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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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dort waren bestimmt auch einige der Facebook-Fotos gemacht worden. Möbel gab es nicht im Raum, außer den Matratzen nur noch ein paar Sitzkissen.
    Eine junge Frau kniete heulend und schreiend auf dem Boden. Ihr gegenüber hatten sich drei andere Teilnehmer der Gruppe groß aufgebaut. Sie wirkten aufgebläht wie das Jüngste Gericht und sahen streng auf sie herunter.
    Eine zierliche Frau mit langen, lockigen Haaren, deren körperliche Erscheinung die einer sportlichen Dreißigjährigen war, mit dem Gesicht einer Frau, die kurz davor war, ihren fünfundsiebzigsten Geburtstag zu feiern, sagte: »Du machst das ganz toll, Jill. Bleib jetzt ganz bei dir und deinen Gefühlen. Die haben kein Recht, dich so zu behandeln. Du bist nicht verrückt. Deine Wut ist gut. Spürst du die Unterstützung der Gruppe für deine Wut?«
    Rupert staunte. Erst jetzt bemerkte er, dass er von einem Hund beschnüffelt wurde. Es war eine Promenadenmischung.
    Der Hund wedelte aufgeregt mit dem rostbraunen Schwanz und fand Ruperts Hosenbein sehr anziehend.
    Rupert versuchte, den Hund stumm wegzuscheuchen. Als das nicht funktionierte, zischte Rupert: »Hau ab! Du sollst abhauen, hab ich gesagt!«
    »Reden Sie mit sich selbst?«, fragte eine tiefe Männerstimme, die Rupert zusammenzucken ließ.
    Rupert fuhr herum, und ohne jede Frage stand Maximilian Kunz vor ihm.
    »Das ist hier kein Zoo, und Sie haben auch keinen Eintritt bezahlt. Wir haben es nicht gerne, wenn man uns belauscht.«
    »Belauscht? Von belauschen kann ja wohl keine Rede sein. Die Schreie der jungen Frau drangen bis zur Straße. Ich wollte ihr helfen. Ich bin …«
    »Ja. Sie sind ein Held. Das sieht man gleich. Aber Hilfe hat sie hier genug.«
    »Was ist das? Was passiert hier?«
    »Dies ist eine Psychodramagruppe.«
    »So eine Art Schauspielunterricht?«, fragte Rupert nach.
    »Nein. Wir treffen uns hier einmal im Jahr, um an unseren Traumatisierungen zu arbeiten und uns neue Spielräume für ein freieres Leben zu schaffen … Jetzt ist Ihre Neugier doch bestimmt befriedigt, und ich möchte Sie bitten, das Grundstück zu verlassen. Sie können gerne mal an einem Schnupperkurs teilnehmen, aber nicht heute. Das hier ist Hardcore für Leute, die schon lange dabei sind.«
    Um aus der Situation herauszukommen, versuchte Rupert es mit einem Überraschungsangriff. Der Hund sprang immer wieder an Rupert hoch.
    »Haben Sie solche psychischen Probleme, dass Sie das nötig haben? Ich meine, ein junger Mann in Ihrem Alter, der voll im Saft steht, gehört doch nicht in so eine Psychogruppe! Ich dachte, ich finde Sie am Ballermann.«
    Maximilian Kunz trat einen Schritt zurück, als brauche er den Abstand, um Rupert genauer betrachten zu können.
    »Ballermann«, lachte er. »Das ist doch nur eine Verballhornung des Wortes Balenario. Frei übersetzt heißt das, glaube ich, Heilbad.« Der junge Mann richtete seinen Zeigefinger wie den Lauf einer Pistole auf Rupert und sagte: »Ballermann soll wohl ein witziges Wort für ›Pistole‹ sein. Und außerdem darauf anspielen, dass hier große Mengen Alkohol getrunken werden und man sich sozusagen selbst den Kopf wegschießt.«
    Er hielt sich den Finger nun gegen die Schläfe und tat so, als würde er abdrücken. Dann wurde er plötzlich sehr ernst. »Ich folgere aus Ihren Worten, dass Sie mich gezielt suchen? Wissen Sie denn überhaupt, wer ich bin?«
    »Ja. Maximilian Kunz. Und mein Name ist Rupert. Ich bin von der ostfriesischen Kriminalpolizei. Im Osterfeuer wurde ein Leiche verbrannt.«
    »Ich weiß. Das hat sich inzwischen bis hierher herumgesprochen.«
    Interessant, dachte Rupert. Angeblich hat der junge Mann ja kein Handy und ist überhaupt nicht erreichbar.
    Die langhaarige Frau mit dem jungen Körper und dem alten Gesicht machte eine unwirsche Bewegung in Richtung Fenster und zischte: »Ihr stört uns!«
    Maximilian Kunz zog Rupert mit sich. Der Hund ließ nicht von Rupert ab und schien sich in Ruperts rechten Schuh verliebt zu haben, an dem etwas Braunes klebte.
    »Dürfen Sie denn hier überhaupt ermitteln?«, fragte Maximilian Kunz.
    Damit hatte er gleich den wunden Punkt getroffen.
    Rupert antwortete: »Ich würde es nicht direkt Ermittlung nennen. Mein Gott, in Ostfriesland liegt eine Leiche herum, und Sie waren dabei, als das Holz aufgeschichtet wurde. Darin lag die Leiche. Finden Sie es nicht auch logisch, dass ich komme, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen?«
    »Na klar. Ist schon in Ordnung.«
    Maximilian Kunz gab dem Hund ein

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