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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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weiße Ratte, genascht hatte. Sie warf die Kekse in den Papierkorb.
    Auf ihrem Schreibtisch lagen seltsame schwarze Köttel mit feucht leuchtender Oberfläche. Länglich und an den Enden abgerundet. Eine Maus konnte das nicht gewesen sein. Sie vermutete, dass es sich um Rattenkot handelte.
    Sie aß nichts. Sie vergrößerte die Gesichter auf dem Bildschirm.
    Der lachende Ubbo Heide mit einer Bierflasche in der Hand versetzte ihr einen Stich. Ja, das war er, mit seiner ganzen, sanften Energie und Lebenslust, neben einem Mann mit einer auffälligen Motorradjacke.
    Sie konnte sich gut an das Gesicht erinnern. War er nicht mit Rupert gekommen und dieser rothaarigen Frau?
    Da stand Peter Grendel mit Rita. Die Tappers. Melanie und Frank Weiß mit ihrem Sohn Ole. Angela, Holgers Frau, zauberhaft im Gegenlicht. Sie sah dem Bild an, dass der Fotograf diese Frau liebte.
    Da war einer der Jungen, die versucht hatten, Monika Tappers Portemonnaie zu stehlen. Er aß eine Bratwurst.
    Dann Wellers Töchter und ihr Sohn Eike. Flirteten die etwa miteinander?
    Ein Pulk Menschen, in Rauch gehüllt.
    Sie konnte auf den Fotos insgesamt einundvierzig Personen deutlich ausmachen und zwar so gut, dass es ihrer Meinung nach ausreichte, um jede einzelne zu finden.
    Besonders interessant war ein junger Mann, der mit seinem Smartphone Fotos machte. Er stand ganz nah am Feuer und blitzte in die Menge. Er könnte noch weitere wertvolle Bilder für sie haben, dachte sie.

    Weller hatte für sich eine klare Entscheidung getroffen. Es gab nur einen Ort, an den er jetzt gehörte, nur eine Aufgabe, die wirklich wichtig für ihn war: Er musste auf Ubbo aufpassen, ihn bewachen und beschützen. Das wollte er nicht irgendwelchen Stümpern überlassen. Wenn diese Kids schon einen Einsatzwagen hatten, wer sagte ihnen dann, dass sie nicht auch Handfeuerwaffen besaßen.
    Der Norder Kollege vor der Intensivstation brachte Weller aus drei Gründen gegen sich auf.
    Erstens, er war viel zu weit weg von Ubbo Heide.
    Zweitens, er war in den Roman »Böser Wolf« von Nele Neuhaus vertieft.
    Drittens, Weller hatte ihn noch nie zuvor gesehen.
    Unhöflicher als beabsichtigt, blaffte Weller ihn an: »Soll das hier Sicherheitsstufe eins sein? Du bist viel zu weit weg von ihm, Kollege …«
    »Schlüter«, sagte der Mann mit grippiger Stimme.
    Um sportlich durchtrainiert zu wirken, hätte er entweder zwanzig Zentimeter größer oder zwanzig Kilo leichter sein müssen, fand Weller. Unter anderen Umständen hätte Weller sich über einen Krimi lesenden Kollegen gefreut und ihn nach seiner Einschätzung von Nele Neuhaus gefragt, aber jetzt machte es Weller sauer, dass er sich in einen Text vertiefte, statt mit wachen Augen das Geschehen um sich herum zu beobachten.
    »Ich wollte ja auch vor seiner Tür sitzen, aber ich darf nicht auf die Station. Sie haben gesagt, ich soll hier warten, weil ich doch so erkältet bin und …«
    Schlüter schrumpfte unter Wellers kritischem Blick innerlich zusammen.
    Der Neue war wegen seiner Frau, die an schwerer Neurodermitis litt, von Dortmund nach Ostfriesland gezogen. Drei Jahre hatte es gedauert, bis er endlich die Zusage bekommen hatte. Er wollte sich den Start hier nicht vergeigen.
    Er machte seit zwei Monaten Dienst in Norden. Seit der Ankunft an der Küste ging es seiner Frau täglich besser und ihm immer schlechter. Er hatte praktisch seit zwei Monaten Husten und Schnupfen, kam sich vor wie eine wandelnde Apotheke und konnte mit dem Wort
Reizklima
jetzt wirklich etwas anfangen.
    Seine Frau nannte ihn schon scherzhaft
Aspirin-Junkie
, und langsam schlug das Zeug ihm auf den Magen.
    »Melde dich krank. Ich übernehme hier, und zwar genau da drinnen, direkt vor der Tür. Und ich schaue den Leuten ins Gesicht und nicht in irgendein Buch.«
    Die Kritik ließ Schlüter zusammenzucken.
    »Ja, ähm … was soll ich denn im Gesicht sehen?«
    »Es sind jugendliche Täter, zwischen siebzehn und höchstens zwanzig. Vermutlich unter Drogeneinfluss. Kann nicht schwer sein, sie vom Krankenhauspersonal zu unterscheiden.«
    »Na ja, ich dachte, wenn hier Leute hochstürmen und reinwollen, dann müssen die ja hier durch, und dann stoppe ich sie.«
    »Erstens«, schäumte Weller, »gibt es vermutlich zwei Zugänge zur Intensivstation«, ohne dass er hätte sagen können, wo der andere war, »und zweitens kann sich so ein Typ einen weißen Kittel anziehen und so einen Infusionsständer dort schnappen«, Weller zeigte auf einen herrenlosen Ständer am

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