Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
nackte Frau auf mich zukriechen sehen. Einen nackten Mann, aber noch keine Frau. Es störte mich. Homophob? Wer, ich?
»Ich muss Nathaniel beschützen. Ich bin seine Nimir-Ra, oder?«
Cherry krabbelte weiter auf allen vieren. Zane schloss sich ihr an. Da bewegten sich Muskeln an den Schultern, an den Armen, Muskeln, die dort nichts zu suchen hatten. Sie bewegten sich anmutig und kraftvoll, als steckte die gebändigte Gewalt in dieser Haut. Nur Nathaniel nahm sich aus. Er blieb still hocken, als wartete er auf irgendein Zeichen.
Ich blickte zu Jason hinüber. »Was geht hier vor?« »Sie wollen dich verstehen.«
»Da gibt es nichts zu verstehen«, sagte ich. »Colin hat Nathaniel misshandelt, weil er die Macht dazu hatte, wie man es mit einem Hund tut, den man nicht leiden kann. Niemand misshandelt meine Freunde. Das lasse ich nicht zu.«
Cherry wartete, bis Zane wieder bei ihr war, dann kamen sie zu zweit auf mich zu, fast wie Zwillinge. Sie waren fast in Reichweite, und ich wollte mich nicht anfassen lassen. Irgendetwas ging hier vor, das mir nicht gefiel.
»Nathaniel ist nicht dein Freund«, behauptete Jason. »Es war nicht Freundschaft, weshalb du Asher aufs Spiel gesetzt hast.« Ich blickte ihn finster an. »Hör auf, mir helfen zu wollen.«
Zane und Cherry schauten zu mir hoch, und sie hätten mich wohl angefasst, waren aber nicht sicher, ob sie willkommen waren. »Gabriel behauptete immer, dass er für uns sorgte, aber er hat nichts riskiert, nichts geopfert«, sagte Zane und richtete sich mit dem Oberkörper auf. Seine fremde Energie wehte mir wie ein warmer Wind um die nackten Beine. »Du hast vorige Nacht dein Leben für uns aufs Spiel gesetzt. Warum?«
Cherry richtete sich ebenfalls auf, und die Kräfte der beiden drückten wie eine große warme Hand gegen mich. Ihre innere Not stand in ihren Augen, und zum ersten Mal bemerkte ich, dass nicht nur Nathaniel litt. Sie alle litten. Sie hatten kein Zuhause, keinen, der sie liebte, sie umsorgte.
»Es war nicht Freundschaft«, sagte Zane. »Der Wolf hat Recht. « »Du hast keinen Sex mit Nathaniel«, stellte Cherry fest. Ich sah verblüfft in ihre gespannten Gesichter. »Manchmal tut man etwas, weil es einfach das Richtige ist.«
»Du hast zuerst Ashers und Damians, dann dein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt«, wiederholte Zane. »Warum? Warum?«
»Warum hast du mich gestern Nacht beschützt?«, wollte ', Jason wissen. »Warum hast du mich vor Barnaby bewahrt?« »Du bist mein Freund«, antwortete ich.
Jason lächelte. »Ja, stimmt, aber das war nicht der Grund. Du hättest das Gleiche für Zane getan.« Ich blickte ihn stirnrunzelnd an. »Was willst du von mir hören, Jason?«
»Den wahren Grund, weshalb du mich beschützt. Aus demselben Grund riskierst du auch so viel für Nathaniel. Es ist nicht Freundschaft oder Sex oder Liebe.« »Was dann?«, fragte ich. »Du kennst die Antwort, Anita.«
Ich sah von einem zum anderen. Es widerstrebte mir, es in Worte zu fassen, aber Jason hatte Recht. »Nathaniel ist mein. Er steht auf der Liste der Leute, die ich beschütze. Er ist mein, und niemand kann ihm etwas tun, ohne dass er es mit mir zu tun bekommt. Jason ist mein. Ihr seid alle mein, und niemand darf euch Schaden zufügen. Das lasse ich nicht zu.«
Das klang so arrogant, es klang mittelalterlich, trotzdem war es wahr. Manche Dinge sind einfach wahr, man braucht sie nicht in Worte zu fassen. Ich hatte irgendwann angefangen, Leute zu sammeln. Meine Leute. Damit meinte man normalerweise seine Freunde, aber hier bedeutete es neuerdings mehr, oder weniger, wenn man so will. Leute wie Nathaniel. Wir waren keine Freunde, trotzdem gehörte er zu mir.
Während ich in ihre Gesichter starrte, war mir, als sähe ich alle Enttäuschungen über irgendeinen Verrat, Egoismus, Kleinlichkeiten, Grausamkeiten auf einmal. Sie traten immer deutlicher in ihre Augen. Sie hatten so viel davon erlebt, dass sie so etwas wie Freundlichkeit oder Ehrgefühl nicht verstanden. Oder schlimmer: nicht darauf vertrauen konnten.
»Wenn du das ernst meinst, gehören wir dir«, sagte Zane. »Du kannst uns alle haben.« »Haben?« »Sie meinen Sex«, erläuterte Jason. Er lächelte nicht mehr. Warum, war mir nicht klar. Eben hatte er die Show noch genossen.
»Ich will keinen Sex mit euch, mit keinem«, versicherte ich hastig. Dass nur keine Missverständnisse aufkamen.
»Bitte«, sagte Cherry, »suche einen
Weitere Kostenlose Bücher