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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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schüchternes Kind. Sie schien zu glauben, dass etwas Übles bevorstand.
     
    Halb rechnete ich damit, dass sich Jason zu uns gesellte, doch das tat er nicht. Er entfernte sich von Jamil, ohne mich um Hilfe zu bitten.
     
    »Was ist denn dabei?«, fragte ich. »Jamil hat mir lediglich seine Wange zuerst hingehalten, oder?« »Oh nein«, sagte Jason, »viel mehr Spaß als das.« Ich stutzte, denn ich wusste, was Jason unter Spaß verstand. »Vielleicht habe ich etwas verlangt, das ich nicht verstehe.« »Aber du hast es verlangt«, sagte Jamil, »und als unsere Lupa hast du dazu das Recht.«
     
    Mir kam der Gedanke, dass ich einen Fauxpas begangen und um etwas gebeten hatte, zu dem Jamil nicht bereit war und das ich womöglich gar nicht haben wollte. »Wenn du dich nicht wie ein Arschloch benommen hättest, als wir hier ankamen, Jamil, würde ich das jetzt wahrscheinlich durchgehen lassen.«
     
    »Aber?« »Aber ich ziehe nicht den Schwanz ein, nicht vor dir.« »Vor keinem«, murmelte Jason leise. »Wenn ich ablehne, kommt es zwischen uns zum Kampf«, sagte Jamil. »Gut, aber denk daran: Deine letzte Freikarte für dieses Wochenende hast du verbraucht, Jamil.«
     
    Er nickte. »Ich sehe die Waffe.« »Dann haben wir uns verstanden« , sagte ich. »Haben wir.« Jamil kam auf mich zu, noch immer dieses unheimliche Gelb in den Augen.
     
    »Werd nicht frech, Jamil« Er bleckte kurz die Zähne. »Ich tue, worum du mich gebeten hast, Anita.«
     
    Zane stellte sich hinter mich, die Hände auf meinen Schultern, ließ aber ein wenig Platz zwischen uns. Cherry kauerte sich gegen meine Beine. Keiner rückte von mir weg. Ich nahm das als gutes Zeichen. Hoffentlich hatte ich Recht.
     
    Jamil berührte meine Wange mit den Fingerspitzen. »In der Öffentlichkeit wäre das schon alles.« Er beugte sich herab, und es sah aus, als wollte er mich küssen.
     
    Er tat es, streifte sacht meine Lippen, wobei er die Finger an meiner Wange beließ. Dann zog er den Kopf zurück. Als er die Augen aufmachte, waren sie noch immer goldgelb. Bei seiner dunklen Haut eine erschreckende Farbe.
     
    Ich stand die ganze Zeit einfach nur da und war zu beklommen, um zu reagieren. Weder die Leoparden noch Jason riefen Foul, also tat Jamil nur, was ich verlangt hatte. Wahrscheinlich. Bei Jason hätte ich einfach vermutet, dass er mir nur einen Kuss abluchsen wollte. Aber das war nicht Jamils Art.
     
    Er ließ mein Gesicht nicht los. »Aber heute Nacht gibt es keine Öffentlichkeit. Wenn wir unter uns sind und niemand zusieht ...« Er beendete den Satz nicht. Stattdessen beugte er sich erneut zu mir herab.
     
    Er leckte mir über die Unterlippe. Ich fuhr zurück.
     
    Er ließ die Arme sinken. »Du hast die Bücher über Wölfe gelesen, Anita. Ich bin ein unterwürfiger Wolf, der um die Aufmerksamkeit eines Überlegenen bettelt.«
     
    »Das ist eine Abart des Futtererbettelns bei den Welpen«, überlegte ich laut. »Zwischen zwei erwachsenen Tieren gibt es das Ritual, dem dominanten Wolf das Maul zu lecken oder behutsam hineinzubeißen.«
     
    Jamil nickte.
     
    »Dann ist die Sache klar«, sagte ich. »Die Begrüßung, die ich dir beibringen will, ist unsere Version des Händeschüttelns. Ihr haltet jeweils gleichzeitig die Wange hin.« »Zeig es mir«, sagte ich.
     
    Er beugte sich heran, ohne an meinen Mund zu kommen, und strich mit der Wange an meiner entlang, dann über das Ohr, bis er meine Haare vor dem Gesicht hatte. Dadurch kam ich an seine dünnen Zöpfe, die sich zugleich rau und weich anfühlten.
     
    Jamil redete in meine Haare hinein: »Du musst die Nase zwischen meine Haare stecken und an der Haut riechen.« Ich tat, was er sagte. Ich hörte ihn einatmen. Sein Atem war heiß.
     
    Ich wollte das erwidern, musste mich aber auf die Zehenspitzen stellen und mich mit einer Hand an seiner Brust abstützen. Zane kam ein Stück herum, sodass ich auch seine Schulter zu Hilfe nehmen konnte. Die Zöpfe machten es mir leicht, bis zur Haut vorzudringen. Sie hingen mir wie Kordeln ins Gesicht.
     
    Ich roch sein Shampoo, sein Rasierwasser und darunter ihn selbst. In dem Moment, da ich seinen Geruch wahrnahm, stieg eine Woge der Macht in mir auf, und es war nicht meine eigene. Ich wusste plötzlich, dass Richard auf einem Bett saß und seine Mutter umarmt hielt. Ich sah, wie er aufschaute, als stünde ich vor ihm. Doch ich war meilenweit weg und stand vor einem ganz anderen Bett. Wir saugten den kräftigen, warmen Geruch von Jamils Haut ein, und

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