Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
Jean-Claude treu bist.«
»Ich habe dir einen Korb gegeben, weil es richtig war.« Ich trat ans Waschbecken und begann, mir die schwarzen Ränder unter den Nägeln wegzubürsten.
»Wenn Jean-Claude herausfindet, dass du mit Jason schläfst, wird er ihm etwas antun, ihn vielleicht sogar umbringen.«
»Willst du uns verpetzen? Nach Hause rennen und es bei unserem Meister ausplaudern?« Ich sah ihn im Spiegel an, als ich das sagte. Er belohnte mich, indem er zusammenzuckte. War ein bisschen zu dicht an der Wahrheit, die Bemerkung.
»Warum Jason?«, fragte er. »Glaubst du wirklich, dass ich mit Jason Sex habe?« Ich drehte mich um und trocknete mir an einem feuchten Handtuch die Hände ab. Richard sah mich an und schwieg.
»Himmel, Richard, nur weil du jede in deinem Umkreis bespringst, heißt das noch nicht, dass ich das Gleiche tue.« Ich setzte mich auf den Hocker und versuchte, mit dem Handtuch die Nässe aus meiner Jeans zu saugen.
»Du schläfst nicht mit ihm?« Das Handtuch nützte gar nichts. »Nein.« Ich schleuderte es in die Ecke. »Ich kann nicht glauben, dass du überhaupt fragst.«
»Wenn du mich auf dem Boden mit einer nackten Frau gefunden hättest, hättest du dasselbe gedacht«, sagte er.
Hm, da hatte er Recht. »Alle Frauen, mit denen ich dich finden könnte, wären Fremde, mit denen du entweder ausgehst oder sie fickst oder beides. Was du auf dem Boden gesehen hast, war Jason, wie er leibt und lebt. Du weißt, wie er ist.«
»Du hast immer gedroht, ihn zu erschießen, wenn er dich anfasst.«
Ich stand auf. »Willst du, dass ich ihn erschieße, weil er einen Annäherungsversuch macht? Ich dachte, eines unserer Hauptprobleme sei, dass ich immer zuerst schieße und dann die Fragen stelle. Ich glaube, du nanntest mich mal blutrünstig.« Ich drängte mich an ihm vorbei, und wo wir uns streiften, flammten unsere Kräfte auf.
Er wich zurück und fasste sich an den Arm, als hätte es wehgetan. Aber ich wusste, es hatte nicht wehgetan. Es hatte sich wundervoll angefühlt, ein kurzer prickelnder Schauder. Es waren diese kleinen Berührungen, die uns zeigten, wie es zwischen uns sein könnte.
Ich ging hinaus. Da war also noch Leidenschaft zwischen uns, na und? Das änderte nichts an der Tatsache, dass ich mit Jean-Claude schlief. Es änderte auch nichts an der Tatsache, dass Richard in der Gegend herumbumste. Dass ich auf seine Freundinnen eifersüchtig war und er auf jeden Mann, von dem er annahm, ich hätte was mit ihm, war wirklich ein übler Witz. Wir würden darüber hinwegkommen.
23
In meinem Bett lagen drei Leute, und keiner davon war ich. Cherry und Zane hatten sich um Nathaniel geschmiegt wie lebendige Kuscheldecken. Man hatte mir gesagt, dass diese körperliche Nähe des Rudels, ganz gleich welcher Tierart, sowohl seelisch als auch körperlich heilsam sei. Richard konnte das bestätigen, und deshalb bekamen die Werleoparden das Bett. Denn bei der Aussicht, ohne mich zu sein, war Nathaniel ziemlich ausgeflippt.
Die Werleoparden schliefen also im Bett, und mir blieb nur der Fußboden. Immerhin gelang es mir, eine Decke und ein Kissen zu ergattern und meine Teppichecke damit auszupolstern. Wir waren in eine andere Hütte gezogen. Verne würde die vorige zu reinigen versuchen, aber Bettzeug und Teppich waren vermutlich hoffnungslose Fälle.
Ich hatte mich dafür entschuldigt, doch in Vernes Augen schien ich nichts falsch machen zu können. Er war ganz weg vor Freude, hin und weg, dass ich Colins Vampire gegrillt hatte. Ich war nicht so froh darüber. Rache kann eine ziemlich schreckliche Sache sein. Wenn das jemand Jean-Claudes Vampiren angetan hätte, würde ich ... würde ich denjenigen auch umbringen.
Die Badezimmertür ging auf und schloss sich leise.
Ich setzte mich auf und zog die Decke um mich. Jason fädelte sich zwischen den Särgen hindurch. Er hatte seidene Boxershorts an. Er hatte sie schon in der vorigen Nacht getragen und war ohne ein Wort damit aus dem Bad gekommen. Ich hatte die Werleoparden erst überzeugen müssen, dass sie nicht nackt schlafen konnten.
Jason hatte bei ihnen schlafen, seine fremdartigen Kräfte ebenfalls beisteuern wollen, doch sie hatten abgelehnt. Nicht weil er ein anderes Tier war, sondern weil Cherry meinte, er würde die Hände nicht bei sich behalten können.
Jason blieb vor dem Bett stehen und betrachtete den schlafenden Leopardenhaufen. Er fuhr sich durch
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