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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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vergessen, mir seine genaue Adresse zu hinterlassen. Jetzt sitze ich hier so rum und denke, vielleicht begegnen wir uns zufällig.«
    Für Frau Wittkowski war das das Stichwort. Sie holte zu einer langatmigen Geschichte aus, die damit endete, dass sie bei einem Besuch in Miami plötzlich einer Klassenkameradin begegnet sei, die sie seit Jahrzehnten aus den Augen verloren hatte.
    »Interessant, wirklich, sehr interessant«, knurrte Rupert und überlegte, wie er am besten von hier wegkommen konnte.
    Natürlich waren die Touristen irgendwo registriert, es musste eine Meldestelle geben. Vielleicht könnte er beim Bürgermeister nachfragen oder bei der Tourismusdirektion, falls die hier so etwas hatten. Aber er wollte das alles so wenig offiziell wie möglich machen. Im Grunde war er als Privatperson hier. Nur so konnte er all die Genehmigungen und Dienstverordnungen umgehen.
    Er ging die Straße runter zum Hafen, wo gerade der Fang entladen wurde und die Köche aus vielen Hotelküchen direkt einkauften. Rupert sah dem bunten Treiben ein wenig zu, dann probierte er auf seinem iPhone die Weller-Methode. Er loggte sich bei Facebook ein und gab den Namen Maximilian Kunz ein.
    Tatsächlich existierten dort mehrere Personen mit diesem Namen, aber nur einer, der in Hannover Komparatistik, Germanistik und vergleichende Theaterwissenschaften studierte.
    Der junge Mann hatte seinen gesamten Account völlig offen, und Rupert fand augenblicklich, wonach er suchte: Ein Handyfoto von einem Gebäude zwischen mehreren Olivenbäumen. Darunter stand:
Endlich angekommen. Es beginnt! Jill, Harry und Agnetha sind auch schon da.
    Jill, Harry und Agnetha, grinste Rupert. Wahrscheinlich war dieses Bürschchen doch nicht ganz von einer anderen Welt. Möglicherweise liefen in diesem Haus schärfere Partys als am Ballermann.
    Maximilian Kunz hatte drei Fotoalben ins Netz gestellt, mit insgesamt 741  Aufnahmen. Davon war ein Album sogar mit
Cala Figuera
beschriftet und eingeteilt in vier verschiedene Jahre. Er kam also öfter hierher.
    Auf den Bildern waren junge Leute, meist in einem recht kargen Raum. Auf dem Boden lagen Matratzen, und Rupert wusste das Ganze noch nicht einzuschätzen. Entweder ging es hier um fröhliches Rudelbumsen, oder irgendein Guru traf seine Sektenjünger.
    Die Frauen sahen zwar recht ansprechend aus, hüllten sich aber in äußerst ungeile Klamotten. Ausgebeulte Baumwollhosen und schlabberige Strickpullover törnten Rupert sofort ab.
    Er machte einen langen Spaziergang durchs Dorf, was ihm guttat. Außerhalb der Anlegestelle begegnete er wenigen Menschen. Auch schienen ihm viele Häuser nicht bewohnt zu sein. An einigen hingen Schilder:
Se vende
.
    Wenn das hier alles zu verkaufen war, dann hatte der Ort seine beste Zeit schon hinter sich, folgerte Rupert. Er fragte sich, wie es wäre, hier seinen Lebensabend zu verbringen, mit Blick auf die Bucht und dieser warmen Sonne.
    Nein, das war nichts für ihn. Er brauchte mehr Trubel um sich herum.
    Ann Kathrin hatte ihm einmal etwas von der Mandelblüte auf Mallorca vorgeschwärmt und wie wunderbar der Geruch sei.
    Immer wieder atmete Rupert tief ein, aber er sah zwar die Mandelbäume, und einige hatten auch noch rosa oder weiße Blüten, aber er roch nichts. Insgeheim verfluchte er die Klimaanlage im Flugzeug. Er kannte das. Ein, zwei Stunden im Flieger reichten aus und seine chronische Nebenhöhlenentzündung wurde aktiviert. Er roch praktisch nichts mehr, und nach einer Weile wurde der Druck in den Nebenhöhlen so groß, dass er glaubte, Zahnschmerzen zu haben. Dabei war er selbst der Meinung, dass sein Gebiss vermutlich das Einzige war, was so richtig gut funktionierte.
    Er musste gar nicht lange suchen, da fand er das Haus zwischen den Olivenbäumen. Darin fand ein fürchterlicher Streit statt. Eine Frau kreischte: »Ich bring dich um, du Sau! Ich hätte dich schon vor langer Zeit kaltmachen sollen!«
    Rupert sprang über eine kniehohe Mauer und pirschte sich ans Gebäude heran. Er trat mit dem rechten Fuß in warme, breiige Scheiße. Das bemerkte er aber nicht.
    Er bereute, seine Dienstwaffe nicht dabeizuhaben, aber selbst mit offiziellem Auftrag wäre es nicht leicht gewesen, damit ein Flugzeug zu besteigen.
    Das Haus lag recht einsam. Alle Fenster standen offen.
    Der Raum, aus dem die Schreie gekommen waren, war, so schätzte Rupert, fünf mal fünf Meter groß. Von außen vermutete man gar nicht, dass es in dem Haus so große Räume gab.
    Dort lagen die Matratzen, und

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