Anleitung zur Selbstorganisation

meistern.
    Demographie ist Pflichtfach.
    Zwingend sind die demographischen Entwicklungen aufzubereiten. Die Demographie ist eines der wenigen Gebiete, aus dem in einer komplexen Gesellschaft zuverlässige Schlüsse über Langfristentwicklungen möglich sind. Peter F. Drucker hat seit seinem ersten Buch permanent darauf hingewiesen und seine eigenen Überlegungen immer auch aus demographischen Tatsachen abgeleitet. Im Umwelt-Modell gehört Demographie zur sozialen Sphäre. Zurzeit ist Demographie Mode, was allerdings nichts über die Qualität der verbreiteten Meinungen sagt. Für viele Maßnahmen kommt das Interesse an Demographie zu spät, denn jahrzehntelang hat sie ein Schattendasein geführt. In vielen Unternehmen hat man sich damit nicht oder zu wenig befasst. Zu wenig beachtet wird unter anderem die Youth Bulge-Theorie von Gunnar Heinsohn, nicht nur wegen der demographischen, sondern wegen der generell politischen Brisanz. 22
    Die grundlegenden demographischen Fakten sind verfügbar. Die Schlüsse daraus zu akzeptieren, fällt allerdings vielen Führungskräften erstaunlich schwer.
    Das Finanzsystem ist hoch kritisch. Es muss einen dominanten Platz in jedem Umwelt-Modell haben.
    Eines der komplexesten und labilsten Systeme ist das internationale Finanzsystem mit seinen unendlichen Ausfächerungen und internen Vernetzungen. Im Master-Modell der Umweltpolitik gehört es zur wirtschaftlichen Sphäre, kann aber auch als eigenständiges Element geführt werden. Die Finanzmärkte müssen jedenfalls permanent und mit größter Aufmerksamkeit verfolgt werden, und zwar außerhalb des Mainstream-Denkens. Die Entwicklung kann hoch kritisch und überlebensbedrohend werden. Speziell zu beachten sind:
die Gesamtmechanik einer auf unlimitiertem Kredit beruhenden Wirtschaft,
der Unterschied zwischen verdienter und geborgter Liquidität,
die Risiken des Leverage-Effektes,
das internationale Schuldenrecycling,
der Dollar in Relation zum US-Außenwirtschaftsdefizit,
das Finanzanalysten-System,
die Finanz-Medien,
das Investmentbanking,
die Pension-Funds- und Hedge-Funds-Szene sowie
generell das neoliberale Finanzkapital-Denken.
    Zum Zeitpunkt der Massen-Manie rund um die New Economy und den scheinbar endlosen Bullmarket an den Finanzmärkten habe ich das Corporate Governance-System mit seiner Shareholder-Value-Doktrin mithilfe des
Sensitivitätsmodells
kybernetisch modelliert. Die wichtigsten Zusammenhänge und Vernetzungsschlaufen sieht man in Abbildung 13.

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    Abbildung 13: Systemanalyse Corporate Governance
    Das System hatte 79 Regelkreise, die alle
positiv
waren, d. h., sie wirkten aufschaukelnd und destabilisierend, während nur zwei
negative
Regelkreise zu finden waren, die systemstabilisierend wirkten. Unter den destabilisierend aufschaukelnden Regelkreisen spielt die Koppelung zwischen dem Shareholder-Value und dem Einkommen der CEOs eine dominierende Rolle.
    Das ermöglichte die sichere Prognose, dass dieses System
out of control
gehen würde, was sich in den Jahren 2000 bis 2002 bestätigte und zuvor renommierte Unternehmen in den Bankrott trieb. Inzwischen sind etliche starke stabilisierende Einflüsse hinzugekommen u. a., die lauten und mutigen Stimmen von Top-Managern mit genügend auf eigenen Erfolgen beruhender Autorität. 23 Dennoch sind die Finanzmärkte der Bereich, aus dem die größten Überraschungen und Turbulenzen kommen werden.
    Die heutige Wirtschaftstheorie ist in wesentlichen Teilen fragwürdig und in vielen falsch.
    Das Wirtschaftsverständnis von heute wird sich tiefgreifend wandeln müssen, um überhaupt Vernünftiges über die Wirtschaft der Komplexitätsgesellschaft aussagen zu können. Eines der neuen Paradigmen in der Wirtschaftstheorie, das unternehmenspolitische Bedeutung hat, ist die Eigentumsökonomik der Bremer Wissenschaftler Gunnar Heinsohn und Otto Steiger. 24 Meine Prämisse ist, dass diese Theorie im 21. Jahrhundert eine grundlegende Umwälzung im Verständnis und in der Erklärung des Wirtschaftens bewirken wird. Man sollte sie daher zeitgerecht aufarbeiten und in die Lagebeurteilung einbauen.
    Die gegenwärtige Ökonomie, besonders wie sie in den USA betrieben wird, von dort aber als Dogma um die Welt geht, dürfte bald als jene Irrlehre erkannt werden, die sie von Anfang an war. Die amerikanische Wealth-Theory ist unhaltbar, weil Werte und Preise verwechselt werden, so wie überhaupt Value-Based-Theories auch für die Unternehmens- und Aktienbewertung, für die