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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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geschlossenen Augen: »Ich habe für das Rudel einen Eros und eine Eranthe ernannt.« Seine Stimme war noch belegt.
     
    Eros war der griechische Gott der Liebe oder der Lust, und Eranthe war die Muse der erotischen Dichtung; in der Werwolfüberlieferung waren das die Namen für sexuelle Stellvertreter. Für einen Mann und eine Frau, die das Nötige taten, wenn ein Werwolfpate zu zimperlich war. Vernes Rudel hatte die auch, weil seine Lupa sehr eifersüchtig war, und manchmal wurde eben jemand gebraucht, der emotional unbeteiligt war.
     
    »Das ist gut, Richard. Ich glaube, das wird die Dinge einfacher machen.«
     
    Er machte die Augen auf, und sein Blick war leer. Es tat mir in der Seele weh, ihn so zu sehen. »Es gibt andere Positionen, die eine Menge Dinge einfacher machen würden«, sagte er leise.
     
    Ich verspannte mich unwillkürlich, denn ich wusste, dass es einen Titel in seinem Rudel gab, der alle Probleme, die er herbeigeführt hatte, lösbar machte. Einen, der auf die Funktion eines Henkers und Folterers hinauslief. Die Lukoi blicken auf eine lange Geschichte harter Zeiten zurück. Sehr wenige Rudel pflegen diese Tradition noch. Die meisten sehen dazu keine Notwendigkeit. Andererseits sind die meisten Ulfrics ordentliche Tyrannen und brauchen die Dreckarbeit nicht zu delegieren.
     
    »Sagt dir der Name Bölverkr etwas?«, fragte Richard leise. »Das ist einer der Namen Odins. Er bedeutet Übelwirker«, antwortete ich genauso leise. »Das weißt du aber nicht aus einem Semester in Vergleichender Religionswissenschaft, oder?«
     
    »Nein«, gestand ich. Mein Puls hatte sich beschleunigt. Ich konnte nichts dagegen tun. Bölverkr nannte man den, der stellvertretend für den Ulfric die Gräueltaten verrichtete. Das hieß, alles von der Täuschung bis zum Mord.
     
    »Du hast Verne danach gefragt, stimmt's?«
     
    »Ja.« Ich flüsterte. Ich wollte nicht lauter reden, aus Angst, dass er zu reden aufhörte. Ich glaubte zu wissen, worauf das Gespräch hinauslaufen sollte, und genau dahin wollte ich es bringen.
     
    »Jacob will Sylvie herausfordern«, sagte Richard, und seine Stimme wurde klarer. »Und er will sie töten. Sie ist gut, aber ich habe ihn schon kämpfen sehen. Sie kann nicht gewinnen. «.
     
    »Ich habe ihn noch nicht kämpfen sehen, aber ich glaube, dass du recht hast.«
     
    »Wenn ich dich zum Bölverkr mache...« Er stockte. Ich wollte ihn am liebsten anschreien, weiterzureden, aber ich wagte keinen Laut. Ich saß nur da, ganz still, und versuchte, nichts zu tun, was ihn von der Idee abbringen könnte.
     
    Er setzte neu an. »Wenn ich dich zum Bölverkr machte, was, würdest du tun ?« Das Letzte kam sehr leise, als könnte er selbst nicht glauben, dass er das sagte.
     
    Ich stieß den Atem aus, den ich unbewusst angehalten hatte, und dachte nach. Dachte endlich einmal nach, bevor ich den Mund aufmachte, denn diesmal hatte ich nur einen Versuch. Ich kannte Richard, und wenn ihm mein nächster Satz irgendwie nicht schmeckte, wäre die Gelegenheit vertan, und er vielleicht nicht mehr bereit, mich um diese Art Hilfe zu bitten. Selten hatte ich so dringend antworten wollen und dabei solche Angst, das Falsche zu sagen. Ich flehte um Weisheit, diplomatisches Gespür, Hilfe.
     
    »Zuerst müsstest du meinen neuen Titel dem Rudel bekannt geben, dann würde ich meine Helfer auswählen. Mir werden drei zugestanden: Baugi, Suttung und Gunnlöd.«
     
    »Die zwei Riesen, die Bölverkr überlistet, um das Met der Dichtkunst zu bekommen, und Gunnlöd die Tochter des Riesen, die er deswegen verführt.« »Ja.«
     
    Er drehte sich mit dem Oberkörper herum, um mich anzusehen. »Du hast ein halbes Jahr lang fast jedes Wochenende in Tennessee verbracht. Ich dachte, du lernst bei Marianne nur, deine Begabungen einzusetzen, aber du hast das dortige Rudel studiert, stimmt's?«
     
    Ich versuchte, sehr zurückhaltend zu antworten. »Vernes Rudel funktioniert ziemlich gut. Er hat mir geholfen, die Werleoparden zusammenzuschweißen.«
     
    »Dazu brauchst du keinen Bölverkr und keine Gunnlöd.« Er sah mir direkt in die Augen, und ich konnte ihn nicht anlügen. »Ich war deine Lupa, aber kein Werwolf, da wollte ich mich wenigstens in eurer Kultur auskennen.«
     
    Darauf lächelte er, und sogar mit den Augen, was ihm ein bisschen die Trostlosigkeit nahm. »Es ging dir nicht um unsere Kultur.« Das ärgerte mich allerdings. »Oh doch.«
     
    Sein Lächeln wurde breiter, seine Augen fingen an zu leuchten,

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