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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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unbedingt eine Minipli machen lassen, das stehe ihm. Es sei praktisch so ein Retrolook aus den Achtzigern, der durch den Kabarettisten Atze Schröder jetzt wieder »voll modern geworden« sei.
    Sie hatte immer wieder in seine Haare gegriffen, daran gezupft und dann mit Kennermiene gesagt: »Ja! Eigentlich sind Ihre Haare noch zu kurz dafür, aber das wächst sich raus. Das passt zu Ihnen!«
    Die Kollegen grinsten hinter seinem Rücken, das wusste er. Vielleicht taten sie es nur, weil sie sich nicht trauten, so ausgeflippt herumzulaufen wie er. Oder sah er jetzt wirklich so bescheuert aus, wie seine Schwiegermutter entsetzt behauptet hatte?
    Sollte er versuchen, sich die Haare glätten zu lassen, bevor er mit seiner Karriereplanung fortfuhr? Hatte jemand mit einer Minipli eine Chance auf einen Führungsposten?
    Er buchte den All-inclusive-Flug direkt im Internet und fuhr dann, ohne sich noch mit irgendwem abzusprechen, zum Bremer Flughafen.
    Er stellte den Dienstwagen im Parkhaus  1 ab, und weil er drei Stunden vor Abflug da war, wurde er bereits prächtig auf die schöne Undercoverzeit eingestimmt.
    Zwei Gruppen feierten schon in der Wartehalle, und es war nur eine Frage der Zeit, wann diese beiden amüsiersüchtigen Horden übereinander herfallen würden.
    Zum einen ein Kegelclub aus Delmenhorst, sieben Frauen, die bereits einen ziemlich angedüddelten Eindruck machten und aus mitgebrachten Plastikbechern Asti Spumante tranken. Ihr lautes Lachen war in Ruperts Ohren eher ein orgastisches Kreischen. Er zog sie mit seinen Blicken aus und stellte sich vor, jede von ihnen haben zu können. Innerhalb der nächsten Stunden.
    Und dann war da noch eine Männergruppe. Sie waren alle im gleichen Alter, und Rupert musste ihnen nicht nahe kommen, um herauszufinden, dass sie gemeinsam Abitur gemacht hatten und jetzt, fünfundzwanzig Jahre danach, endlich mal richtig die Sau rauslassen wollten.
    So nüchtern, wie er jetzt noch war, kam Rupert sich richtig fremd vor, ein echter Außenseiter. Daraus schöpfte er aber eine bestimmte Überlegenheit, und plötzlich machte er sich Gedanken, ob es klug sein könnte, die zu wahren. Wenn er hier das eine oder andere sexuelle Abenteuer abstauben wollte, dann war es vielleicht besser, nicht breit wie eine Axt herumzulallen, sondern einen klaren Kopf zu behalten.
    In Palma de Mallorca musste er dann feststellen, dass Maximilian Kunz keineswegs in Palma in einem Hotel namens Cala Figuera wohnte, sondern dass Cala Figuera ein kleiner Ort in einer fjordartigen Bucht war, mit gut siebenhundert Einwohnern, der zum Gemeindegebiet von Santanyí gehörte.
    Er checkte kurz in seinem Hotel ein und widerstand den Verlockungen, jetzt die Ballermannmeile abzuschreiten, was ihm einige powackelnde Touristinnen nicht gerade leichtmachten.
    Trotzdem lieh er sich ein Auto und fuhr die sechzig Kilometer bis Cala Figuera. Er nahm einen Fiat Panda für zweiunddreißig Euro pro Tag. In Ostfriesland wäre er niemals mit so einem orangefarbenen Frauenauto herumgefahren. Das gefiel vielleicht Ann Kathrin Klaasen, aber ihm stand so etwas überhaupt nicht zu Gesicht. Aber jetzt war es egal.
    Rupert hatte keine genaue Adresse, doch so schwer konnte es ja nicht sein, in einem siebenhundert-Leute-Dorf jemanden zu finden.
    Etwas später saß er im Restaurant Pura Vida auf der Terrasse und genoss den weiten Blick aufs offene Meer. Sie hatten ihm einen Latte macchiato angeboten, doch richtige Männer tranken keinen Milchkaffee, fand Rupert und bestellte sich einen Americano, und zwar schwarz.
    Ein Touristenpärchen aus NRW saß am Tisch gegenüber, und Rupert kam schnell mit ihnen ins Gespräch. Er glaubte, sich unheimlich professionell zu verhalten, und kurz nachdem er bei »Sind Sie zum ersten Mal hier, oder kommen Sie öfter hierher?« gelandet war, musste Rupert sich von Karl-Heinz Wittkowski anhören, dass Mallorca keineswegs die klischeehafte Insel der Partytouristen sei, sondern es wunderschöne, stille Ecken gäbe, in die sich diese Idioten – ja, er sagte Idioten – nicht vorarbeiten würden.
    »Besonders hier im Südosten gibt es wunderschöne Orte, wie dieses ehemalige Fischerdorf hier.«
    »Ach«, sagte Rupert, »ich bin eigentlich gekommen, weil ich einen Freund suche. Ich wohne in Palma.«
    Er registrierte die mitleidigen Blicke. War er etwa genau so einer von den Idioten, die Herr Wittkowski so sehr verabscheute?
    »Aber mein Freund«, er ließ den Namen wie nebenbei fallen, »Maximilian Kunz, hat

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