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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sollte schließlich einen ganzen Stamm von Werschlangen im Amazonasbecken auslöschen.« Sein Blick ruhte auf dem kleinen dunklen Mann an seiner Seite. »Ich dachte, dass ich dort ganz sicher ums Leben kommen würde, und wenn nicht, dann wäre ich beim ersten Vollmond wenigstens in einem menschenleeren Gebiet, wo es nur mich und meine Beute gäbe.«
     
    »Klingt logisch«, meinte ich, nur weil es mir angebracht vorkam, etwas zu sagen.
     
    Kurz sah er mich an. »Ich hatte meinen Tod geplant, Ms. Blake, aber keines der Wertiere, die ich angriff, konnte mich töten. Bis zu meinem ersten Vollmond hatte ich mich bei vielen Arten angesteckt und schließlich wurde ich wie Abuta und seine Leute zur Schlange, später zum Wolf, zum Bären, zum Leoparden, zum Löwen und so weiter.« Sein Blick ruhte wieder auf Abuta und hatte etwas von derselben religiösen Inbrunst, die der Schlangenmann ausstrahlte. »Sie hielten mich für einen Gott, weil ich so viele Gestalten annehmen konnte. Sie verehrten mich und schickten mir den halben Stamm, um mich zurück in die Zivilisation zu begleiten.« Er lachte, plötzlich und unangenehm. Mir standen die Haare zu Berge.
     
    »Sie haben alle bis auf drei getötet, Anita. Ich darf doch Anita sagen?«
     
    Ich nickte nur, traute mich nicht zu sprechen, denn über sein Gesicht huschten Emotionen, die nicht zu seinen ruhigen Worten passten, als spielten sich Dinge in ihm ab, derer er sich nicht bewusst war. Es war, als passte die Tonspur nicht zum Film.
     
    Ein kribbelnder Energieschwall schlug mir entgegen, und seine Augen veränderten sich. Er bekam ein grünliches Leopardenauge und ein gelbbraunes Wolfsauge. Aber nicht nur die Irisfarben waren unterschiedlich, sondern auch die Form der Pupillen, der Lider und Augenhöhlen. Ich hatte den Wechsel des Knochenbaus nicht bemerkt, so schnell war er vonstattengegangen.
     
    Ein Lächeln kräuselte seine Lippen. Der ganze Gesichtsausdruck, die Körperhaltung, alles war verändert, und das hatte nichts mit Gestaltwechsel zu tun. Er machte vielmehr den Eindruck, als hätte sich jemand anderes in seiner Haut breitgemacht. Er klang plötzlich wie ein Südstaatler. Das war die Stimme, die ich aus den Lautsprechern gehört hatte. »Armer Orlando, er wird nicht mehr damit fertig. Er hasst, was aus ihm geworden ist«, sagte er.
     
    Ich glaube, ein paar Takte lang vergaß ich das Atmen und holte dann hastig Luft. Ich hatte es schon mit Soziopathen, Psychopathen, Massenmördern, allen möglichen Irren zu tun gehabt, aber dieser hier war meine erste multiple Persönlichkeit.
     
    Chimera zerrte an seiner Krawatte, riss sie herunter, knöpfte den Kragen auf, ließ den Kopf einmal kreisen und lächelte mich an. »Das ist schon viel besser, finden Sie nicht?«
     
    »Man sollte es immer bequem haben.« Ich klang schwach.
     
    Er trat näher an mich heran, und ich wich zurück und stieß gegen Zeke. Chimera schloss die Distanz, bis wir uns fast berührten, und schnupperte an meinem Gesicht. Seine Kräfte waberten über mich und brannten wie ein Ameisenheer.
     
    »Sie riechen nach Angst, Anita. Ich dachte nicht, dass die kleine Verwandlung der Augen Sie schon erschrecken würde. «
     
    Ich leckte mir über die Lippen und starrte aus nächster Nähe in dieses ungleiche Augenpaar. »Es sind nicht die Augen, die mich erschrecken.« »Sondern?«, fragte er, ohne die Distanz zu vergrößern.
     
    Ich befeuchtete mir erneut die Lippen und wusste nicht, was ich antworten sollte. Zumindest fiel mir nichts Unverfängliches ein. Mir lagen mehrere klugscheißerische Bemerkungen auf der Zunge, aber einem Irren sollte man nach dem Mund reden, wenn man ihm ausgeliefert ist; das gehört zu meinen Regeln. Natürlich gehörte es auch zu meinen Regeln, mich einem sadistischen Mörder mit multipler Persönlichkeit nicht auszuliefern. Gegen die hatte ich jetzt verstoßen, und ich hoffte inständig, dass wir das alle überleben würden. Mit Geisteskranken lässt sich schwer verhandeln, sie sind häufig unberechenbar.
     
    »Ich warte auf eine Antwort«, sagte er in herausforderndem Singsang.
     
    Mir fiel keine gute Lüge ein, also versuchte ich es mit der abgemilderten Wahrheit. »Dass ich eben noch mit Orlando King rede und im nächsten Moment nicht mehr, obwohl noch derselbe Mund mit mir spricht.«
     
    Er lachte und nahm endlich einen Schritt Abstand. Dann wurde er sehr still, als lauschte er auf etwas, das ich nicht hören konnte. Kam da schon die Rettung? Das konnte nicht

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