Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
Verne riss einem Vampir den Kopf ab und schleuderte ihn in den Wald. Richard kämpfte gegen einen ganzen Haufen, sodass von ihm nicht viel zu sehen war. Asher stand vor Colin und blutete von oben bis unten. Überall waren Werwölfe, teils in halbmenschlicher Gestalt. Zwei Vampire kamen auf mich zu, was meinen Rundblick beendete.
Einer war bis auf die Knochen verwest, der andere war heil. Den erschoss ich als Erstes, weil ich sicher war, ihn töten zu können. Verwesende Vampire sterben nicht an Pistolenkugeln. Mein Gegner brach blutend in die Knie, sein Kopf zerfiel in zwei Hälften wie eine reife Melone.
Der andere sprang als verwischter Fleck auf mich zu, und wir kollerten über den Boden, während ich versuchte, die Pistole hochzubringen. Er riss den Mund auf, nackte Sehnen dehnten sich zwischen den Wangenknochen, die Zähne kamen auf mich zu. Ich feuerte in seinen Rumpf, doch aus einem ungünstigen Winkel, sodass ich nichts Wesentliches traf. Zu meinem Leidwesen hörte ich den Schrei eines Wolfs und wusste, dass ich einen von unseren Leuten erwischt hatte. Scheiße.
Ich drehte den Kopf nach ihm, und Zähne drangen in die Schulter meiner Lederjacke. Ich schrie auf, fummelte gleichzeitig in der Jackentasche nach meinem Ersatzkreuz. Eine schmierige Hand streichelte mein Gesicht und glitt über die Wunde über dem Auge. Die Lederjacke war wie eine Rüstung und verhinderte, dass die Zähne richtig durchdrangen. Der Vampir zerrte daran wie ein Hund an einem Knochen und versuchte an das Fleisch zu gelangen. Es tat weh, aber es würde noch mehr wehtun, wenn ich nichts unternahm.
Das Kreuz erwachte strahlend zum Leben, doch der Vampir hatte das Gesicht an meine Schulter gedrückt und sah es nicht. Ich schwenkte es an der Kette gegen seinen kahlen Schädel. Rauch stieg von dem Knochen auf. Der Vampir riss schreiend den Kopf hoch. Ich stieß ihm das Kreuz in den Rachen, die Kiefer schnappten zu und bissen die Kette durch. Es folgte ein Moment, wo ihm trotz mangelnder Gesichtszüge die Überraschung anzumerken war. Ich warf mir die Arme übers Gesicht und hörte einen dumpfen Knall und prasselnde Knochensplitter. Ich spürte einen Stich in der linken Hand. Ein Splitter war mir ins Fleisch gedrungen. Ich zog ihn heraus, sodass es zu bluten anfing.
Von dem Vampir war nur noch eine Schweinerei übrig. Das Kreuz lag glühend auf dem Boden und dampfte, als wäre es frisch geschmiedet und zum Erkalten in Vampirblut getaucht worden. Ich wollte es eben aufheben, da stand Nikki über mir. Ich sah eine Klinge aufblitzen und rollte mich zur Seite, kam mit der Browning in der Hand auf ein Knie hoch, da war sie über mir. Ich erwartete einen Tiefschlag, aber ich stand nicht auf, und sie hatte keine Zeit, den Hieb noch abzuändern. Ich drückte ab, aber ein Werwolf prallte gegen sie und riss sie mit sich. Scheiße. Was sollte ich tun? »Meiner« schreien wie beim Volleyball?
Ich hörte Jason kreischen. Er stand nur einen Schritt entfernt, steckte mit beiden Armen zwischen den Rippen eines halb verwesten Vampirs fest. Er zog verzweifelt, kam aber nicht los. Dem Vampir schien das nichts auszumachen. Er leckte ihm übers Gesicht, und Jason kreischte. Auf seinem Rücken ritt ein anderer fauliger Bursche und holte eben mit den Zähnen aus. Ich zielte an meinem Arm entlang auf den Kopf und drückte ab. Auf der anderen Seite des Schädels schoss ein schwarzer Schwall hervor, doch der Vampir drehte langsam den Kopf und sah mich an. Ich feuerte so lange in dieses ruhige Gesicht, bis es in sich zusammensackte. Da erst fiel er von Jasons Rücken.
Ich ging auf Jason zu. Nun war es sein Gegner, der versuchte, freizukommen, doch sie steckten beide fest wie zwei verkeilte Stoßstangen nach einem Unfall. Ich drückte ihm den Lauf unters Kinn und hielt Jason die andere Hand über die Augen, dann schoss ich. Es brauchte drei Schüsse, bis das Gehirn zerstört war und der Körper erschlaffte.
Ich nahm die Hand von Jasons Augen. Er guckte erschrocken an mir vorbei. Ich hatte mich schon halb umgedreht, als er schrie: »Hinter dir!«
Der Schlag kam, bevor ich die Drehung beendet hatte. Meine Schulter und mein Arm wurden taub. Meine Hand öffnete sich, und die Browning entglitt mir, während ich zu erkennen versuchte, was mich getroffen hatte. Ich warf mich hin, rollte mich über die heile Schulter ab und kam auf ein Knie. Vor mir stand Nikki mit einem dicken Ast. Ich hatte Glück, dass sie vorhin das Messer verloren
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