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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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davon auf, der aber schon nachließ. Als die Wunden alle gereinigt waren, quoll wieder rotes Blut hervor.
     
    Cherry lächelte so warmherzig in die Runde, dass man es einfach erwidern musste. »Er wird sich wieder erholen«, sagte sie und klang völlig verblüfft.
     
    Ich hörte einen zischenden Atemzug und drehte mich danach um. Damian wich zurück und starrte auf seine Hände. Seine milchweiße Haut verfärbte sich zusehends dunkel, an den Händen schälte sie sich bereits.
     
     
     

14
     
    Scheiße«, sagte ich.
     
    Damian hielt mir seine Hände hin wie ein Kind, das sich verbrannt hat. Ich weiß nicht, was schlimmer war, das Entsetzen in seinem Gesicht oder die Hoffnungslosigkeit in seinen Augen.
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte ich, aber es kam nur leise heraus. »Nein«, sagte ich lauter, energischer. »Du kannst es nicht aufhalten«, antwortete Asher. Damian sah zu, wie sich die dunklen Stellen an den Händen ausbreiteten. »Helft mir«, bat er und blickte mich an.
     
    »Ich weiß, du bist es gewohnt, auf einem Schimmel anzugaloppieren und alle zu retten, Anita, aber manche Schlachten sind nicht zu gewinnen«, sagte Asher.
     
    Damian war auf die Knie gesunken. Er riss sich das Hemd in Fetzen, dass nur noch ein Rest an den Schultern blieb. Die Verwesung war schon bis zu den Ellbogen fortgeschritten. Ein Fingernagel splitterte und fiel ab, etwas Dunkles, Widerliches brach darunter hervor. Der Geruch war wieder da, süßlich und Ekel erregend.
     
    »Ich habe bei Damian mal eine Kopfwunde geheilt«, sagte ich. Damian lachte bitter. »Ich habe mich nicht beim Rasieren geschnitten, Anita.« Er löste sich von dem Anblick seiner Hände und sah zu mir hoch. »Davon kannst selbst du mich nicht befreien.«
     
    Ich kniete mich vor ihn und wollte seine Hände nehmen. Er zuckte zurück. »Fass mich nicht an!«
     
    Ich legte die Hände über seine. Die Haut fühlte sich heiß an wie bei hohem Fieber und so weich, dass ich fürchtete, sie würde beim geringsten Druck aufplatzen wie ein fauler Apfel.
     
    Es schnürte mir die Kehle zu. »Damian, ich ... es tut mir leid.« Lieber Gott, was für ein unangemessener Satz. Tausend Jahre »lebte« er nun und gab jetzt alles auf für mich. Er wäre dieses Risiko nicht eingegangen, wenn ich ihn nicht gebeten hätte. Es war meine Schuld.
     
    Sein Blick war dankbar und schmerzerfüllt. Er entzog mir seine Hände, vorsichtig, um sie keinem Druck auszusetzen. Ich glaube, wir hatten beide Angst, ich könnte versehentlich durch die Haut stoßen.
     
    Er verzog vor Schmerzen das Gesicht, und ein kleiner Laut entfuhr ihm. Ich musste daran denken, wie Nathaniel geschrien hatte. Die Fingerspitzen platzten auf wie überreife Früchte, ein schwarz-grünes Zeug spritzte heraus auf den Boden. Es traf auch meinen Arm. Der Geruch kam in ekelhaften Wellen.
     
    Ich wischte meinen Arm nicht ab, obwohl ich es wollte. Ich wollte kreischend die Spritzer wegschlagen wie Spinnen. »Ich muss es wenigstens versuchen«, sagte ich, und meine Stimme verriet, was ich im Gesicht angestrengt verbarg. »Wie?«, fragte Asher. »Wie willst du das anstellen?«
     
    Damian stieß ein leises Wimmern aus. Sein Körper erzitterte. Er ließ den Kopf auf die Brust sinken, drehte ihn hin und her und schrie schließlich. Wortlos, hoffnungslos.
     
    »Wie?«, fragte Asher noch einmal. »Ich weiß es nicht«, schrie ich. »Nur sein ursprünglicher Meister, der ihn vor dem Grab bewahrt hat, könnte ihn vielleicht retten.« Ich sah Asher an. »Ich habe Damian einmal aus dem Sarg gerufen. Unabsichtlich zwar, aber er reagierte auf meinen Ruf. Ich habe damals verhindert, dass seine ... Seele ihn verlässt. Wir sind miteinander verbunden, ein wenig.«
     
    »Wie hast du ihn gerufen?«, fragte Asher. »Mit einer Totenbeschwörung«, sagte ich. »Ich bin ein Totenbeschwörer, Asher.« »Davon verstehe ich nichts«, sagte er.
     
    Der Gestank nahm zu. Ich atmete durch den Mund, aber dadurch bekam ich ihn auf die Zunge. Fast fürchtete ich mich, Damian anzusehen. Ich drehte mich langsam herum wie eine Figur in einem Horrorfilm, die weiß, dass das Monster direkt hinter ihr steht, und nur zögernd hinsehen will, weil es sie um den Verstand bringen wird. Manche Dinge sind schlimmer als jeder Albtraum. Die Verwesung war jetzt oberhalb des Ellbogens angekommen. An den Händen sah man die Knochen durchscheinen. Alle waren vor dem Gestank zurückgewichen, alle außer mir und Asher. Ich kniete in einer Pfütze. Asher

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