Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
drehte den Kopf in meine herabhängenden Haare. »Du riechst wie Cherrys Make-up.«
Ich antwortete, ohne aufzublicken. »Ich habe keins, darum hat sie mir welches von ihrem gegeben. Sie trägt welches, das für sie zu hell, für mich aber genau richtig ist. Ich dachte, ich hätte alles abgewaschen.«
»Hmm«, machte er. Sein Mund war sehr dicht an meinem Ohr.
Ich hielt inne. Mein Oberkörper ruhte auf seinem Rücken, während ich an seinem Poansatz herumfummelte. Plötzlich herrschte eine Spannung, die eben noch nicht da gewesen war. Mein Puls beschleunigte sich, sowie mir bewusst war, dass er meinen Körper wahrnahm. Ich kratzte das letzte Stückchen von dem klebrigen Fleck weg und atmete tief durch. Ich war gerade dabei, mich aufzurichten, als ich begriff, dass er etwas versuchen würde. Teils war ich deswegen nervös, teils erleichtert. Jason war wieder er selbst, und er war nackt, und ich war zum Greifen nahe. Hätte er die Gelegenheit verstreichen lassen, so wäre klar gewesen, dass ich ihm mit meinen Mitteln nicht über die Sache hinweghelfen konnte.
Sein Arm glitt um meine Taille. Er wandte diese unglaubliche Schnelligkeit auf, zu der sie alle fähig sind. Ich fühlte mich hochgehoben, und plötzlich lagen wir am Boden, er auf mir drauf. Es waren nur seine Beine auf meinen, was mich dort festhielt. Er stemmte sich mit den Armen so weit hoch, dass mich seine Weichteile nicht berührten, was jedoch zur Folge hatte, dass der Blick auf seinen Körper frei war. Ein gemischter Segen. Dann senkte er langsam seinen Kopf zu einem Kuss.
Mit einer Hand an seiner Brust hielt ich ihn auf. »Lass das, Jason.«
»Beim vorigen Mal hast du mir die Pistole an die Rippen gesetzt und gesagt, du würdest mich erschießen, wenn ich dir einen Kuss raube.«
»Das war mein Ernst«, sagte ich. »Du bist bewaffnet«, stellte er fest, »und hast beide Hände frei.«
Ich seufzte. »Du kennst meine Grundsätze. Ich ziele auf niemanden, wenn ich nicht vorhabe, zu schießen. Wir sind inzwischen befreundet, Jason. Ich werde dich nicht für einen geraubten Kuss erschießen. Du weißt es, und ich weiß es.«
Er lächelte und kam näher. Ich drückte gegen seine Brust, die meiner trotzdem immer näher kam. »Aber ich will auch nicht von dir geküsst werden. Wenn du wirklich mein Freund bist, wirst du es nicht tun, sondern wirst mich aufstehen lassen.«
Sein Gesicht war mir so nah, dass ich nicht mehr richtig in seine Augen sehen konnte. »Und wenn ich mehr versuche als einen Kuss?« Er rutschte ein bisschen tiefer, sodass sein Mund über meiner Brust schwebte. Ich konnte seinen Atem am Brustansatz spüren.
»Treibe es nicht zu weit, Jason. Wenn ich in die richtige Stelle schieße, bringt dich das nicht um, aber es tut weh.«
Er kam mit dem Kopf wieder nach oben, grinste mich an und wollte sich soeben von mir herunterrollen, da ging die Tür auf. Richard stand da und starrte auf uns herunter. Perfekt. Einfach perfekt.
22
«Würdest du glauben, dass ich ausgerutscht bin?«, fragte Jason. »Nein«, sagte Richard. Es klang sehr kalt. »Runter von mir, Jason.«
Er rollte sich zur Seite, machte aber keine Anstalten, nach einem Handtuch zu greifen. Richard warf ihm eins zu. Jason fing es auf, und seine Augen funkelten vor lauter unterdrücktem Grinsen. Jason hatte den Hang, die Leute zu reizen. Er rührte gern die stille Oberfläche auf, um zu sehen, was passierte. Eines Tages würde er dabei an den Falschen geraten, und das würde ihm nicht bekommen. Aber nicht heute Nacht.
»Geh raus, Jason. Ich muss mit Anita reden.«
Jason stand auf und wickelte sich das Handtuch um. Ich hatte mich nur aufgesetzt. Er bot mir die Hand, und ich ließ mir sonst nie von einem Mann beim Aufstehen oder Hinsetzen oder dergleichen helfen, aber ich nahm Jasons Hand, und er gab der Sache einen kleinen Extraschwung, sodass ich beim Hochkommen gegen ihn prallte.
»Willst du, dass ich gehe?«, fragte er. Ich trat einen Schritt zurück, ohne seine Hand loszulassen. »Ist schon in Ordnung«, sagte ich.
Jason grinste Richard an und ging an ihm vorbei. Richard machte die Tür zu und lehnte sich dagegen. Ich war quasi gefangen und er so wütend, dass sich der Raum mit seiner prickelnden Energie auflud.
»Was sollte das?«, fragte er. »Das geht dich nichts mehr an, oder?«, fragte ich. »Vor ein paar Stunden dachte ich noch, du hättest mir einen Korb gegeben, weil du
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