Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
behaupten wird, du seist es gewesen.«
    »Aber das ist gelogen!«
    »Ubbo Heide hat den Täter genau gesehen. Er wird ihn identifizieren.«
    Michi atmete auf. »Ein Glück«, sagte er wie zu sich selbst, »dass ich ihn nicht …«
    Er brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Ja«, sagte Weller, »sonst hättest du genau den Zeugen getötet, der dich entlasten kann und dem jeder glauben wird. Ganz im Gegensatz zu deinen Kumpels und den Mädels.«
    Erst jetzt wurde Michi wirklich klar, wie perfide Piks Plan gewesen war, und er bekam eine Mordswut auf ihn.

    Rupert hatte dieses Buch gekauft, weil der Titel ihm wie der viel gehörte Vorwurf seiner Schwiegermutter vorkam:
Mach etwas aus deinem Leben!
    Es war eine Art Karriereplaner mit Motivationshilfe. Dies Ding sollte aus Versagern Leistungsträger und aus Dummköpfen Genies machen.
    Er blätterte im Flur der Polizeiinspektion darin, als ihn etwas irritierte. Da war eine Bewegung, die nicht hierhergehörte. Auf dem Kaffeeautomaten kletterte etwas herum.
    Rupert stand jetzt ganz still und beobachtete nur. Das da war eine Ratte. Eine weiße Ratte!
    Er wollte seine Kollegen rufen:
Guckt euch diese Sauerei an! Deshalb geht die Maschine nicht! Dieses Vieh hat bestimmt alle Kabel zerfressen!
    Aber dann konnte er sich gut vorstellen, dass die Ratte sofort verschwinden würde, ins Innere dieses riesigen, nutzlosen Automaten. Und wie stünde er dann da? Als Idiot, der sich wichtig machen will? Als einer, der weiße Ratten sieht, wo keine sind? Rasch könnte daraus werden, er hätte weiße Mäuse gesehen und sei schon kurz vor dem Delirium.
    Er dachte an Sätze aus dem Karriereplaner. Es kam darauf an, nicht als Schwätzer wahrgenommen zu werden, sondern als zupackender Tatmensch. Und genau der wollte er jetzt sein. Ein Fels in der Brandung für seine Kollegen. Ein zupackender Tatmensch in einer Herde von Schwätzern …
    Die Ratte war jetzt an der Dose, aus der sonst diese ungenießbare Brühe tropfte. Der Ratte schmeckte es.
    Ich sollte sie fangen, dachte Rupert. Aber wie? Womit?
    Der Papierkorb bot sich an, aber Rupert hatte eine bessere Idee. Man musste bedenken, dass Ratten ja giftig sein konnten und auf jeden Fall bissig waren.
    Vorsichtig zog er seine Dienstwaffe.
    Als Rieke Gersema mit ihrem Schminktäschchen in der Hand in den Flur trat, um zur Toilette zu gehen, krachte ein Schuss. Der Kulturbeutel fiel auf den Boden. Ein Lippenstift,
Paradise Red
,
rollte neben die Patronenhülse, die Ruperts Waffe ausgespuckt hatte.
    Aus der Kaffeemaschine sprudelte ein Wasserstrahl im hohen Bogen in den Flur. Ein zerfetzter Rattenkörper klebte am Sieb.
    Aber das sah Rieke nicht. Sie ließ sich fallen, rollte in Deckung hinter die Sitzbank, zog ihre Heckler & Koch und rief: »Hände hoch! Waffe fallen lassen!«
    Rupert drehte sich zu ihr um.
    Jetzt stürmten aus allen Türen Kollegen in den Flur. Die meisten von ihnen hatten ihre Waffe im Anschlag.
    Rupert hob vorsichtig die Hände. Rechts hielt er seine Waffe, links den Karriereplaner.
    »Da war eine Ratte! Ich hab sie erledigt«, sagte er, aber das hörte niemand. Noch standen alle unter Schock vom Schuss in diesem engen Flur.

    Pik und Pille gingen von der Trinkhalle in Richtung Café am Markt. Sie sahen auf die Polizeiinspektion, in der gerade Wellers Meldung einging. »Die beiden Gestalten, die sich mal kurz unseren Wagen ausgeliehen haben, warten vermutlich am Kiosk auf eines unserer Taxis, das sie dann direkt in die U-Haft bringt.«
    Pik und Pille ließen sich widerstandslos festnehmen. Sie glaubten sogar, dass es besonders gut für sie sei, denn noch vermuteten sie nach dem Telefonat mit Michi, dass Ubbo Heide inzwischen auf dem Weg ins Jenseits sei.
    Gab es ein besseres Alibi, als zur Tatzeit in Polizeigewahrsam genommen zu werden?
    Die achtzig Gramm Kokain und das Tilidin hatten sie in einer Plastiktüte am St.-Ansgari-Brunnen abgestellt. Sie fanden das unglaublich clever. Sie glaubten, hier in Norden würde niemand eine herrenlose Plastiktüte einfach so mitnehmen oder stehlen. Dem war auch so. Lediglich die Stadtreinigung entsorgte am nächsten Morgen alles mit den Marktabfällen als Müll.

Der unberührte Sand war in der Nähe des Wassers glatt wie eine frisch geteerte Straße, aber viel härter. Die junge Familie ließ sich von den aufziehenden Gewitterwolken nicht verschrecken. Tapfer ging sie in Richtung Weiße Düne. Michalea Warfsmann und ihre Tochter waren barfuß, der Vater trug Gummistiefel.
    Was für ein Weichei,

Weitere Kostenlose Bücher