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Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition)

Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition)

Titel: Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendare Blake
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warten, steht direkt vor der Tür.« Er schlurft auf uns zu. Meine Mom und ich weichen einen Schritt zurück.
    Ich lege die Hand auf das Geländer. Der Athame blitzt, ich hebe die Waffe auf Augenhöhe. »Komm ihr ja nicht zu nahe.«
    »Nur ihretwegen sind wir hier.« Wenn er sich bewegt, entsteht ein leises, gespenstisches Rascheln, als wäre sein Körper eine Illusion, und als sei die leere Kleidung alles, was sich dort rührt.
    »Wir sind ganz bestimmt nicht ihretwegen hier!«, fauche ich. »Ich bin hergekommen, um einen Geist zu
töten, und jetzt habe ich die Gelegenheit dazu.« Ich springe los, die Klinge zerteilt die Luft, die Spitze erwischt gerade eben die vorderen Knöpfe seiner Jacke.
    »Cas, nicht!«, ruft meine Mutter und will mich am Arm zurückziehen. Sie muss endlich damit aufhören. Was denkt sie denn, was ich die ganze Zeit gemacht habe? Komplizierte Fallen aufgestellt aus Federn, Sperrholz und mit einer Maus im Laufrad als Antrieb? Jetzt geht es in den Nahkampf, und damit kenne ich mich aus.
    Unterdessen trommelt Anna immer lauter an die Tür. Sie muss Migräne haben, wenn sie so nahe herangekommen ist.
    »Deshalb bist du hier, Junge«, zischelt er und schlägt nach mir. Der Hieb ist eher halbherzig und verfehlt mich um einen Kilometer. Ich bezweifle allerdings, dass er mich wegen der zugenähten Augen verfehlt hat. Er spielt nur mit mir. Auch die Tatsache, dass er lacht, deutet darauf hin.
    »Ich frage mich, wie du wohl untergehst«, antworte ich. »Ich frage mich, ob du schrumpelst oder eher schmilzt.«
    »Ich werde keines von beidem tun«, erwidert er immer noch lächelnd.
    »Und wenn ich dir den Arm abschneide?« Ich springe die Treppenstufen hinauf, hole mit dem Messer weit aus und schlage zu.
    »Dann wird mein Arm dich töten!«
    Er versetzt mir einen Hieb auf die Brust, sodass meine Mutter und ich die Treppe hinunterpurzeln.
Es tut weh. Es tut verdammt weh. Aber wenigstens lacht er nicht mehr. Wahrscheinlich ist es mir sogar gelungen, ihn sauer zu machen. Ich helfe meiner Mom beim Aufstehen.
    »Alles klar? Hast du dir was gebrochen?«, frage ich. Sie schüttelt den Kopf. »Geh zur Tür.« Als sie sich eilig in Sicherheit bringt, richte ich mich auf. Ohne jedes Anzeichen der gewohnten Steifheit kommt er die Treppe hinunter. Er läuft gewandter als viele lebende, jüngere Männer.
    »Vielleicht löst du dich auch einfach in Rauch auf.« Ich kann einfach den verdammten Mund nicht halten. »Aber ich persönlich hoffe, dass du explodierst.«
    Er holt tief Luft, dann noch einmal. Ein weiteres Mal, und er atmet immer noch nicht aus. Sein Oberkörper ist aufgebläht wie ein Ballon, die Rippen sind extrem gedehnt. Ich kann fast schon hören, wie die Sehnen reißen. Dann, ehe ich weiß, wie mir geschieht, streckt er die Arme aus und steht auf einmal direkt vor mir. Es ging so schnell, dass ich es überhaupt nicht verfolgen konnte. Er drückt meine Hand, die den Dolch hält, gegen die Wand, und hält mich mit der anderen am Kragen fest. Ich hole mit der freien Hand aus und versuche ihn am Hals und an der Schulter zu treffen, aber für ihn ist es anscheinend nicht anstrengender als der Kampf mit einer Garnrolle für ein Kätzchen.
    Jetzt atmet er wieder aus. Ein dichter, süßer Rauch quillt aus seinem Mund, streicht mir über die Augen und dringt in meine Nase ein. Der Geruch ist so stark und intensiv, dass mir die Knie weich werden.
    Irgendwo hinter mir spüre ich die Hände meiner Mom. Sie kreischt meinen Namen und zerrt mich zurück.
    »Du gibst sie mir, mein Sohn, oder du stirbst.« Damit lässt er mich fallen, und ich lande in den Armen meiner Mutter. »Der Unrat deines Körpers wird verwesen, der Verstand wird dir durch die Ohren hinausquellen.«
    Ich kann mich nicht rühren, ich kann nicht reden. Atmen kann ich noch, aber viel mehr auch nicht, und ich fühle mich völlig entrückt. Taub. Irgendwie verwirrt. Meine Mom schreit erschrocken und beugt sich über mich, als Anna endlich die Tür aus den Angeln reißt.
    »Warum holst du mich nicht selbst?«, fragt sie. Anna. Meine starke, schreckliche Anna. Ich will sie warnen, damit sie aufpasst, weil dieses Wesen jede Menge Tricks aus dem verfaulten Ärmel schütteln kann, aber ich bekomme kein Wort heraus. Meine Mutter und ich verfolgen am Boden kauernd den Streit zwischen den beiden stärksten Geistern, die wir je gesehen haben.
    »Tritt nur über die Schwelle, schönes Mädchen«, sagt er.
    »Komm du nur über meine«, erwidert sie und stemmt sich

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