte war sehr klein und hatte noch keinen geschlagen, sah außerdem älter aus als die übrigen Gäste, aber auch nicht gerade mütterlich.
Betty hatte schließlich genug und schrie zurück. »Hat er doch ... Vergewaltiger ... Bastard«, hörte ich.
Ich ließ Jasons Hand los und ging zu ihnen. Sie drehten beide den Kopf. Charlotte war verblüfft. Sie riss die großen honigbraunen Augen auf und sagte »Anita«, als hätte ihr niemand gesagt, dass ich in der Stadt war.
Ich lächelte sie an. »Tag, Charlotte. Können wir uns draußen unterhalten?« Ich musste mich dicht an sie heranbeugen, um verstanden zu werden.
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist die Hure, die über Richard Lügen verbreitet.« Ich nickte. »Ich weiß. Aber lass uns nach draußen gehen.« Charlotte schüttelte erneut den Kopf. »Ich gehe nicht eher, als bis sie die Wahrheit sagt. Richard hat sie nicht vergewaltigt
»Natürlich nicht«, schrie ich. »Wasser ist nass, der Himmel ist blau, und Richard ist kein Vergewaltiger.« Charlotte sah mich groß an. »Du glaubst ihm.« Ich nickte. »Ich habe ihn auf Kaution rausgeholt. Er wartet draußen, um dich zu sehen.«
Ihre Augen wurden noch größer, dann lächelte sie, und es war schön. Ein Gesichtsausdruck, der einen bis in die Zehen durchwärmte. Charlotte war so. Wenn sie glücklich war, steckte sie ihre Umgebung damit an. Wenn sie unzufrieden war, tja, dann übertrug sich das ebenfalls.
Sie schrie mir ins Ohr: »Gehen wir zu ihm.«
Ich drehte mich zum Ausgang und hörte im selben Moment hinter mir einen Aufschrei. Ich blickte über die Schulter und sah Betty Schaffer mit tropfnassem Gesicht. Sie gab Charlotte eine Ohrfeige. Charlotte revanchierte sich, aber mit der Faust.
Betty saß plötzlich auf dem Hintern am Boden und blinzelte zu uns herauf.
Die Rausschmeißer wollten einschreiten, als Charlotte zur abschließenden Behandlung ansetzte. Ich warf mir die kleine Frau über die Schulter. Sie war schwerer, als sie aussah, und sie wehrte sich. Im Gegensatz zu vielen anderen Frauen machte sie das ziemlich gut. Ich wollte ihr nicht wehtun, aber sie erwiderte den Gefallen nicht. Sie trat mir gegen die Knie, und ich warf sie hart ab.
Einen Moment lang lag sie da, rang nach Luft und starrte mich an. Daniel wollte sich bücken, um ihr aufzuhelfen, aber ich hielt ihn mit ausgestrecktem Arm zurück. »Nein.«
Die Band hatte mit einem klimpernden Akkord zu spielen aufgehört. Meine Stimme schallte durch die plötzliche Stille: »Du kannst freiwillig nach draußen gehen oder dich bewusstlos raustragen lassen, Charlotte. Das bleibt dir überlassen, aber du wirst das Lokal verlassen.«
Ich ging vorsichtig auf ein Knie nieder, denn Charlotte kämpfte nicht gerade mädchenhaft. Ich senkte das Gesicht an ihr Ohr. »Richard wird in ein paar Minuten reinkommen, um zu sehen, was los ist. Wenn er in ihre Nähe kommt, wird die Polizei die Kaution widerrufen und ihn wieder einsperren... » Das stimmte nur teilweise, aber ich war mir sicher, dass Charlotte das nicht wusste. Die gesetzestreuen Bürger kannten sich damit meistens nicht so gut aus.
Charlotte starrte mich noch einen Moment lang an, dann hielt sie mir die Hand hin. Ich half ihr hoch, noch immer vorsichtig. Sie hatte ein höllisches Temperament, wenn sie einmal in Fahrt war. Zugegeben, es brauchte viel, um sie so weit ZU bringen, aber dann hieß es, rette sich, wer kann.
Sie versuchte nicht, mir eine zu verpassen. Immerhin eine Verbesserung. Wir bahnten uns einen Weg, Daniel und Jason hinter uns. Niemand hielt uns auf. Alle starrten uns an, aber keiner rührte sich.
Der Türsteher sagte: »Die kommt hier nicht mehr rein.« Charlotte öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ich schob sie an der Schulter weiter. »Wird sie nicht. Keine Sorge.« Er sah Charlotte an, nickte aber.
Sobald wir zum Parkplatz kamen, hielt ich drei Schritte Abstand zu ihr. Nennen Sie es Instinkt. Sie fuhr herum und hätte mich wahrscheinlich getroffen, aber ich war außer Reichweite.
Sie funkelte mich mit ihren großen Augen an, die im Schein der Halogenlampen heller wirkten. »Fass mich nie wieder an«, sagte sie. »Dann benimm dich wie Richards Mutter und nicht wie seine empörte Freundin.« »Wie kannst du es wagen!«,
Weitere Kostenlose Bücher