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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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sich mit ihnen.
    Der Mann schien auf eine Antwort zu warten und nickte sogar, als er sie bekam.
    Ja, für den war hier noch jemand mit dabei.
    Eike empfand die Situation als ausgesprochen gruselig. Es machte ihm mehr Angst als der Elektroschocker in der Hand seines Peinigers.
    Jetzt sah der Mann, dass Eike ihn beobachtete. Es war ihm peinlich, als hätte Eike ihm auf der Toilette zugeschaut. Er stieß den Elektroschocker hart in Eikes Rücken.
    »Beine weiter auseinander!«, verlangte er.
    Eike tat es.
    »Was bist du nur für ein Weichei«, sagte der Mann und drückte ab.

    Obwohl Sylvia Hoppe mit ganz klarem beruflichem Auftrag nach Neuharlingersiel kam, verzauberte dieser Ort sie sofort. Ein Urlaubsgefühl brach mit großer Kraft durch. Der Wind spielte mit den Booten im Hafen, das typische Klappern der Seile gegen die Masten, dazu die warme Abendsonne, lösten in ihr den Wunsch nach einem Milchkaffee aus oder nach absichtslosem Flanieren.
    Sie sah ein knutschendes Pärchen, das zwischen zwei Küssen gegen alle Regeln Möwen fütterte, und ein Schmerz der Einsamkeit jagte durch ihren gesamten Körper, von den Füßen bis in ihre Haarwurzeln.
    Wenn Fokko Gerdes nicht so ein blöder Idiot gewesen wäre, hätte sie sich vorstellen können, mit ihm hier zu stehen und von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen. Aber vielleicht gab es das für sie gar nicht: eine Zukunft mit einem Mann. Vielleicht war sie zu sehr verletzt worden von ihrem verblödeten Ex.
    Dann rief sie sich selbst zur Ordnung. Die Zeit drängte. Sie hatte eine Vernehmung durchzuführen. Ihr war zwar nicht ganz klar, warum der Vater von Ines Küppers befragt werden sollte, aber, so schwer es ihr auch fiel, sie wurde jetzt ganz professionell, wurde Kommissarin und ließ die Sehnsucht einer verlassenen Frau hinter sich.
    Vor dem Lokal atmete sie noch einmal tief durch und sagte zu sich selbst: »So, Sylvia, jetzt lernst du gleich einen Filmfuzzi kennen. Lass dich nicht zu sehr von ihm beeindrucken und nimm ihn kritisch unter die Lupe. Vielleicht hat er sachdienliche Hinweise für dich.«
    Sie hatte zweierlei Vorstellungen von einem Filmproducer. Beide erwiesen sich als falsch. Einmal sah sie ihn dick und Zigarre rauchend wie eine Inkarnation von Alfred Hitchcock in seinen späten Jahren, gestützt auf eine Gehhilfe, flatterhaft umschwärmt von schönen jungen Frauen, die bestenfalls seine Töchter hätten sein können, eher aber seine Enkelinnen. Er saß da wie ein Buddha und ließ sie Pirouetten drehen, zeigte sich aber unbeeindruckt. Er wusste, dass sie bereit waren, alles zu tun, um seine Gunst zu gewinnen.
    Das Pendant dazu war hager, nervös, mit suchenden Augen, immer auf dem Sprung. Ein Magengeschwürtyp, der schwarzen Kaffee trank, ihn aber schon lange nicht mehr vertrug, und der Kamillentee uncool fand. Er rauchte Filterzigaretten und zog zwischendurch immer wieder die Nase hoch, wie jemand, dessen Nasenscheidewände vom Koks zerfressen wurden. Ein Wrack, das die nächsten zwei Filme kaum ohne Herzinfarkt überstehen würde, getrieben von der Gier nach Anerkennung, Geld, Ruhm und darin den Starlets ähnlich, die um den buddhamäßigen Hitchcock tanzten wie ums Goldene Kalb. Mit zwei Handys versuchte er, die private und die berufliche Welt im Griff zu halten, während er ihre Fragen beantwortete.
    Bernd Küppers saß ruhig in einer Ecke, so dass er die Eingangstür im Blick haben konnte. Genau den Platz hätte sie für sich selbst auch gewählt. Vor ihm stand eine Kanne Ostfriesentee. Er ließ gerade gegen den Uhrzeigersinn Sahne in die Teetasse tropfen. Vor ihm lag keine
Gala
, keine
Bunte
. Hollywoodstars schienen ihn nicht zu interessieren. Stattdessen las er im
Ostfriesland-Magazin
einen Artikel über die Seehundaufzuchtstation in Norddeich.
    Er wirkte entspannt, hatte eine gesunde Gesichtsfarbe, langes, welliges, silbergraues Haar und trug eine Brille, die wie ein Kassengestell aussah, vermutlich aber ein Vermögen gekostet hatte.
    Er lächelte ihr zu und wusste sofort, dass sie zu ihm wollte. Er stand sogar auf und zog den Stuhl für sie zurecht. Es war mehr als eine höfliche Geste, damit wies er ihr auch einen von ihm ausgesuchten Platz zu. Er begrüßte sie mit: »Herzlich willkommen, Frau Kommissarin«, nahm ihr die Jacke ab und hängte sie für sie auf.
    Sie saß jetzt mit dem Rücken zur Tür. Er hatte die Tür voll im Blick. So blieb er Herr der Lage.
    »Schön, dass wir uns hier treffen können, Frau Klaasen. Ich habe sogar schon mal

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