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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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Schweiß, Lederfett und Tier ausbreitete, wurde ihr die Veränderung klar.
    Das Lied wurde nun von dem Bass einer vierten Stimme getragen. Sie war sanft und doch kraftvoll in die Melodie eingetreten. Nun entfaltete diese vierte Komponente ihren sonoren Klang weiter und das Lied wurde ruhiger.
    Der Besitzer der Stimme trat langsam weiter in Helmins Blickfeld. Er stand nun zwischen ihr und der großen Frau, die er vollständig verdeckte. Helmin sah nur einen nackten Oberarm, der über und über mit dunklen Mustern bemalt war. Sie hatte so etwas noch nie zuvor gesehen.
    Der riesige Mann war von draußen herein gekommen, trotzdem schwitze er, sodass sich große Perlen auf seinem Arm bildeten. Er musste seinen schweren Mantel im anderen Raum abgelegt haben. Trotz des Schweißes verlief die Farbe jedoch nicht.
    Helmins Blick wanderte an den Armen, die den Umfang ihres Brustkorbs haben mussten, nach oben. Der riesige Schädel war an der Seite kahl rasiert. Auch hier sah sie die fremdartige Bemalung. Das Haupthaar war schulterlang, bis auf wenige silberne Haare, tiefschwarz und schien sich von nichts und niemandem bändigen zu lassen. Ein riesiger Eberzahn war durch das Ohrläppchen getrieben worden. Buschige Augenbrauen wucherten unterhalb einer wulstigen, niedrigen Stirn. Er stand mit durchgedrücktem Rücken und voll aufgerichtet da, nur seinen Kopf hatte er etwas eingezogen, sonst wäre er an die Decke gestoßen.
    Der Raum war ungefähr sieben Fuß hoch. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen, lediglich seine pulsierenden Schläfenmuskeln.
    Das Lied neigte sich dem Ende zu, das spürte Helmin jetzt. Ihr war plötzlich klar, wann genau sie aufzuhören hatte. Sie vernahm, wie Moakin seine Stimme langsam verklingen ließ. Schließlich verebbte auch ihre Stimme. Als Nächstes verklang die Frau. Bis nur noch der mehr zu spürende als zu hörende Bass des Riesen im Raum vibrierte. Als auch dieser sein Ende fand, ging ein leichter Ruck durch Helmin als würde sie aus einer Trance erwachen.
    Nach einem Moment der absoluten Stille war das völlig entspannte Atmen der vier Menschen zu hören. Der Riese und die Frau verneigten sich wie verabredet gleichzeitig vor dem Toten.
    Helmin schossen tausend Fragen durch den Kopf und diese wollte sie jetzt alle stellen. Sie drehte sich entschlossen zu den beiden Fremden um. Das Gesicht der Frau hatte sie schon gesehen. Als sie aber das des Riesen erblickte, stockte sie für einen Moment. Die Widersprüche, die dieses Gesicht vereinte, waren bemerkenswert. Es schien zugleich hart und weich, verschlossen und offen, wild und kultiviert und war äußerst grob geformt. Der Schöpfer musste den Ton des Lebens nur kurz in der Hand gehabt haben. Er hatte diesem Menschen mit nur wenigen derben, entschiedenen Handgriffen ein Gesicht modelliert, das seinesgleichen suchte.
    Helmin blickte zu ihrem Sohn. Er stand immer noch da, wo er sich heute Morgen aufgestellt hatte. Wieder sammelte sie ihre Gedanken, um erneut anzusetzen. Sie öffnete den Mund und holte Luft. Die beiden Fremden schauten sie an und erwarteten ihre Fragen. Doch diese blieben wieder ungestellt, als der Boden bebte.
    Die Vibrationen waren deutlich spürbar und schnell wurden die rhythmischen Erschütterungen stärker. Ein riesiges Etwas musste allem Anschein nach auf die Hütte zu laufen. Noch ehe sich jemand bewegte, flog die Eingangstür in tausend Splitter.
    Mächtige Hufe wirbelten in der Öffnung. Ein Wiehern erscholl, als ob Gikaned, das Urpferd selbst, Einlass verlangte. Die Hufe verschwanden und der Kopf eines sehr großen Pferdes erschien in der Tür. Es war schwarz und hatte eine sichelförmige Blässe auf der Stirn. Wild rollte es seine Augen, schnaubte, wieherte und schüttelte den mächtigen Kopf. Es schien in die Hütte zu wollen, blieb aber zunächst am Türrahmen stehen.
    Der Riese fing augenblicklich an, in einer fremden Sprache zu sprechen. Es war eigentlich keine Sprache, eher ein gutturales Brummen, das in unregelmäßigen Abständen von leisen Zischlauten unterbrochen wurde. Das riesige Pferd beruhigte sich zusehends. Langsam ging der Hüne auf die Türöffnung zu. Besänftigend hob er seine Arme und verließ, als das Tier zögernd zurückwich, die Hütte. Die anderen folgten ihm wortlos.
    Das Bild, das sich Helmin nun bot, überstieg ihre Vorstellungskraft. Sie sah den Mann jetzt in seiner vollen Größe und bei Tageslicht. Es war viel von seiner Haut verlangt, diese Muskeln überspannen zu müssen. Er war gut und gern

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