Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
seinen Schoß gezogen, sodass er ihn der Länge nach auf sich hatte und teilweise hinter dem nackten Leib verschwand. Er barg ihn mit einem Arm an seine Brust. Sein grünes Hemd hatte schwarze Flecke bekommen. Er hielt Nathaniels Gesicht an seine Schulter gedrückt und saugte von hinten an der Halswunde. Man sah seine blutroten Haar, und den Mund, der sich um den Biss geschlossen hatte. Ich konnte Damians Halsmuskeln arbeiten sehen.
Asher kniete noch auf dem Boden, eines von Nathaniels bleichen Beinen abgespreizt, sodass der Fuß über die Bettkante ragte. Ashers Gesicht war nicht zu sehen. Er saugte an der Innenseite des Oberschenkels und so nah an der Leiste, dass sein Kopf die Genitalien berührte. Asher bewegte den Kopf ein wenig, und seine goldenen Haare rutschten über Nathaniels Weichteile, aber man sah sie noch durchschimmern.
Mir schoss die Röte ins Gesicht. Ich musste mich abwenden. Dabei fiel mein Blick in den einzigen Spiegel des Zimmers. Mein Gesicht stand in Flammen, schaute groß und überrascht. Die Zeit meiner Juniorhigh kam wieder zurück, wo ich unter den Tribünen über Pärchen stolperte und ihr Gelächter mich in die Dunkelheit verfolgte.
Ich starrte mich im Spiegel an und riss mich zusammen. Ich war kein Kind mehr und keine Jungfrau. Ich konnte das mit einem Minimum an Takt über die Bühne bringen. Oder nicht?
Jamil hatte sich in die hinterste Zimmerecke begeben. Da saß er, die Arme um die Knie geschlungen, mit harter, ärgerlicher Miene. Ihm gefiel die Aufführung auch nicht.
Zane stand wieder an die Wand gelehnt und verschränkte die Arme vor der Brust. Er blickte auf den Boden, als gäbe es da etwas Interessantes zu sehen.
Jason saß noch auf der Schreibtischkante und verfolgte alles. Ich sah ihn an, ohne mich umzudrehen. »Ist dir klar, dass du der Einzige bist, der den Anblick genießt?« Er zuckte grinsend die Achseln. »Ich sehe das gern.« Ich zog die Brauen hoch. »Erzähl mir nicht, dass du schwul bist.« »Erzähl mir nicht, dass dich das kümmert«, erwiderte er.
Meine Augenbrauen schoben sich noch weiter hoch. »Mir bricht das Herz. Ich werde meine Dessous verbrennen.« Ich beobachtete seine Miene. Er lächelte, aber nicht wie über einen Scherz.
»Soll das heißen, die ganze Flirterei ist nur zum Schein ? », fragte ich.
»Oh, nein, ich mag Frauen. Aber in dem engeren Kreis um Jean-Claude sind fast keine. Seit zwei Jahren agiere ich als Pomme de sang. Da habe ich eine Menge Reißzähne zu spüren bekommen.« »Kommt das wirklich dem Sex so nahe?«, fragte ich.
Er wurde ernst und sah mich an. »Du bist noch nie wirklich in den Bann eines Vampirs geraten, oder? Ich weiß, dass du schon teilweise immun dagegen warst, bevor du Jean-Claudes Zeichen bekamst, aber ich dachte, dass mal irgendwann irgendjemand zu dir durchgedrungen wäre.«
»Nein.«
»Manchmal denke ich, es ist vielleicht noch schöner als Sex, und fast jeder, der das mit mir gemacht hat, war ein Kerl.« »Also bist du bisexuell?«
»Wenn das, was sie da machen, als Sex gilt, ja. Wenn nicht, dann ...« Er lachte so abrupt, dass Zane und Jamil erschrocken zusammenfuhren. »Wenn das nicht als Sex zählt, dann sagen wir einfach, >wo noch kein Mann gewesen ist< gilt nicht mehr. «
Zu gern hätte ich gefragt, wer es gewesen war. Vielleicht hätte ich gefragt, aber Cherry meldete sich, und der Moment war vorüber. »Sein Puls wird stärker. Wo er so viel Blut verliert, sollte er schwächer werden, tut er aber nicht.«
Asher hob den Kopf. »Wir saugen viel weniger Blut als vielmehr die Fäulnis heraus.« Er stand auf, schob eine Hand unter Nathaniels Oberschenkel und schob das Bein aufs Bett zurück wie bei einem schlafenden Kind. Eben noch sah alles sehr sexuell aus, jetzt waren Ashers Bewegungen behutsam und zärtlich.
Damian hörte ebenfalls auf zu saugen. Er hatte einen Fleck am Mund, der nicht rot war, sondern schwarz. Er wischte ihn mit dem Handrücken ab. Wäre es reines Blut gewesen, hätte er es abgeleckt. Es schien nicht zu schmecken.
Er rückte unter Nathaniel hervor und ließ ihn vorsichtig auf die Bettdecke gleiten, die er über ihn zog, als er vom Bett aufstand.
Cherry öffnete ihren Erste-Hilfe-Beutel, dann behandelte sie die Brustverletzungen mit einem antiseptischen Mittel. Die ersten sterilen Mulltupfer saugten sich noch voll Eiter. Wir alle waren unwillkürlich näher ans Bett getreten. Ein unangenehmer Geruch stieg
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