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Anleitung zur Selbstorganisation

Anleitung zur Selbstorganisation

Titel: Anleitung zur Selbstorganisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredmund Malik
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Leadership. Leader unterscheiden sehr genau zwischen Fakten und Meinungen, besonders dann, wenn sie sich der Massenmeinungen für ihre Ziele bedienen.
    Ohne Massenpsychologie kann man komplexe Systeme nicht verstehen.
    Mehrheiten bilden sich durch den massenpsychologischen
Lemming-Effekt
. Das
ist
der Grund für das vorhergehende Postulat, dass die Mehrheit nie die Wahrheit hat. Kenntnisse in Massenpsychologie, die ja ihrerseits eine Theorie eines komplexen Systems ist, sind für die Top-Ebene von zentraler Bedeutung. Wie soll man Märkte ohne die Psychologie der Masse verstehen?
    Die Massenpsychologie wurde jahrzehntelang vernachlässigt. Inzwischen findet sie wieder Beachtung, aber es gibt nur wenige Forscher, die profundes Wissen haben. Eine der herausragenden Expertinnen ist die österreichische Professorin Linda Pelzmann 25 , die in ihrer Harvard-Zeit entscheidende Beiträge zum Verständnis der Massen, des sogenannten
mass manufactured wills
geleistet hat. Nebst anderen Systemmerkmalen waren es Kenntnisse der Massenpsychologie, die es mir erlaubten, den Unfug von der New Economy und den wahren Charakter der Finanzmärkte in den 1990er Jahren richtig einzuschätzen und ihren drohenden Kollaps zeitgerecht vorauszusagen.
    Was in den Medien über die Zukunft steht, ist bereits Vergangenheit.
    Trendforschung, die auf Medien-Clippings beruht, ist weitgehend wertlos. Medien können über Trends erst dann berichten, wenn diese sich dem Ende zuneigen, nicht, wenn sie am Anfang stehen. Das liegt in der Natur der Medien, denn am Anfang ist ein Trend kein Trend und kann daher keine Schlagzeilen machen. Man kann das leicht nachweisen, indem man erstens zum Beispiel der Frage nachgeht, über welche
Brüche
von Trends in den Medien im Voraus je berichtet wurde und zweitens, welche Medienprognosen über die Börsenentwicklung stimmen oder nicht. Es lässt sich gut argumentieren, dass man genau das Gegenteil von dem tun muss, was Medien empfehlen, wenn man an den Finanzmärktenerfolgreich sein will. Es gibt erfolgreiche Trader, die darauf ihre Entscheidungen bauen.
    Medien konstruieren Wirklichkeiten.
    Es muss zwingende Praxis sein, die Medien einschließlich des Internets, den Journalismus und ihr Funktionieren als Ganzes ständig in die Entscheidungen einzubeziehen. Medien konstruieren Wirklichkeiten und zwar nach Gesetzmäßigkeiten, die ihnen selbst nur limitiert bewusst sind. Sie kämpfen selbst permanent mit der Komplexität der Welt und gleichzeitig gegen diese, weil sie glauben, immer komplexere Sachverhalte immer stärker vereinfachen zu müssen. Sie vermitteln Weltbilder, die keineswegs zutreffend sein müssen, es meistens auch nicht sind, aber für Menschen wirksam sind.
    Die Medien und ihre Funktionsweise zu kennen, ist umso wichtiger, je mehr sie für die Mehrheit die Quellen von Verbildung sind, das heißt, ihres nur vermeintlichen Wissens. Was zum Beispiel über Wissenschaften berichtet wird, die beim Publikum auf breites Interesse stoßen, ist von fragwürdigem Wert. Beispielsweise gilt das für große Teile der Medizin, Psychologie, Umwelt und die Biowissenschaften, besonders für die Gen- und Hirnforschung.
    Das Gros der von Medien geschaffenen Bilder von Management hat fast nichts mit der Wirklichkeit der meisten Unternehmen zu tun und schon gar nichts mit fundierten Forschungsergebnissen über Management. Nachrichten in den Medien über Management sind dennoch für die meisten Menschen in Organisationen deren einzige Quelle für ihr Management-»Wissen«, während das Meiste von dem, was in Medien darüber geboten wird, blanker Unsinn ist. Den meisten Journalisten fehlen die erforderlichen Bewertungsmaßstäbe für Managementfragen naturgemäß – einerseits mangels eigener Ausbildung, praktischer Erfahrung und Befassung mit ernst zu nehmender Fachliteratur, für die ihr Beruf andererseits naturgemäß keine Zeit lässt, selbst für nötigste Recherchen vielfach nicht. Hier potenziert also das Unwissen der Journalisten das Unwissen in der Gesellschaft.
    In der Folge treten als mediale Kronzeugen in Führungsfragen Wissenschaftler unterschiedlichster Gebiete ohne jede eigene Praxiserfahrung auf, die mit entsprechendem Unwissen ausgewählt werden und für die Illusion der Seriosität sorgen. Auf diesem Wege ist ein bedenkliches Ausmaß an Verbildung und buchstäblich geistiger Missbildung auf diesem Gebiet entstanden.
    Gut möglich klaffen auf keinem anderen Gebiet der Informationsgehalt ernst zu nehmender

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