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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Brust und wog seinen Oberkörper hin und her. »Oh, er kann nicht ohne Rezept backen! Er kann nicht einen einzigen kleinen Kuchen aus dem Kopf heraus herstellen! Ja, verdammt nochmal, ich denk, du gehst aufs Gymnasium? Du machst doch bald Abitur, oder nicht? Aber zu blöd, einen Kuchen zu backen? Was ist das denn? Du willst mich auf den Arm nehmen, stimmt’s? Bald schon werden Leute wie du Schlüsselpositionen in dieser Gesellschaft einnehmen, Junge, irgendwann Banken leiten, große Unternehmen, in Aufsichtsräten wollt ihr sitzen, ja, die Regierungsgeschäfte übernehmen, aber könnt nicht mal einen Kuchen backen! Herzlichen Dank. Setz dich, Junge!«
    Es war kein Mut. Es war die nackte Verzweiflung, als Eike den Angriff startete.
    Er nahm den Messbecher und knallte mit einer einzigen, schnellen Bewegung den gesamten Inhalt in das Gesicht seines Peinigers. Der versank kurz in einer Mehlstaubwolke. In der Hoffnung, ihn blind gemacht zu haben, schlug Eike jetzt mit der Backform zu. Es krachte und schepperte, und erneut stob eine Mehlwolke auf.
    Der Mann sackte zu Boden. Oder hatte er sich fallen lassen, um einen besseren Blick zu bekommen? Wie Neuschnee rieselte das Mehl auf ihn herunter.
    Er schüttelte sich wie ein nasser Hund. Seine Haare waren weiß. Seine Schultern und sein Gesicht ebenfalls. Er sah jetzt gruselig aus.
    Er wischte sich über die Augen und hustete.
    Eike griff sich den Fakirstuhl, um damit zuzuschlagen. Im letzten Moment tat er es aber nicht. Es war eine innere Sperre, so als dürfe er seinen Gegner nicht zu schwer verletzen und müsste ihn trotz allem noch schonen. Es war wohl das, was man Skrupel nennt, und er begriff, warum skrupellose Menschen in solchen Situationen die besseren Überlebenschancen hatten.
    Eike hatte Schwierigkeiten, den Stuhl länger festzuhalten. Er musste die Finger weit auseinanderdehnen, um nicht in einen Nagel zu greifen.
    Ein Pfund Mehl auf jemanden zu werfen, ihn mit einer Backform zu schlagen, ja, nach ihm zu treten oder zu boxen, dazu war er in der Lage. Aber mit einem Küchenmesser zuzustechen oder jetzt mit diesem Mordwerkzeug zuzuschlagen – nein, das war einfach nicht sein Ding.
    Sein Gegner dagegen ließ keinerlei Raum für Zweifel. Er würde alles tun, um Eike zu verletzen und wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Er zog seinen Elektroschocker und ließ ihn knistern.
    »Na, du kleiner Held? Glaubst du, so einfach kannst du mir entkommen? Das ist doch hier kein Kindergeburtstag, auch wenn du einen Kuchen backen sollst. Stell dich jetzt mit dem Gesicht zur Wand, beide Hände dagegen, wie du es aus amerikanischen Filmen kennst. Und dann mit den Beinen nach hinten und weit auseinander!«
    Er will nur sehen, dachte Eike, ob ich ihm gehorche. Er spielt jetzt den Erwachsenen, will mir Anweisungen geben. Aber damit liegt er falsch.
    Eike schüttelte den Kopf. »Nein, das werde ich nicht tun.«
    Dann hob er die Fäuste, bereit, sich zu verteidigen.
    Der Mann wechselte den Elektroschocker von der linken Hand in die rechte, dann wieder von der rechten in die linke. Er warf ihn wie einen Ball hin und her, fing ihn jeweils wieder auf. Dazwischen machte er: »Buh!«
    Er spielt mit mir, dachte Eike.
    Er will mir Angst machen und seine Überlegenheit zeigen. Wenn der Elektroschocker genau in der Mitte zwischen linker und rechter Hand ist, dann trete ich ihn wie einen Fußball weg.
    Eike machte den Versuch. Einen Fallrückzieher. Er traf sogar den Elektroschocker. Das Ding knallte gegen die Decke, von dort gegen die Wand, dann auf den Fußboden. Eike selbst krachte mit dem Rücken hart auf den Boden. Aber schon kniete der Mann über ihm und trommelte mit seinen Fäusten in Eikes Gesicht.
    Eike tat, als sei er augenblicklich ohnmächtig geworden.
    Der Mann zerrte ihn hoch. Er war stark. Ein Muskelpaket.
    Er setzte Eike auf den Stuhl. Die ersten Nagelspitzen stachen in Eikes Oberschenkel.
    »Nein«, brüllte Eike, »nein!« und sprang wieder hoch.
    Jetzt drehte ihm der Mann den rechten Arm auf den Rücken und schlug ihn ins Genick.
    »Ich habe dir gesagt, du sollst dich an die Wand stellen, wie du es aus amerikanischen Filmen kennst!«
    Eike tat es. Dann war es Eike, als würde der Mann mit einer dritten Person im Raum sprechen. Er fragte: »Soll ich es tun? Soll ich es machen? Soll ich ihn jetzt erledigen?«
    Eike sah sich vorsichtig um. Er konnte aber keine weitere Person im Raum entdecken.
    Er hat Halluzinationen, dachte Eike. Er sieht Leute, die nicht da sind, und unterhält

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