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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Rache haben wir es hier sicherlich zu tun.«
    Ann Kathrin unterbrach mit einer schneidenden Geste durch die Luft das Gespräch: »Er hat sich als E-Mail-Adresse Ines Küppers gewählt. Er will ihren Tod rächen. Er hat sie nicht umgebracht. Er glaubt, dass alle anderen es irgendwie gemeinsam getan haben.«
    »Soll ich ihn das fragen?«
    »Wie würdest du es formulieren, Holger?«, fragte Ann Kathrin.
    »Ich würde schreiben:
Unsere Leser interessieren sich für Ihre Motive. Sie scheinen ein intelligenter und gebildeter Mann zu sein. Warum tun Sie das?«
    »Gut, das ist gut«, sagte Ann Kathrin. »Damit geben wir ihm die Möglichkeit, sich uns zu erklären, und vielleicht finden wir mehr über ihn heraus.«
    »Soll ich das jetzt schreiben?«
    Ann Kathrin sah sich kurz im Kreis um. Niemand widersprach. Sie nickte.
    Holger Bloem tippte schon, da fragte Sylvia Hoppe zaghaft: »Sollen wir nicht doch erst auf den Psychologen warten?«
    »Ja«, spottete Rupert, »und in der Zwischenzeit könnte ja jemand einen Apfelkuchen mit Sahne holen oder vielleicht ein paar Schnittchen machen.«
    Ann Kathrin wies ihn mit einem kurzen Blick zurecht, und Rupert verstummte.
    Holger Bloem tippte. Das Klicken seiner Tastatur jagte wie Maschinengewehrfeuer durch den Raum.
    Ann Kathrin stand auf und begab sich hinter ihn, um über seine Schulter auf den Bildschirm zu sehen. Wort für Wort lasen die beiden noch einmal. Dann nickte sie.
    »Ja, Holger, das ist gut. Lass es uns versuchen.«
    Holger Bloem nickte.
    Da überlegte Ann Kathrin es sich anders. Sie sah Rieke Gersema an. Dabei legte sie eine Hand auf Bloems Arm, um ihn daran zu hindern, den Text schon loszuschicken.
    »Kannst du das noch einmal wiederholen, was du gerade gesagt hast, Rieke?«
    Rupert blickte angesäuert zur Decke.
    »Das mit dem Film, Rieke. Wer macht es im Film?«
    Rieke antwortete schulterzuckend: »Ein Irrer rächt sich und …«
    »Der Täter im Film ist nicht sympathisch gezeichnet?«
    Rieke Gersema rückte ihre Brille gerade, die noch immer hinter dem Ohr drückte. »Nein. Er war total durchgeknallt. Er hat einen Menschen getötet, weil der sich beim Bäcker vorgedrängelt hatte. Und dazu dann immer diese schreckliche Musik …«
    »Ja, ja, ja, aber er tut jetzt das, was der Typ im Film gemacht hat. Wenn er sich mit diesem Mann identifiziert, wieso hat er ihn dann so unsympathisch erzählt? Als Drehbuchautor hätte er doch versuchen können, uns plausible Motive zu liefern, damit wir den Täter verstehen. Vielleicht gar Mitleid mit ihm haben.«
    »Wer hatte denn Mitleid mit Hannibal Lector?«, grummelte Rupert und gab sich selbst schulterzuckend die Antwort: »Vermutlich alle Kannibalen.«
    Ein kurzer Moment der Ratlosigkeit entstand.
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Weller Ann Kathrin.
    »Vielleicht ist Johannes Klar gar nicht der Mann, den wir suchen.«
    »Oh doch, das ist er«, lachte Rupert. »Die Fahndung läuft auf Hochtouren, und ich wette, er wird uns in den nächsten paar Stunden ins Netz gehen. Ich freue mich jetzt schon darauf, mir den kleinen Drecksack vorzuknöpfen.«
    »Als Drehbuchautor hätte er doch die Möglichkeit gehabt, die Figur sympathischer zu erzählen. Ihn weniger irre erscheinen zu lassen, sondern mehr rational, klug, ja vielleicht als einen, der im Recht ist … Das hat er aber gar nicht versucht.«
    »Stimmt. Am Ende des Films ist man froh, dass der Täter endlich erwischt wird. Er wird erschossen.«
    Ann Kathrin drehte an Holger Bloems Stuhl, so dass Holger herumwirbelte. Sie beugte sich über ihn, als sei er ein Angeklagter. Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt.
    »Würdest du so etwas schreiben, Holger, wenn du dich mit dieser Figur identifizierst?«
    »Ich bin kein Fernsehautor, sondern Journalist, und ich …«
    »Ich will deine Meinung, Holger.«
    »Ich glaube, wenn ich mich mit der Figur identifizierte, würde ich versuchen, sie ein bisschen sympathischer oder wenigstens nachvollziehbarer zu machen. Nicht einfach einen Verrückten aus ihm zu machen.«
    Ann Kathrin ging zwei Schritte zurück und ballte die rechte Hand zur Faust. »Es spricht einiges dafür, dass wir es gar nicht mit Johannes Klar zu tun haben, sondern …«
    Sylvia Hoppe regte sich auf: »Ann, das ist doch jetzt wirklich dummes Zeug. Lass uns auf den Psychologen warten. Klar ist auf der Flucht! Wenn das kein Schuldanerkenntnis ist!«
    »Und wenn er gar nicht auf der Flucht ist, sondern der Täter ihn aus seinem Haus geholt hat? Das

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