Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
aufgreifen können. Wir befürchten, dass er kurz davor ist, ein weiteres schweres Verbrechen zu begehen.«
In dem Augenblick lief es Weller heiß den Rücken runter. Konnte das hier jetzt der entscheidende Tipp werden? Er ließ seinen Versuchsballon sofort los: »Sie haben ihn doch bestimmt öfter besucht. Gibt es irgendwo eine Wohnung, in der ein alter Seppelfricke-Herd steht?«
Bernd Küppers lachte: »Ein Seppelfricke-Herd? Na, Sie sind gut. Ja, in der Tat hat Yogi – wie er gern genannt wurde – so einen Herd. Allerdings nicht hier in Ostfriesland. Ich habe ihn nur einmal in der Krummhörn besucht, da steht ja eine topmoderne Einrichtung. Aber er hat ein kleines Häuschen auf Mallorca.
Meine Finca
, sagte er gerne. Das hat er sich von seinem ersten fetten Wiederholungshonorar gekauft. Jeder in der Branche kennt die Geschichte, weil Klar sie, spätestens fünf Minuten nachdem man ihn kennengelernt hatte, zum Besten gab.«
Weller spürte es wie einen Energieschub, der durch seinen Körper schoss. Er hatte einen Treffer gelandet.
»Wo auf Mallorca steht denn dieses Haus?«
»Mitten in Alaró, nicht weit vom Markt entfernt. Den Namen der Straße weiß ich nicht. Es ist so eine typisch mallorquinische Natursteinfassade. Mir persönlich war der Wohn- und Essbereich ein bisschen zu klein, dafür gab es drei Schlafzimmer und im Obergeschoss einen großen, lichtdurchfluteten Raum mit Weitblick auf das Tramuntana-Gebirge und das Castillo von Alaró. Hat er damals für einen Appel und ein Ei bekommen, ist heute bestimmt anderthalb bis zwei Millionen wert, wenn Sie es überhaupt dafür bekommen. Obwohl Mallorca seine Boomphase ja längst hinter sich hat.«
»Und da steht ein alter Seppelfricke-Herd?«
»Ja, ich weiß es ganz genau. Er hat damals noch Witze darüber gemacht. Das Ding stand schon drin, als er das Haus gekauft hat. Ich habe dort einmal mit ihm zusammen gekocht.«
»Sie kennen sich also recht gut?«
»Er ist mir nachgelaufen wie ein liebeshungriges Schoßhündchen. Mein Gott, er war Drehbuchautor, und ich bin ein Filmproducer. Er wollte über mich ins Geschäft, war vom Talent her aber ziemlich beschränkt, wenn Sie mich fragen. Als es nicht klappte, mein Freund zu werden, hat er sich an meine Tochter Ines herangemacht.«
»Warum haben Sie gerade er war ein Drehbuchautor gesagt?«
Bernd Küppers lachte. »Ja, ich denke, mit seiner neuen Karriere als Serienkiller lässt sich der alte Beruf nicht mehr gut vereinbaren. Oder können Sie sich vorstellen, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender Aufträge in die JVA an einen Lebenslänglichen vergibt?«
»Wohl kaum«, sagte Weller. Er ließ Bernd Küppers einfach stehen und rannte ins Gebäude zurück. Im Flur stolperte Weller auf Höhe der Herrentoiletten, fing sich aber noch einmal kurz, bevor er am Boden landete. Er riss die Tür zu Holgers Büro auf, ohne anzuklopfen.
Alle sahen ihm sofort an, dass er Bernd Küppers eine entscheidende Information abgerungen hatte.
»Ich weiß, wo dieser Scheiß-Herd steht! Auf Mallorca, in Alaró, nicht weit vom Markt entfernt. Klar besitzt dort ein Haus.«
»Verdammt«, fluchte Rupert, »warum wissen wir so etwas nicht?«
»Es steht nicht bei Wikipedia«, zischte Sylvia Hoppe, die Angst hatte, dass ihr jetzt die Schuld dafür gegeben werden könnte.
»Ich war gerade noch auf Mallorca«, sagte Rupert, »ich hätte einfach dableiben können und dann …«
Weller übertönte alle: »Wir brauchen sofort eine Verbindung nach Mallorca! Wenn alles gutgeht, haben die Kollegen den Spuk in einer halben Stunde beendet, und Eike ist wieder frei.«
Während Sylvia Hoppe die Nummer der Einsatzzentrale wählte und alle von einer euphorischen Stimmung ergriffen wurden, setzte Ann Kathrin sich auf die Lehne von Holger Bloems Stuhl. Sie war blass, und sie sah viele Jahre älter aus, als sie in Wirklichkeit war.
Sie stieß die Worte hervor: »Er ist nicht auf Mallorca.«
»Aber Ann! Wir haben gerade den Film gesehen! Wo soll er denn sonst …«
»Wie hätte er Eike denn dorthin bringen sollen? In einem Flugzeug? Der Junge hätte sich doch gewehrt.«
»Glaubst du Küppers nicht?«
»Doch, ich glaube schon, dass Klar dort ein Haus hat und auch, dass dort so ein Herd steht. Aber ich glaube nicht, dass wir Eike dort finden können. Er ist hier. Ganz in unserer Nähe.«
Ruperts Gesicht war nah an dem von Sylvia Hoppe, und er flüsterte in ihr Ohr: »Eine Mutter spürt so was. Wetten, gleich erzählt sie solchen
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