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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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besuchen. Woanders würden sie einfach vorgeladen werden.
    Weller brachte seine Nase dicht an Ann Kathrins Haar und atmete ein. Er berührte sie nicht. Er roch sie nur und hörte ihr zu.
    Da heulte der Seehund in ihrem Handy traurig auf. Es war wie ein Wehklagen, ein Schrei nach Liebe.
    Sie nahm das Gespräch an und erfuhr, dass die Ärzte in der Ubbo-Emmius-Klinik um Pilles Leben kämpften.
    »Ich fahre hin«, schlug Weller vor. »Dann kann ich ja auch gleich zu Ubbo.«
    Ann Kathrin rollte mit dem Bürostuhl zurück und fuhr dabei über Wellers neue, braune Wildlederschuhe, die er sich eigentlich für die Hochzeitsreise gekauft hatte. Die ersten neuen Schuhe seit zig Jahren. Aber er wusste, wie wichtig für Ann Kathrin Schuhe waren und wie sehr sie darauf achtete, darum hatte er nicht in seinen ausgelatschten Straßentretern mit ihr in die Flitterwochen fahren wollen.
    »Ich glaube, du solltest ihm besser fernbleiben, Frank. Bis du dich wieder im Griff hast …«
    Die Kritik traf ihn. »Ich habe den Bengel nicht misshandelt!«
    »Hab ich misshandelt gesagt? Ich dachte, ich habe gesagt, dass du dich im Moment nicht richtig im Griff hast.«
    »Ann! Der hat doch nicht wegen mir einen Selbstmordversuch gemacht!«
    »Nein, das denke ich auch nicht. Aber es sieht nicht gut aus, wenn du erst seinen Kopf auf die Tischplatte knallst und dann besorgt im Krankenhaus bei ihm auftauchst, findest du nicht?«
    Weller verlagerte sein Gewicht.
    Er war wütend auf Schrader. Wer sonst konnte Ann Kathrin von diesem Vorfall erzählt haben? Warum tat sein alter Skatbruder das?
    Weller empfand es als Verrat. Er wollte Ann Kathrin gegenüber nicht dastehen wie ein unkorrekter Polizist. Er wusste, wie sehr sie so etwas hasste.

    Als Michaela Warfsmann erwachte, glaubte sie, sich noch in einem Albtraum zu befinden. Das Ganze konnte nicht Wirklichkeit sein. Es war ein verrückter Albtraum, der eine heftige Panikattacke auslöste.
    Sie war nackt.
    Sie saß auf einem Stuhl.
    Sie konnte durch eine Glaswand die Nordsee sehen. Die Gischt auf den Wellen brachte Bewegung ins Bild, alles andere war statisch.
    Sie war nicht gefesselt. Sie saß nicht in einer Zwangsjacke, aber sie konnte sich kaum bewegen. Die Finger wohl und die Zehen auch. Den Kopf konnte sie drehen und ein bisschen vor und zurück, aber ihr blieb nur ein kleiner Spielraum. So irre der Gedanke war, irgendjemand hatte sie auf dem Stuhl festgeklebt.
    Jetzt hoffte sie, sich in einer psychiatrischen Klinik zu befinden. Ja, genau so musste es sein. Diesen Raum hier gab es gar nicht. Er war ein Wahnbild. Irgendeine Droge hatte ihren Verstand durcheinandergebracht und sie völlig verwirrt.
    Wenn sie versuchte, einen Arm hochzureißen, tat es höllisch weh. Sie stöhnte, und Schweißtropfen fielen von den Augenbrauen in ihre Wimpern.
    Da war ein Spiegel, extra so aufgestellt, dass sie sich sehen konnte. Aber diese Person da im Spiegel, das war nicht sie! Unmöglich! Das konnte sie nicht sein. Die Frau im Spiegel hatte einen glänzenden Glatzkopf.
    Auf dem Boden vor dem Spiegel sah sie ihr iPhone. Hatte er es dahin gelegt, damit ihr eine Hoffnung blieb?
    Sie versuchte, sich auf die heranrollenden Schaumkronen der Wellen zu konzentrieren. Das gab ihrem Geist einen kleinen Moment der Ruhe.
    Die Wellenkämme kannte sie. So war die Seeseite von Norderney.
    Sie suchte nach Realitätsstücken aus einer bekannten Wirklichkeit. Nach etwas, das wahr sein konnte. Wahr, im Gegensatz zu diesem Spiegelbild.
    Sie hatte einen ekelhaften Geschmack im Mund und brüllende Kopfschmerzen. Ihr war schwindelig.
    Ganz klar, sie stand unter Drogeneinfluss. Das gab ihr Hoffnung. Ein Rausch würde verfliegen.
    Oder war alles nur ein Albtraum? Ein gottverdammter Albtraum …
    Sie wollte schreien, aber schwarzes Isolierband verschloss in mehrfachen Schichten ihre Lippen. Mehr als ein »Hmmm« und »Umpff« drang nicht nach draußen. Dafür sah sie im Spiegel ihre Augäpfel hervorquellen, als würden sie gleich herausfallen und über den Boden kullern.
    In ihrer Phantasie geschah das jetzt auch. Wenn sie die Augen schloss, wurde alles noch schlimmer. Da war es besser, der grauenhaften Wirklichkeit ins Gesicht zu sehen.
    Draußen ging ein Pärchen spazieren und genoss den Blick, die Luft und die auf der Insel wiedererwachte Liebe. Sie waren so nah und doch so unerreichbar weit weg.
    Die Normalität draußen machte ihr den Irrsinn, in dem sie sich befand, erst richtig deutlich. Hatte er deshalb den Stuhl so gestellt,

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