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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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erkennen können.«
     
    »Da ist etwas in deinem Tonfall, ma petite. Etwas Zerbrechliches.« Das letzte Wort flüsterte er.
     
    Ich nickte bloß und gab Asher das Telefon. Ich ging ein Stück weg und schlang die Arme um mich. Zerbrechlich, hatte er gesagt. Erschrocken eher. Ich war vor mir selbst erschrocken. Die Macht, die ich beschworen hatte, hatte rings um das Lupanar sämtliche Laternen gelöscht. Wer von uns noch lebte, hatte sich im Schein der brennenden Leichen bewegt. Es war wie eine Szene aus Dantes Inferno, und ich hatte sie provoziert. Die Macht in mir hatte das getan. Ja, erschrocken traf es ganz gut.
     
    Damian kam zu mir. Er flüsterte: »Jason weint in der Dusche.«
     
    Ich seufzte. Großartig, genau was ich noch brauchte, eine persönliche Krise. Aber ich stellte keine Fragen. Ich klopfte an die Tür des Badezimmers. »Jason, ist alles in Ordnung?«
     
    Er antwortete nicht. »Jason?«
     
    »Es geht mir gut, Anita.« Selbst durch das Wasserrauschen klang es angestrengt. Ich hatte ihn noch nie weinen sehen, aber genauso klang jemand, der beim Sprechen die Tränen zurückdrängt.
     
    Ich drückte die Stirn gegen die Tür und seufzte. Ich konnte das heute Nacht nicht gebrauchen. Aber Jason war mein Freund,
     
    und wen sollte ich sonst hineinschicken, um ihn zu trösten ? Damian war extra zu mir gekommen. Zane war nicht der große Händchenhalter, und Cherry, na ja ... wenn ich eine andere Frau hineinschickte, sähe das feige aus. Asher? Nein.
     
    Ich klopfte noch einmal. »Jason, kann ich mal kurz reinkommen?« Stille. Wäre es ihm halbwegs gut gegangen, hätte er gewitzelt, dass ich ihn endlich doch mal in der Dusche treffen würde.
     
    Dass er mich nicht neckte, war ein schlechtes Zeichen. »Jason, kann ich reinkommen ... bitte?« »Komm rein«, sagte er schließlich.
     
    Ich ging hinein, und der warme Dampf umfing mich. Ich drückte die Tür hinter mir zu. Es war warm. Es war tropisch. Die Feuchtigkeit perlte von allen Oberflächen ab, als hätte er den heißen Hahn voll aufgedreht. Bei einem Menschen reichte das, um sich zu verbrühen.
     
    Das Deckenlicht warf einen Schatten auf den weißen Duschvorhang. Er stand nicht. Er saß zusammengekauert da.
     
    Ich nahm das Handtuch vom Hocker und setzte mich hin. »Was ist los?« Er holte schluchzend Luft, und ich konnte ihn weinen hören. Leise, mit hoher Stimme.
     
    Ich wollte ihn ansehen, wenn ich mit ihm redete, aber ich wollte ihn nicht nackt sehen. Probleme über Probleme. »Sprich mit mir, Jason. Was ist los?«
     
    »Ich krieg's nicht runter. Ich werde nicht sauber.« »Meinst du das metaphorisch oder wörtlich?«, fragte ich. »Es klebt überall und geht nicht ab.«
     
    Ich war ein Feigling und ein prüder dazu. Ich griff nach dem Vorhang und zog ihn langsam zur Seite, bis ich ihn sehen konnte, ohne dass das Wasser den ganzen Raum vollspritzte.
     
    Jason hatte die Knie bis unters Kinn gezogen, die Arme darum geschlungen. Die Hitze des Wassers war so stark, dass ich zurückwich. Seine Haut war kirschrot, mehr nicht. Ich hätte schon Brandblasen gehabt.
     
    An seinem Rücken klebte ein Fleck schwarzer Schmiere und ein anderer am Arm. Jason hatte geschrubbt und sich halb verbrüht und war trotzdem nicht sauber geworden.
     
    Er starrte auf die Wasserhähne und schaukelte sich hin und her. »Es ging, bis ich unter der Dusche stand und es nicht abwaschen konnte. Dann sah ich nur noch diese Vampire in Branson vor mir. Ich dachte auch an Yvette, wie sie verweste. Aber es sind die zwei aus Branson, deren Hände ich noch an mir I spüre, Anita. Manchmal wache ich mitten am Tag auf und bin I schweißgebadet, weil mir die Erinnerung hochkommt.«
     
    Damals hatten wir es mit dem Meister von Branson aufgenommen. Sie hatte zwei junge Frauen entführt, die sie zu foltern drohte, wenn wir ihr nicht jemanden von uns überließen. Sie schlug vor, Jason sollte mit zwei ihrer Vampirfreundinnen schlafen, dann würde sie die beiden Entführten gehen lassen. Ich dachte, Jason würde es genießen. So war es auch zunächst, aber dann fingen sie an zu verwesen.
     
    Ich schüttelte den Kopf, um die Erinnerung loszuwerden. Allein der Anblick des Geschehens hatte mich eine Zeitlang im Schlaf verfolgt. Jason hingegen hatte eine echte Phobie entwickelt. Auch eine Handlangerin des Rates hatte diese eigentümliche Gabe besessen, Yvette. Sie hatte Jason damit gequält, weil es ihr ausnehmend gut gefiel, wie viel Angst er vor ihr hatte. Das war erst zwei Monate

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