Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
zwischen den beiden weit mehr hätte sein können, als sie je zugegeben hatten. Und doch musste Garock mit ihm auf die Reise.
Eine kurze Suche nach Moakin hatte gezeigt, dass er seine wenige Habe und ein bisschen Verpflegung mitgenommen hatte und wohl auch ein paar Goldmünzen seiner Mutter.
Der Berisi und er hatten beim besten Willen die Suche nicht gleich aufnehmen können.
Helmin hatte hier nicht mehr den besten Stand, da sie ja schließlich den Halben gepflegt und die anderen beherbergt hatte. Sie hatte große Not, den Fürsten überhaupt zu einer Suche zu bewegen. Es war ihr nur gelungen, weil sie vorgab, es wäre der Wunsch Lavielles.
Die Soldaten des Fürsten allerdings waren nicht die besten Fährtenleser, abgesehen davon hatte keiner von ihnen die rechte Lust gehabt, einen Jungen durch den Winter zu verfolgen. Keiner hier wollte an diese Nacht zurückdenken und so recht glauben, dass es Drachen gab.
Die Spuren in der aufgewühlten Erde waren schließlich das Einzige, was von ihm zurückgeblieben war. Und der Schnee hatte sie bereits mit sich genommen.
Sie würden es nicht leicht haben, die Spur des Jungen aufzunehmen. Schließlich hatte er zwei Wochen Vorsprung. Das Einzige, was ihnen zum Vorteil gereichte, war der Umstand, dass sich der Junge nicht großartig auf das Spurenvermeiden verstand. Bermeer hoffte inständig, dass der Junge nicht in Versuchung kam, eines der Eier zu trinken. Sie mussten ihn so schnell wie möglich finden.
Widerwillig gab die von Frost erstarrte Holztür quietschend den Weg frei, als sich Garock aus der kleinen Hütte schälte.
Hinter ihm kam Helmin zum Vorschein. Ihr standen die Tränen in den Augen. »Bringt mir meinen Jungen wieder.«
Bermeer nickte ihr aufmunternd zu. Dann sah er Garock an. »Bereit für die Jagd, alter Stein?«
Garock nickte.
»So soll es also sein.«, kichernd quittierte Bermeer die Geste seines Freundes. Entschlossen schritten die beiden Freunde weit aus.
***
Hastig stolperte er über die gefrorenen Grasbüschel der großen Wiese. Er war mittlerweile so außer Atem, dass er die kalte Luft tief in seine Lunge ziehen musste. Die Kälte stach.
Er wischte seine tropfende, fast blaue Nase am Ärmel ab und spähte in die Dämmerung. Die Wollmütze juckte auf seiner verschwitzten Stirn.
Moakin wusste, dass es gefährlich war, um diese Jahreszeit nachts alleine durch den Wald zu ziehen. Die Wölfe waren hungrig, doch irgendetwas trieb ihn zu entsetzlicher Eile. Er konnte es nicht greifen und doch war es da. Hinzu kam, dass ihn seit seinem Aufbruch eine ganze Schar Raben zu begleiten schien.
Sonderbarerweise gaben sie ihm das Gefühl, in ihrem Schutz zu stehen. Keuchend übersprang er einen zugefrorenen Bach.
Den Wunsch, das Dorf zu verlassen, hatte er immer schon mit sich herumgetragen. Er konnte nur nicht begreifen, warum er sich so sehr beeilte und warum er sich nicht von seiner Mutter verabschiedet hatte.
Die Kiste war unverschlossen gewesen und er hatte sie geöffnet. Daran schien ihm nichts Falsches. Darin hatte sich die Pranke eines fremdartigen Tieres befunden und die zwei Eier, sowie ein braunes, glitzerndes Hemd.
Dass es sich hier um Eier handelte, hatte er sofort begriffen, auch wenn er nur Hühner- und Taubeneier kannte. Einer fremden Eingebung folgend hatte er die Eier sofort in seinen Rucksack gepackt, genauso wie das schwere Buch und das Gold.
Jetzt befiel ihn der Gedanke, warum er nicht stattdessen Vorräte mitgenommen hatte. Hier im Wald konnte man für das Gold nichts kaufen.
Kalt pfiff der Wind durch die Nacht, als Moakin hastig nach Osten zog, begleitet von dem Krächzen unzähliger Raben.
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