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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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hielt sich Kopf und Brust. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hervor. Quer über die Brust hatte er einen überdeutlichen Abdruck eines dicken Astes. Einzelne Nadeln klebten und steckten jetzt noch darin und Garock wusste, dass sein Freund nun ein ganz anderes Verhältnis zu Tannen hatte.
    Langsam stand der Hüne auf und sie mussten sich gegenseitig stützen, um nicht umzufallen, was in Anbetracht des Größenunterschiedes beinahe komisch wirkte.
    Vom Drachen war nichts zu sehen, doch unweit von ihnen saß Lavielle und hielt den Leichnam Ankwins in den Armen. Jetzt noch steckte der verzierte Dolch tief in seiner Brust.
    »Nicht reden.«, die Heilerin war um Jahre gealtert und starrte ins Leere. Völlig abwesend wiederholte sie diese Worte immer wieder ganz leise. Sie wiegte hin und her und hatte Ankwin mit ihrem Umhang zugedeckt, als wolle sie ihn wärmen. Mit ihrem Halstuch tupfte sie seine Stirn, als wolle sie sie kühlen.
    Garock wusste aus ihren Erzählungen, dass sie Ankwin damals im Garten der Heiler genauso kennengelernt hatte, vor über dreißig Jahren.
    Soweit die beiden es vermochten, verbanden sie sich ihre Wunden. Lavielle blieb sitzen und jeder Versuch, sie zum Aufstehen zu bewegen, endete in lauten Angstschreien.
    Der Schnee begann, auf ihren nun weißen Haaren und auf der Decke Ankwins liegen zu bleiben.
    Bermeer sammelte von den umliegenden Resten des Scheiterhaufens eine paar Scheite zusammen und entfachte nahe Lavielle ein Feuer. Von den fliehenden Menschen waren hie und da Kleidungsstücke verloren worden. Auch die sammelte er ein.
    Der Berisi stand schwankend da und schloss für einen Moment die brennenden Augen. Ihm kamen Bilder seiner Mannwerdung in den Sinn und das Lied seines Schamanen. Deine Aufgabe liegt nicht hier. Ziehe aus und töte die vierbeinige Schlange. Lass dich tragen von deinen Füßen und leiten vom großen Geist Hankuma. Du hörst ihn durch dein Herz. Schau nicht zurück. Kehre wieder, wenn die Schlange endgültig tot ist.
    Garock öffnete die Augen. Er stellte sich hinter Lavielle und begann mit einem tiefen Summen ein Lied seiner Väter aus uralter Zeit. Es handelte vom Ritt auf einem Drachen.
    ***
    Bermeer setzte sich den Rucksack ächzend auf den Rücken. Sofort revoltierte sein Körper und die frisch genähte Wunde an der Brust brüllte auf. Auch nach zwei Wochen und der intensiven Pflege durch Helmin hatte er noch große Schmerzen. Auf die heilenden Kräfte Lavielles hatten sie bedauernswerterweise verzichten müssten, doch es war immer schon sein Geschäft gewesen, Schmerzen zu unterdrücken und sich neuen Aufgaben zu widmen. Allzu lange seine Wunden zu lecken, war seine Sache nie gewesen. Er stand vor der kleinen Hütte der Kräuterfrau und wartete auf seinen großen Freund, den menschlichen Felsen. Der Assassine selbst hatte sich bereits von Lavielle verabschiedet, wobei hier nicht von einem normalen Abschied gesprochen werden konnte.
    Drei Tage und Nächte hatte sie Ankwins Leichnam nicht hergeben wollen, bis Garock sie schließlich beide emporgehoben und in die Hütte der Kräuterfrau getragen hatte. Dort hatte sie sich schließlich auf ein Lager legen lassen und war in einen tiefen Schlaf gefallen. Der Todesgaukler hatte zum Abschied nur gesagt: »Ist deine Seele auch gebrochen, werd’ dich wiederfinden, wie versprochen.«
    Mehr aus der Not heraus als aus Rücksicht auf Lavielle hatten sie ihren langjährigen Kampfgefährten in einem nahe gelegenen Wäldchen auf einer kleinen Lichtung schmucklos bestattet. Aus Ermangelung an festlicher Kleidung trug er lediglich ein schlichtes braunes Gewand und nur ein großer Fels, der entfernt einem Bären glich, zeugte von seinem Grab.
    Bermeer hatte sich die Ereignisse jener Nacht immer wieder durch den Kopf gehen lassen. Ankwin musste schon während der ganzen Jahre, die sie zusammen gegen den Schinderkult vorgegangen waren, unter unmenschlichem Druck gestanden haben.
    Der Gaukler wusste, er hätte dem Verlangen nach weiteren Dracheneiern nie widerstehen können. Und Ankwin hatte es nach seinem Weggehen noch weitere zwanzig Jahre in ihrer Nähe ausgehalten und war schließlich daran gestorben. Hätten sie ihn nur begraben, der Drachen wäre nie geboren worden. Ankwin hatte sie nur verlassen, um sie zu schützen.
    Jetzt stand Bermeer hier und wartete auf Garock, der sich nur schwer von Lavielle trennen konnte. Sie hatte anscheinend alles aufgegeben und wartete auf ihren Tod.
    Über die Jahre war Bermeer klar geworden, das

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