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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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dachte er.
    Er folgte ihnen in gut hundert Metern Abstand. Er überlegte, ob er näher kommen sollte. Er stellte sich vor, ein Gespräch mit ihnen zu beginnen. Ein bisschen Smalltalk. Sie sollten sich in Sicherheit wiegen. Sie konnten ja nicht ahnen, dass der Sensenmann zu Besuch kam.
    Er war nicht sicher, ob es ihm gelingen würde, seinen Zorn im Zaum zu halten. Ein plötzlicher Gefühlsausbruch könnte ihn verraten. Bei Willbrandt war es ihm nicht gelungen, sich zu beherrschen. Er hatte ihm direkt eine reingehauen.
    Diesmal wollte er sich besser im Griff haben. Er fragte sich, wie lange der trauernde Witwer brauchen würde, bevor er sich eine Neue ins Eigenheim holte. Trösterinnen fanden sich bestimmt zuhauf. So ein alleinerziehender Vater mit süßer kleiner Tochter blieb nicht lange ohne Retterin, die alles dafür tat, ihn wieder aufzumuntern. Besonders nicht, wenn er in gesicherter Position gutes Geld verdiente.
    Vielleicht, dachte er, tue ich dir damit sogar einen Gefallen … Vielleicht sollte ich dich nicht so einfach davonkommen lassen … Vielleicht sollte ich dich auch …
    Aber nein, dafür war dieser Joachim nicht wichtig genug. Und am Anfang würde er bestimmt auch leiden, gehörig unter Schock stehen und mit dem verstörten Töchterlein überfordert sein. Diese Satansbrut tanzte den beiden ja schon jetzt auf der Nase herum. Nach dem Tod der Mutter würde er ihr garantiert alles durchgehen lassen und sie restlos zu dem kleinen Monster verziehen, dem jetzt schon kaum einer Widerstand entgegensetzte oder Grenzen aufzeigte.
    Na klar, jetzt blieben sie stehen. Die kleine Meckerziege wollte nicht mehr, und der Papa spielte für sie den Lastesel. Er nahm seine kleine Prinzessin auf die Schultern und trug sie. Bestimmt bekam der Bürohengst Rückenschmerzen davon.
    Er stellte sich vor, wie Joachim heute Abend mit stinkenden Füßen von den billigen Gummistiefeln und Muskelkater in Schultern und Rücken auf dem Bett lag, während seine frigide Frau dem renitenten Töchterchen, das nicht schlafen wollte, Geschichten vorlas. Ob er sie nicht manchmal selbst hasste, diese kleine Monsterfamilie, die an ihm klebte und aus ihm einen Familiensklaven machte? Eine lächerliche Figur, die, statt abends mit einem Freund in der Kneipe ein Bier zu trinken, seine Tochter vom Ballett abholte und sich bescheuerte Weihnachtsfeiern angucken musste, auf denen dumme Knirpse uninspiriert auf Orff’schen Instrumenten klimperten, unfähig, im richtigen Takt die Triangel zu schlagen?
    Wie peinlich die beiden um die Gunst der kleinen Emma buhlten … Natürlich hielt die selbstverliebte Mutter es nicht lange aus, dass der Vater als Reitpferd die Anerkennung genoss. Also reichte sie ihrer Prinzessin eine angebrochene Prinzenrolle nach oben und machte Faxen wie ein versoffener Clown im Zirkus, der eigentlich mal Dompteur werden wollte, sich aber leider keine Löwen leisten konnte.
    Auf Papas Rücken zerkrümelte die Kleine einen Keks zwischen ihren Fingern.
    Ihm war, als würden die Möwen ihn meiden, als hielten sie gebührenden Abstand zu ihm. Vielleicht spürten diese Raubvögel genau, dass er war wie sie und auf eine Gelegenheit lauerte.
    Die kleine Familie dagegen wurde geradezu attackiert. Die schwächsten Möwen gaben sich mit den Krümeln zufrieden, die die Kleine fallen ließ. Die stärkeren, angriffslustigeren, versuchten, der Prinzessin die ganze Keksrolle abzujagen.
    Schon begann sie zu heulen. Ja, die Möwen ließen sich nicht so leicht manipulieren wie die Eltern in ihrer Angst zu versagen. Die Möwen wussten, was sie wollten, und ließen sich von Kindergejammer nicht abschrecken. Im Gegenteil! Es schien sie siegessicher zu stimmen.
    Ihm dagegen trauten sie nicht. Sie hielten einen Mindestabstand von geschätzten fünf bis acht Metern. Nein, er scheuchte sie nicht bewusst weg. Er ging einfach nur konsequent seinen Weg, ließ sich nicht beirren.
    Eine Welle rollte bis fast vor seine Füße aus, aber dann berührte sie seine Lederschuhe doch nicht, so als hätte selbst das Meer Respekt vor ihm. Nichts und niemand würde ihn berühren, wenn er es nicht wollte. Es war seine Entscheidung.
    Ja, so sollte es sein. Wenn Ines nur ein bisschen von seiner Art gehabt hätte … So, wie er Grenzen zog, wäre auch sie weniger verletzlich gewesen. Sie hatte einfach alles viel zu nah an sich herangelassen. Sie hätte seinen Schutzpanzer gebraucht. Sie hatte sich wundgerieben an dieser Welt, die es nicht wert war, und sich aufgeopfert

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