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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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eigenem Willen kommt, der muss nicht in die Geschlossene, sondern kommt auf die offene Station und kann sich folglich im Haus frei bewegen. Der Rest wird ein Kinderspiel.«
    Sie stritten noch, wer es machen sollte. Pille hatte mehr Angst vor dem Entzug als davor, dem Bullen »das Licht auszublasen«. Pik verlangte es aber als Freundschaftsdienst und behauptete, dass es besser sei und verbindlicher als Blutsbrüderschaft.
    Pille maulte, ausgerechnet jetzt, da sie so viel Stoff hätten, sollte er in den Entzug und ob nicht Michi der Richtige sei, schließlich müsse der sich erst noch beweisen.
    Michi hatte Angst, alles könnte an ihm hängenbleiben. Er war intelligent und klar genug im Kopf, um zu begreifen, dass ein Mord etwas anderes war als illegal Stoff zu rauchen oder aus den Niederlanden kleine Päckchen mit Haschisch an die eigene Adresse zu verschicken.
    Er wollte nicht den Rest seines Lebens im Knast verbringen und auch nicht die nächsten zehn Jahre. Er wollte eigentlich Popstar werden und würde auch bestimmt längst als Leadgitarrist in einer aufstrebenden Band spielen, wenn da nicht dieses viele Üben gewesen wäre und all diese öden Stunden! Er hatte es versucht, ohne Noten zu lernen. Angeblich konnten viele Rockmusiker keine Noten, und die meisten nahmen auch Drogen, hatten in der Schule Probleme und später nichts Anständiges gelernt.
    Er war wie sie. Er konnte auch keine Noten lesen, warf jede Menge Chemie ein und hatte die Schule erfolglos abgebrochen. Aber trotzdem war er immer noch nicht auf dem Weg zu Weltruhm, sondern eher auf der geraden Linie in den Strafvollzug.
    »Das alles«, säuselte Pik, »wird überhaupt keiner merken. Und was meinst du, wie stolz deine Mutter auf dich ist, wenn sie erfährt, dass du aus eigener Kraft ein neues Leben beginnen willst. Deine Mutter machst du damit so glücklich, Michi … Mir glaubt das sowieso keiner mehr, und meine Alten können mich mal. Aber bei dir, da ist das irgendwie – anders …«
    »Aber«, wehrte Michi sich, »ich will doch in Wirklichkeit gar keinen Entzug. Ich brauche ihn auch nicht, ich bin doch von gar nichts abhängig.«
    Pille lachte. »Eben! Das ist ja der Witz. Deswegen ist das für dich ja viel leichter als für Pik oder mich.«
    »Und das mit diesem Bullen ist ganz einfach. Der hängt garantiert am Tropf. Den musst du nicht abknallen. Du spritzt einfach oben in den Plastikbeutel, der ihn mit Mineralien und Vitaminen versorgt und all dem Scheiß, ein bisschen Waschmittel hinein. Irgend so ein Desinfektionszeug, davon steht überall genug rum, in jedem Krankenhaus.«
    Pille freute sich: »Und ich dachte schon, du wolltest ihm den Goldenen Schuss verpassen. Wär doch schade um das gute Zeug. Der muss doch nicht den Himmel sehen, bevor er abkratzt, der kommt doch sowieso rein.«
    »Wenn Bullen in den Himmel kommen, dann will ich lieber in der Hölle sein.«
    »Ich … ich … ich glaub, ich kann das nicht«, stammelte Michi.
    Piks Hand presste die Pommespackung so sehr, dass die fettigen Kartoffelstäbchen zermatschten. Er kämpfte mit seiner Wut. Sie wuchs gerade an wie die Wellen bei Sturmflut.
    »Wie, du kannst das nicht? Ich denk, du bist gar nicht abhängig? Dir kann doch gar nichts passieren«, sagte Pille.
    »Das meine ich doch nicht. Ich kann den nicht umlegen.«
    Pille breitete die Arme aus und rief laut durch das Schnellrestaurant: »Na klar, du warst ja mal Messdiener, da haben sie dir den letzten Schneid abgekauft!«
    »Schnauze!«, zischte Pik und schlug mit der Faust auf die Reste von Michis Hamburger. Es spritzte in alle Richtungen. Michi hatte jetzt Mayonnaise auf der Brust, direkt über seinem Herzen.
    »Entweder, du machst es«, drohte Pik, »oder gehörst nicht mehr zu uns.«
    Pille verzog den Mund. »Genau. Wer einen Kumpel hängenlässt, gehört nicht mehr dazu.«
    Pik beugte sich über den Tisch und stieß Michi an. »Hau ab! Du sollst abhauen, sag ich!«
    Vorsichtshalber stand Michi auf und ging ein paar Schritte zurück. Tränen schossen in seine Augen. Er schwankte zwischen dem Drang wegzurennen und der Sehnsucht, von Pik Anerkennung zu bekommen.
    Pik zeigte zur Tür. »Hau ab, sag ich. Ich will dich nicht mehr sehen. Nicht hier und auch sonst nirgendwo in Ostfriesland.«
    »Ist ja schon gut«, sagte er kleinlaut. »Ich mach’s ja. Du kannst dich auf mich verlassen.«

    Schrader nahm das Fahrzeug entgegen. Die Kollegen aus Jever entschuldigten sich, dass ihnen die Täter entwischt waren, grinsten sich

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