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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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her. Und das heutige Geschehen war dem viel zu nahe gekommen.
     
    Ich nahm die Armscheiden ab und legte sie auf den Hocker. Dass ich sie immer noch trug, obwohl ich mich gleich schlafen legen wollte, sagte einiges über meine eigene Paranoia. Ich schreckte vor der Hitze des Wassers zurück, als ich zum Hahn greifen wollte. Jahrelang war mir gesagt worden, fasse nichts Heißes an. Wertiere konnten verbrennen, sich aber offenbar nicht verbrühen. Ich drehte den Hahn, bis ich die Temperatur des Wassers vertragen konnte.
     
    Jason fing sofort an zu zittern. Ehrlich gesagt war ich verblüfft, dass das heiße Wasser der Hütte überhaupt so lange gereicht hatte. Der Boden war nass, und meine Hosenbeine hatten sich schon vollgesaugt. Ich hatte noch ein Ersatzpaar, das ich anziehen konnte.
     
    Ich fand die Seife, aber der Waschlappen war schwarz. Ich warf ihn ins Waschbecken und holte den letzten sauberen. Ich durfte nicht vergessen, um frische Handtücher zu bitten. Das hätte ich längst tun sollen.
     
    Endlich sah Jason mich an. Er drehte ganz langsam den Kopf zu mir. Seine blauen Augen wirkten glasig, als stünde er am Rande eines Schocks. »Ich kann das nicht noch mal durchmachen, Anita. Ich kann das nicht.«
     
    Ich seifte den sauberen Lappen ein, bis er von dem weißen Schaum gluckste, und wollte Jason den Rücken abrubbeln, aber er zuckte vor mir zurück. Ich hätte manches darum gegeben, wenn er mich in diesem Moment angegrapscht oder wenigstens geneckt hätte. Irgendetwas, das mir sagte, es ginge ihm wieder gut. Stattdessen saß er nackt und elend vor mir. Ich bekam einen Kloß im Hals. Auf keinen Fall wollte ich jetzt weinen. Ich hatte Angst, sonst nicht wieder aufhören zu können. Ich war hier, um Jason zu trösten, nicht um mich zu trösten.
     
    Schlimmer war, dass sich der Fleck am Rücken nicht ablöste. Ich hatte schon Mühe gehabt, es von meiner eigenen Haut herunterzuwaschen, aber in der zusätzlichen Stunde, die Jason gewartet hatte, bis ich in der Dusche fertig wurde, musste sich das Zeug in Klebstoff verwandelt haben. Schließlich griff ich auf die Fingernägel zurück und war froh, dass ich sie mir nicht von Cherry hatte lackieren lassen. Der Lack würde jetzt total absplittern. Ich kratzte das schwarze Zeug millimeterweise ab, während das warme Wasser weiterlief und Jason darunter zitterte. Aber nicht wegen der Temperatur. Mir war inzwischen so heiß, dass mir allmählich schlecht wurde.
     
    Ich hatte alles abgekratzt bis auf eine Stelle unten am Rücken. Weit unten am Rücken. Es sah aus, als wäre ihm das Zeug in den Hosenbund gelaufen, und zwar bis zum Poansatz. Für mich eine heikle Stelle. Jason war sich zwar seiner Nacktheit nicht bewusst, ich dafür umso mehr.
     
    Außerdem hatte ich Schwierigkeiten, mir das lange T-Shirt, das ich zum Schlafengehen angezogen hatte, nicht nass zu machen. Normalerweise wäre mir das egal, aber ich hatte kein zweites im Koffer. Schließlich stellte ich das Wasser von der Brause auf den Hahn um, sodass ich dem Duschstrahl nicht mehr auszuweichen brauchte.
     
    Ich wandte mich wieder Jason zu und begann, den letzten Fleck auf seiner Haut abzupellen, während ich mir gut zuredete, zu vergessen, wo ich meine Hände hatte. »Wir haben alle Vampire getötet, Jason. Es ist vorbei.«
     
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht Barnaby. Den haben wir nicht erwischt, und er war ihr Schöpfer. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass er mich anfasst, Anita. Ich kann das nicht noch mal tun.«
     
    »Dann flieg nach Hause, Jason. Nimm das Flugzeug, und setze dich ab.« »Ich will euch nicht allein lassen«, erwiderte er und sah mich einen Moment lang an. » Und nicht nur, weil Jean-Claude das nicht gefallen würde.«
     
    »Ich weiß«, sagte ich. »Aber ich kann nicht mehr tun als dir versprechen, dass ich dich vor Barnaby bewahre, wenn es in meiner Macht steht«
     
    Ich beugte mich dicht über ihn, einen Arm auf seinem Rücken aufgestützt. Ich hatte meine Verlegenheit endlich überwunden, indem ich mich völlig auf die Pullerei konzentrierte. Das erinnerte mich daran, wie wir in der Schule den Frosch sezieren sollten. Es war ekelhaft, bis mir der Lehrer sagte, ich solle das Gehirn im Ganzen herausschneiden. Da entwickelte ich solchen Ehrgeiz, es herauszulösen, ohne es zu beschädigen, dass ich den Geruch und den armen Frosch vergaß und nur noch auf mein Tun achtete. Mein Laborpartner und ich waren die Einzigen, die das Gehirn unbeschädigt herausbekamen.
     
    Jason

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