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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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zurück. »Die haben unseren Chef abgestochen und uns einen Wagen geklaut. Willst du warten, bis sie die ganze Polizeiinspektion stürmen, um hier eine Facebook-Party zu veranstalten?«

    Die Sirene war jetzt aus, doch Pik fuhr wie im Fieberwahn. Auch Pille hatte etwas eingeworfen und fand die ganze Aktion
irre crazy
. Er fühlte sich wie John Travolta in
Pulp Fiction.
Alles war möglich, und er konnte Farben hören.
    Michi saß hinten. Ihm war weniger behaglich zumute. »Hast du echt diesen Bullen im Krankenhaus umgelegt?«
    »Nein, noch nicht«, sagte Pik reserviert und schlug gleich danach euphorisch aufs Lenkrad. »Der kommt später dran. Weißt du, was wir jetzt machen?«
    »Nee.«
    »Wir fahren nach Jever.«
    »Und dann?«
    Pille hatte einen langen Riss in seinem karierten Hemd, der von zwei Sicherheitsnadeln zusammengehalten wurde. Auf den ersten Blick war nicht klar, ob es sich bei dem Hemd um ein besonders ausgefallenes Designerstück handelte, den letzten Schrei einer neuen Kollektion, oder ob es einfach ein verschlissenes, kaputtes Hemd war, bei dem sich niemand mehr die Mühe gemacht hatte, den Riss zusammenzunähen.
    Er reckte sich auf dem Beifahrersitz und trommelte einen Takt gegen das Autodach. Ihm ging das gerade alles völlig am Arsch vorbei. Er war irgendwie angekommen und lief als Travolta durch diesen Film. Er war ein Gangster. Ein heroinsüchtiger Auftragskiller, der mit der Droge umgehen konnte. Jawohl! Er beherrschte den Stoff, nicht der Stoff ihn.
    »Wir ziehen sie ab, aber so richtig …«
    »Stevie? Spinnst du? Die machen uns fertig.«
    »Einen Scheiß machen die«, höhnte Pik. »Wir kommen nämlich in einem Bullenauto.«
    Pik ließ die Scheibe runter und lehnte den Ellbogen angeberisch aus der Tür.
    »Die hauen schon ab, wenn sie unsere Kiste auch nur von weitem sehen. Und dann schalten wir auch noch das Blaulicht an.«
    Er tat es lachend, nur so zum Spaß.
    Ein LKW und zwei PKW s vor ihnen fuhren an den Straßenrand und gaben den Weg frei.
    »Jippie!«, jubelte Pille, »Platz da, wir kommen!«, und zeigte ihnen den Stinkefinger.
    »Wir werden die Pusher und Abzocker aus Jever rennen sehen, und dann packen wir uns so viel Stoff wie möglich, und bevor die überhaupt kapieren, was passiert ist, sind wir längst über alle Berge.«
    »Hier sind keine Berge, hier ist Ostfriesland. Die werden uns umlegen.«
    »Die ahnen nicht einmal, wer das gemacht hat. Sie werden glauben, dass die Bullen sich den Stoff unter den Nagel gerissen haben, und die können sie schlecht anzeigen …«
    »Und wenn sie uns erkennen?«
    »No risk, no fun«, lachte Pik.
    »Yeah!«, kreischte Pille, der keine Ahnung hatte, worum es ging. Aber er war dabei und voll cool, wie Travolta.
    »Guck mal, der da«, rief Pille, wie plötzlich wach geworden. »Bei dem geht nur ein Bremslicht! Sollen wir den anhalten und abkassieren?«
    »Macht bloß keinen Scheiß«, forderte Michi.
    Pik stieß Pille an. »Hast du noch was von dem Zeug, das du dir eingepfiffen hast, Pille? Der Michi braucht davon ’ne Prise. Der ist echt mies drauf.«

    Auf Ann Kathrins Wunsch hatte ihr Holger Bloem sofort alle Bilder, die er beim Osterfeuer geschossen hatte, gemailt. Die Aufnahmen waren so hoch aufgelöst, dass Ann Kathrins Computer lange brauchte, um sie hochzuladen. Vermutlich, dachte sie, wäre es zeitsparender gewesen, einfach zum Ostfriesland-Magazin rüberzufahren und sich die Bilder dort abzuholen.
    Gerade als sie den Ladevorgang abbrechen wollte, füllte sich plötzlich ein Balken am unteren Rand des Bildschirms mit roter Farbe. Dieser Vorgang erinnerte Ann Kathrin jedes Mal an eine Spritze, mit der ihr Blut abgenommen wurde. Vielleicht griff sie sich deshalb immer in die Armbeuge, wenn das Rot in die leere weiße Röhre schoss.
    Zwölf Fotos zeigten das Feuer, vom Deich aus aufgenommen, und was wie eine Dopplung aussah, waren die Feuer auf Juist und Norderney. Auf erschreckend vielen Fotos war sie selbst im Mittelpunkt, meist zusammen mit Weller.
    Kein Wunder, Holger Bloem hatte das Brautpaar abgelichtet. Trotzdem war es merkwürdig für sie, sich jetzt so zu sehen. Fast schmerzlich wurde ihr bewusst, dass sie ja geheiratet hatte. Obwohl gerade erst geschehen, schien es plötzlich so weit weg, so unwirklich.
    Eigentlich, dachte sie, müssten Frank und ich jetzt im Genueser Schiff die Speisekarte lesen und heute Abend einer Krimilesung lauschen.
    Sie sah sich nach etwas Essbarem um und fand nur die Kekse, von denen Bobby Brown, die

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