Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
weiter.«
Jetzt rückte Holger Bloem wieder an den Bildschirm heran. Er betrachtete das Foto genau. Es fiel ihm schwer, aber er riss sich zusammen.
»Ich denke, er lebt«, sagte Holger Bloem. »Seine Wangen sind rot, als hätte er Fieber … Auch seine Lippen sind gut durchblutet … Bei einer Leiche wären sie doch eher blass, oder nicht?«
Ann Kathrin machte sich von Weller los und starrte wieder auf den Bildschirm.
Er griff zum Telefon und forderte ohne Anrede von Schrader: »Ist ein Pathologe im Haus? Wir brauchen hier sofort jemanden, der sich mit Leichen auskennt. Gesichtsfarbe und so …«
Dann entschied sie: »Wir antworten ihm.« Sie tippte im Stehen: »Wenn du meinem Kind etwas antust, du irrer Wichser, dann …«
Weller zog sie sanft, aber bestimmt vom Computer weg. »Ann, das ist jetzt wenig hilfreich … Bitte tu das nicht.«
Rupert war als Erster bei ihnen.
Holger Bloem wog den Kopf hin und her: »Einerseits verlangt er von mir keine Polizei, andererseits schickt er mir eine Nachricht für dich, Ann… das ist doch widersinnig.«
»Keineswegs«, zischte Rupert und deutete sauer auf Bloem. »Er weiß, dass er hier ist. Es war eine Scheißidee, den Typen mit hierherzubringen. Der hat bei uns nichts zu suchen …«
Es klang wie eine Anklage.
Ann Kathrin war über Ruperts Worte erschrocken. »Du meinst, er beobachtet uns?«
»Vielleicht«, mutmaßte Holger Bloem, »hat er uns schon auf Norderney gesehen, als wir zusammen aus der Ferienwohnung kamen oder gefrühstückt haben …«
Rupert grinste und sah Weller mitleidig an.
»Aber das würde bedeuten, er kennt uns.«
Rupert nickte heftig. »Der ist ein richtiger Fan von euch beiden Turteltäubchen …«
Weller schob Rupert weg. »Halt die Fresse, Alter.«
Rupert ließ es sich gefallen, verließ aber nicht den Raum.
»Das OMA ist das Verbindungsstück«, sagte Bloem. »Er hat die Geschichte gelesen, die ich über dich geschrieben habe, Ann… Es gibt Fotos von dir und mir und …«
»Sag ich doch, ein Fan. Und er ist einer Eurer Scheiß-Abonnenten. Das können ja nicht viele sein, die überprüfen wir mal eben; und dann haben wir die Pfeife.«
Weller drohte ihm mit der Faust: »Ich habe gesagt, du sollst die Fresse halten, Rupert.«
Ann Kathrin löschte, was sie gerade geschrieben hatte, und formulierte neu.
»Mein Sohn hat mit der ganzen Sache nichts zu tun! Was wollen Sie von ihm? Bitte lassen Sie ihn frei!«
Weller war dagegen, das abzuschicken, er verlangte: »Bitte, Ann, lass uns erst darüber reden … wir sollten jetzt nicht voreilig …
Doch sie handelte impulsiv, mehr als Mutter denn als Polizistin, und klickte auf Senden.
Weller stöhnte und schlug frustriert mit einem rechten Haken einen imaginären Gegner k.o.
Jetzt kamen auch Charlie Thiekötter und Sylvia Hoppe in den Raum. Sie spürten sofort, dass die Luft zum Schneiden dick war.
Sekunden später kam die Antwort.
Dein gut erzogenes Söhnchen hat selig geschlafen oder seine Freundin besprungen, während im gleichen Haus Ines mit dem Tode rang.
»Also doch«, sagte Weller. »Ann hat recht. Alles dreht sich um diese Ines Küppers!«
Ann schrie Thiekötter an: »Das kann doch nicht wahr sein, dass wir nicht in der Lage sind, seinen Standort zu ermitteln, wenn der so locker mit uns kommuniziert!«
Thiekötter klang kleinlaut, als er sich rechtfertigte: »Er nutzt einen ungesicherten Server in Pakistan. Darüber werden Millionen Spam-Mails verschickt. Neulich noch welche von der Sparkasse … Also, angeblich von der Sparkasse … Wir wissen, wo der Server steht, aber wir können da nicht so einfach reinmarschieren und …«
Ann Kathrin akzeptierte das nicht. »Aber er sitzt hier irgendwo ganz in der Nähe … Er ist nicht in Pakistan. Er beobachtet uns. Er mordet auf Norderney und hier auf dem Festland …«
Thiekötter wand sich wie ein Aal am Angelhaken. »Das Netz funktioniert anders, Ann. Klar sitzt der hier irgendwo. Vielleicht sogar bei uns im Haus … Aber er schickt seine Mails über einen Server in Pa…«
»Wir haben also keine Chance, ihn zu fassen oder was?«, pöbelte Rupert, dem dieses ganze Expertentum schon lange auf den Keks ging.
»Ein ordentlicher Server würde im Quellcode seine ID -Adresse nennen, dann wären wir weiter. Aber gerade deshalb nutzt er ja diesen in Pakistan …«
»Weil der sich nicht an unsere Gesetze hält …«, vervollständigte Weller den Satz.
»Verkürzt ausgedrückt, ja«, sagte Charlie
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