Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
Mist.«
Genau so war es. Ann Kathrin sagte tatsächlich: »Ich spüre es. Er ist nicht weit von hier.«
»Ich gebe etwas auf Fakten und Ermittlungsergebnisse und nichts auf so einen sentimentalen Star-Wars-Mist«, giftete Rupert. »Wir sollten jetzt die Diekmann informieren. Ob es uns passt oder nicht, noch ist sie unsere Chefin.«
Weller rannte nach draußen, und tatsächlich – Bernd Küppers war noch da. Er stand auf dem Parkplatz und sah sich den Sternenhimmel an.
Weller rief seinen Namen, und Küppers kam, ohne zu zögern, auf ihn zu.
Der Wind griff in Küppers silbergraue Haarmähne. Er fuhr mit der rechten Hand hoch, als wolle er eine Perücke festhalten. Für einen Moment fragte Weller sich, ob dieser Mann so eitel war, seine Glatze mit einer Echthaarperücke zu verdecken oder ob er sich vielleicht mitten in einer Krebstherapie befand.
»Ich brauche noch mehr«, sagte Weller. »Was, wenn Klar nicht auf Mallorca ist? Wo hält er sich sonst gerne auf?«
Küppers schmunzelte. Er wirkte auf Weller, als hätte er nur auf diese Frage gewartet, um sie nun genüsslich zu beantworten: »Nun, er ist ein Feinschmecker. Sie können ihn in den besten Lokalen suchen. Er kennt sie alle. Vielleicht hätte er besser Kochbücher oder Restaurantführer geschrieben als diese mittelmäßigen Drehbücher. Hier in Norden speist er garantiert im Reichshof, im Smutje, bei Minna am Markt oder auch im Alten Zollhaus …«
Weller bremste Küppers’ Aufzählung: »Wir suchen kein Restaurant. Er hält irgendwo einen Menschen gefangen und foltert ihn. Das wird in keinem Restaurant möglich sein.«
»In Köln stieg er immer im Savoy ab und in Wiesbaden im Schwarzen Bock.«
»Wir suchen auch kein Hotel. Schon eher eine Ferienwohnung, ein Ferienhaus, die Wohnung eines Freundes.«
»Seine Freunde kenne ich nicht. Ich weiß nicht, ob man in der Filmbranche überhaupt Freunde haben kann. Ich war jedenfalls nicht sein Freund.«
Pille schlich durch die Flure der Ubbo-Emmius-Klinik. Er ging nach vorne gebeugt. Er hatte den Anschlag auf sich selbst überlebt.
Er suchte Ubbo Heide, um etwas zu Ende zu bringen. Schon dreimal war er auf Station 7 ins falsche Zimmer gelaufen. Er wollte keine Nachtschwester fragen und öffnete vorsichtig die nächste Tür.
Ubbo Heide hatte ein Einzelzimmer am Ende des Flurs. Er hatte einen Block auf den Knien. Seine Hand fuhr mit einem schwarzen Füller mit goldener Feder übers Papier. Für Pille sah es aus, als würde er seine Schularbeiten machen.
»Moin«, sagte Ubbo Heide und sah den jungen Mann furchtlos an.
Ann Kathrin hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Sie trank Kaffee und viel Wasser, aber dieses Schwindelgefühl ging nicht weg.
Sie schaute Holger Bloem an: »Ich glaube, es wäre gut, wenn ich direkt mit ihm reden könnte. Wir müssen einen Weg finden …«
Er schlug vor: »Fragen wir ihn doch einfach. Zum Beispiel: Bei mir ist die Mutter von Eike. Haben Sie ihr etwas zu sagen? Darf sie ein paar Worte an Sie richten?«
»Ja«, sagte Ann Kathrin, »das ist gut. Das ist sehr gut. Schreib nicht, Kommissarin Klaasen. Schreib, die Mutter von Eike. Wir müssen daraus etwas ganz Persönliches machen.«
»Das sehe ich anders«, warf Rupert ein. »Wir müssen es professionalisieren.«
»Es ist persönlich, Rupert. Persönlicher geht es gar nicht mehr. Er hat meinen Sohn.«
Holger Bloem schrieb:
Jeder seriöse Journalist würde beide Seiten zu Wort kommen lassen. Das will ich auch. Die Mutter von Eike Klaasen ist bei mir. Am liebsten würde ich ein Gespräch zwischen Ihnen beiden bringen.
Sie warteten eine halbe Stunde auf Antwort, und als nichts kam, versuchte Holger Bloem es erneut:
Sie tun, was Sie tun, aus Liebe zu Ines Küppers. Dafür haben unsere Leser großes Verständnis, Herr Klar. Sie wollen den Menschen, den Sie geliebt haben, beschützen, obwohl er bereits tot ist. Hier bei mir sitzt nun die Mutter von Eike Klaasen. Auch sie liebt ihren Sohn. Auch sie möchte ihn beschützen. Ihre Freundin ist leider nicht mehr am Leben. Aber Sie können nun darüber entscheiden, den Sohn von Frau Klaasen leben zu lassen. Sie haben die Macht, etwas Schreckliches anzurichten oder etwas Gutes zu tun.
»Du warst dabei«, sagte Ubbo Heide, »als ich niedergestochen wurde.«
Pille nickte. »Ja, das war ich.«
»Das war keine so gute Idee von dir, Junge.«
»Ich hatte was eingeworfen … ich …«
»Wenn du mir was zu sagen hast, dann nimm dir den Stuhl da und setz
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