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Anleitung zum Müßiggang

Anleitung zum Müßiggang

Titel: Anleitung zum Müßiggang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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Stil heißt entscheiden, wer du bist, und fähig sein, es durchzuhalten.
    Wenn du dir eine behagliche Bude schaffen willst, richte sie persönlich ein. Eine protzige, angeberische Wohnung, die mit den modernsten Dingen angefüllt ist, löst nur ein unbehagliches Gefühl aus. »Mit dem sklavischen Befolgen der Modediktate stützt der Kümmerling sein erlahmendes Selbstgefühl«, schrieben kürzlich die Herausgeber der Zeitschrift Chap. Wesentlich ist es für einen Müßiggänger auch, nicht diese schreckliche bürgerliche Sünde zu begehen, »sich zu mächtig ins Zeug zu legen«. Dein Ideal sollte keine Nervenprobe sein. Und so schildert Cecil Beaton das Haus von Dorelia John, der Ehefrau des Malers Augustus John:
    Es existierte nie ein Plan, das Haus einzurichten … Die Farben haben sich willkürlich nebeneinander entwickelt. Nichts wird versteckt; es herrscht eine Aufrichtigkeit im Leben, die sich in jedem Detail zeigt – diesem riesigen Küchenschrank mit seinen blauweißen Tassen, den Gläsern mit eingelegten Zwiebeln, den Wollknäueln, den Fensterbänken, auf denen Geranien und Kakteen in Töpfen aufgereiht stehen, während dicht vor den Fensterscheiben in Kokosnussschalen, die von einem Baum herunterhängen, Meisen schaukeln. Die Modiglianibüste steht mit einem Kaktustopf auf dem Kopf da. In der Ecke der Eingangsdiele sind Apfelkisten und Krocketschlegel willkürlich zusammengeworfen und bilden ein Stillleben, das voller Gefühl und ohne jeden Anspruch ist.
    In seinem Buch The Art of Living (wir brauchen mehr Bücher mit solchen Titeln: Leben ist eine Kunst und nichts, wofür man um seinen Job herum noch irgendwie Platz schafft) meinte der chinesische Schriftsteller Li Liwen, beim Hausbau sei Reichtum kein Ersatz für Fantasie:
    Luxus und Kostspieligkeit sind die Dinge, die in der Architektur am konsequentesten zu meiden sind. Und das, weil nicht nur die einfachen Leute, sondern auch die Fürsten und hohen Beamten die Tugend der Einfachheit ehren sollten. Denn wichtig ist an einem Wohnhaus nicht die Pracht, sondern die Kultiviertheit, nicht kunstvoller Zierrat, sondern Neuartigkeit und Eleganz. Die Leute zeigen ihre reiche Pracht gerne vor, nicht weil sie sie lieben, sondern weil es ihnen an Originalität mangelt und sie, außer dass sie zu protzen versuchen, vollkommen außerstande sind, sich etwas anderes auszudenken. Deshalb müssen sie sich mit bloßem Prunk behelfen.
    »Bloßer Prunk« ist die Art der Anti-Müßiggänger. Ich bin sicher, wir sind alle mal in Häusern gewesen, in denen mit großer Anstrengung versucht wird, mit den Zwängen der Mode Schritt zu halten. Es stehen überall teure Kunstwerke herum, die Sofas sind klitzeklein, und trotzdem ist die Atmosphäre so bedrückend, dass man am liebsten nach fünf Minuten wieder gehen würde. Ich persönlich mag, was vielleicht überrascht, keine Unordnung. Zum Teil deshalb, weil ich von Natur aus ein unordentlicher Mensch bin und daher auf die Unordnung anderer überreagiere, aber auch deshalb, weil ich Müßiggänger bin, und Unordnung kostet schließlich Zeit. Man lässt die Dinge ins Chaos gleiten, weil man keine Lust zum Aufräumen hat, aber dann vergeudet man Stunden damit, Socken oder das richtige Messer zu finden, weil alles sonstwo ist. Um wirklich müßig zu sein, muss man paradoxerweise auch rationell sein.
    Hugh Hefner hat in jüngerer Zeit vielleicht mehr als sonst einer die Idee des Zu-Hause-bleibens propagiert. In den sechziger Jahren brachten seine Playboy-Magazine fabelhafte Artikel, die sogar Grundrisspläne für Fantasie-Junggesellenbuden enthielten. Das Bett war natürlich das Zentrum, hatte eine eingebaute Stereoanlage, Fernsehen und Cocktailbar, war wahrscheinlich kreisrund, und ein Leopardenfell war sicherlich drüber gebreitet. Die Playboy -Fantasie ist für die meisten Männer überaus attraktiv: sexuelle Befreiung, Freiheit von emotionaler Bindung, jede Menge zu saufen und viel Luxus.
    Dementsprechend hegte ich einst eine kurze Leidenschaft für diesen klassischen amerikanischen Bequemlichkeitsthron, den La-Z-Boy-Recliner. Ich liebte seine totale Geschmacklosigkeit, seinen Verzicht auf Stil zugunsten der Bequemlichkeit, seine Massigkeit und komplizierte Mechanik, die Art, wie er aus einem Sessel in eine Liege oder ein Bett verwandelt werden kann, derweil er einen in seine kuschelige Umarmung einschließt. Er ist eine Art A rebours für jedermann, ein mächtiger Koloss aus kunstreicher Apparatur zur totalen Entspannung. Aber

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