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Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition)

Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition)

Titel: Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendare Blake
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ist schon tot, du kannst sie nicht töten. Du musst sie verbannen oder so. Mein Opa hat das ein- oder zweimal gemacht. Es gibt einen mächtigen Zauberspruch mit Kerzen und Kräutern und so weiter.« Thomas und ich wechseln einen Blick. Ab und zu ist der Junge ganz
gut zu gebrauchen. »Ich kann euch zu ihm bringen. Gleich heute Abend, wenn ihr wollt.«
    Will sieht erst Thomas und dann mich an, dann wieder Thomas. Chase wünscht sich anscheinend, er hätte nicht so oft den starken Mann gespielt. Aber wie man sich bettet, so liegt man. Carmel starrt mich wortlos an.
    »Na gut«, lenkt Will schließlich ein. »Wir treffen uns nach der Schule.«
    »Da kann ich nicht«, widerspreche ich rasch. »Meine Mom wollte was von mir. Ich komme dann später direkt in den Laden.«
    Sie bewegen sich unbeholfen durch die engen Sitzreihen. Thomas blickt ihnen lächelnd hinterher.
    »Das war doch ganz gut, oder? Wer sagt denn, ich sei kein Medium?«
    »Wahrscheinlich war das nur weibliche Intuition«, widerspreche ich. »Ich muss mich aber darauf verlassen können, dass du sie mit dem alten Morfran lange genug in die Irre führst.«
    »Wo wirst du denn sein?«, fragt er, aber ich antworte nicht. Er weiß, wohin ich will. Ich werde Anna besuchen.

Wieder starre ich Annas Haus an. Der logisch arbeitende Teil meines Verstandes sagt mir, dass es einfach nur ein Haus ist. Erst das, was sich darin befindet, macht es so schrecklich und gefährlich. Ausgeschlossen, dass es sich zu mir vorneigt, als wollte es mich durch das Unterholz jagen. Ausgeschlossen, dass es sich mit einem Ruck vom Fundament befreit und mich im Ganzen verschlingt. Aber ich habe trotzdem das Gefühl, als wollte es gleich genau das tun.
    Hinter mir faucht es leise. Ich drehe mich um. Tybalt stemmt im Auto meiner Mom die Vorderpfoten an die Beifahrertür und blickt durchs Fenster zu mir heraus.
    »Das kannst du laut sagen, Katze«, sage ich. Ich weiß auch nicht, warum meine Mutter ihn mir mitgegeben hat, denn er wird mir nicht helfen können. Wenn es um die Frage der Nützlichkeit geht, ist er wohl eher ein Rauchmelder als ein Jagdhund. Nach der Schule habe ich meiner Mutter erzählt, wohin ich will und was passiert ist, wobei ich den Teil unterschlagen habe, als ich fast getötet und einer meiner Klassenkameraden in zwei Hälften zerteilt wurde. Wahrscheinlich hat sie
geahnt, dass mehr dahintersteckt, denn ich trage ein frisches Dreieck aus Rosmarinöl auf der Stirn, und sie hat mir die Katze aufgedrängt. Manchmal habe ich den Eindruck, dass sie nicht die geringste Ahnung hat, was ich hier draußen eigentlich mache.
    Gesagt hat sie nicht viel. Aber es ist immer da und liegt ihr auf der Zunge. Sie würde mich gern bewegen, damit aufzuhören. Es ist gefährlich, und dabei kommen manchmal Menschen ums Leben. Aber es kämen noch mehr ums Leben, wenn ich nicht meine Arbeit machen würde. Es ist die Aufgabe, mit der mein Vater begonnen hat. Dafür bin ich geboren, es ist sein Vermächtnis, und dies ist auch der Grund dafür, dass sie sich zurückhält. Sie glaubte an ihn und kannte die Gefahren, und dann wurde er eines Tages von einem Geist ermordet, der nur einer in einer langen Reihe hätte sein sollen.
    Ich hole das Messer aus dem Rucksack und lockere es in der Scheide. Mein Vater hat eines Tages unser Haus mit diesem Dolch verlassen, genau wie er es schon immer seit der Zeit vor meiner Geburt getan hatte. Aber er ist nicht zurückgekehrt, irgendetwas hat ihn getötet. Die Polizei kam einen Tag später, nachdem meine Mutter ihn als vermisst gemeldet hatte. Sie sagten, mein Vater sei tot. Ich drückte mich in einer Ecke herum, während sie meine Mutter befragten. Schließlich vertraute der Detective meiner Mutter flüsternd die näheren Umstände an: Der Körper meines Vaters sei von Bisswunden übersät gewesen, und ganze Stücke des Körpers hätten gefehlt.
    Monatelang ließ mir der grässliche Tod meines Vaters keine Ruhe. Ich stellte es mir auf jede erdenkliche Weise vor und träumte davon. Ich zeichnete es mit schwarzem Stift und roter Wachsmalkreide: Skelette und Blut. Meine Mutter versuchte, mich zu heilen. Sie sang ständig für mich und ließ das Licht an, damit ich nicht im Dunkeln allein sein musste. Doch die Visionen und Albträume hörten erst auf, als ich das Messer an mich nahm.
    Natürlich haben sie den Mörder meines Vaters nie gefunden. Der Täter war ja schon tot. Daher weiß ich, was ich zu tun habe. Wenn ich jetzt Annas Haus betrachte, fürchte ich mich

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