Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
Finanzmanagements. Da kann man sich wohl beraten lassen, wenn man ein großes Vermögen zu verwalten hat.«
»Kaum insolvent, schon Vermögensberater«, witzelte Rupert.
Sylvia Hoppe wies ihn zurecht. »Na hör mal! Die gute Frau hat aus dem Nichts ein Weltunternehmen aufgebaut …«
»Ja, im letzten Jahrtausend!«
»Haltet die Fresse!«, schimpfte Weller, dem das Geschwätz tierisch auf den Keks ging.
Holger Bloem ließ den Film noch einmal langsamer durchlaufen. In dem Moment, als die Kamera sich senkte, wurde ein Stück Tür sichtbar und ein winziger Blick in einen anderen Raum möglich.
Ann Kathrin bat ihn, das Bild anzuhalten und näher heranzuzoomen.
»Da ist es nur weiß. Eine Tapete oder Kacheln. Man kann niemanden erkennen«, bedauerte Weller.
Ann Kathrin winkte Rieke Gersema herbei, die sofort neben ihr stand und sich bemühte, mit Ann Kathrin auf den Bildschirm zu schauen, weil Ann Kathrin das gestisch von ihr verlangte. Rieke hatte wirklich Schwierigkeiten damit, nichts wäre ihr lieber gewesen, als sich jetzt den Bildern von Ole West an der Wand zuzuwenden.
»Wir müssen genau herausfinden, was das für ein Herdmodell ist und wann die letzten davon verkauft wurden. Vielleicht einen Händler finden, der das Zeug hier ausgeliefert hat oder jemanden, der solche Herde noch repariert … Es sieht für mich verdammt so aus wie das Gerät, das ich aus meiner Jugend kenne. Dann müsste das Ding aber fünfundzwanzig, wenn nicht dreißig Jahre alt sein.«
»Da kannst du recht haben«, sagte Holger Bloem. »Schau mal hier, Ann, das sieht doch aus wie abgesplittertes Emaille.«
Im Grunde erleichtert, den Raum verlassen zu können, versprach Rieke Gersema, sich sofort ans Telefon zu hängen, und fragte Holger, ob sie nebenan einen Raum benutzen dürfte. Er zeigte ihn ihr und bot ihr Kaffee oder Wasser an. Sie lehnte alles ab.
»Wir brauchen Leute, die viel in andere Wohnungen kommen. Handwerker. Elektriker. Irgendjemand wird schon mal in dieser Küche gewesen sein und wissen, dass dort ein alter Seppelfricke-Herd steht.«
Eine Praktikantin kam herein, die so schön war, dass Rupert sie gleich mit Blicken auszog, was Sylvia Hoppe bemerkte und veranlasste, Rupert mit dem Ellbogen in die Seite zu hauen. Sie zischte: »Vergiss nicht, sie auch wieder anzuziehen, damit sie nicht so nackt unter Leute geht, wenn sie das Büro verlässt!«
Die Praktikantin versuchte, die anderen Leute im Raum zu ignorieren, und sah nur Holger Bloem an. »Da ist ein Mann, der sagt, er möchte gerne zu Frau Klaasen. Ein gewisser Bernd Küppers.«
Holger Bloem bat sie, den Mann hereinzuführen.
»Das ist doch dieser Filmproduzent«, grinste Rupert. »Auf den Typen bin ich gespannt. Die verdienen doch jede Menge Geld, ohne zu arbeiten. Dafür kriegen sie die schärfsten Frauen und sind zu allen Partys eingeladen.«
Es reichte Ann Kathrin. »Halt!«, rief sie laut. »Ich würde gerne mit ihm alleine sprechen. Er hat möglicherweise Hinweise darauf, wo sich Johannes Klar befindet. Die beiden kennen sich schon lange.«
»Ich mache das«, entschied Weller und verließ mit der Praktikantin den Raum.
Weller fand den Filmproducer recht unscheinbar. Ein Allerweltstyp, der genauso gut bei Aldi hätte an der Kasse arbeiten können oder der leicht als Tankstellenpächter durchgegangen wäre. Ein sympathischer Mensch, wie man ihnen in Servicebereichen gern begegnet. Der Bäcker Ihres Vertrauens. Der freundliche Gastwirt, der es schafft, dass seine Gäste sich bei ihm wie zu Hause fühlen.
»Nett, dass Sie uns behilflich sein wollen«, sagte Frank Weller und wollte den Mann in einen Nebenraum bitten, aber Bernd Küppers fragte: »Können wir nicht ein bisschen draußen spazieren gehen, Herr Kommissar? Als ich herkam, habe ich gesehen, dass dort ein großes, freies Grundstück ist. Sieht aus, als sei da noch ein kleiner See oder so. Ich habe viel Zeit im Sitzen verbracht. Unsereins freut sich über jeden Schritt, den er zu Fuß gehen kann.«
»Ich auch«, sagte Weller und war gleich einverstanden.
Bernd Küppers versuchte, freundlich einen Bogen zu schlagen, ob nicht die Kommissarin Klaasen mitkommen würde, aber Weller verneinte, die sei im Moment in sehr intensiven Ermittlungen und habe leider keine Minute Zeit. Sie lasse ihn aber herzlich grüßen.
Sie verließen das Redaktionsgebäude, gingen dann aber nicht weiter, sondern sprachen im Stehen.
»Es ist für uns sehr wichtig, wenn Sie Hinweise darauf haben, wo wir Johannes Klar
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